Das chinesische Mondfest ist mittlerweile fest im Basler Jahreskalender verankert. © Staatskanzlei Basel-Stadt
Das chinesische Mondfest ist mittlerweile fest im Basler Jahreskalender verankert. © Staatskanzlei Basel-Stadt
  • Nathan Leuenberger
  • Aktualisiert am

Chinesische Gäste in Basel: Die Tourismus-Welle aus Asien rollt an

Mondfest, Partnerstadt Shanghai und eine Art Basel in Hongkong. China hat einen hohen Stellenwert in Basel. Nun kommen auch die Chinesen, noch nicht in Scharen, aber prallem Geldbeutel.

Wer sieht das nicht selber immer öfter? Eine Touristenführerin mit erhobenem Schild führt eine Gruppe asiatischer Touristen durch die Basler Gässli. Jeder von ihnen mit einem Knopf im Ohr ausgestattet, damit die Reiseleiterin sich nicht die Kehle wund schreit. Halbinteressiert bleiben sie vor dem Rathaus stehen, schiessen ein paar Fotos und ziehen weiter. In der Innenstadt bereits Alltag. Basel ist bei chinesischen Touristen plötzlich sehr beliebt. Das beweisen auch die aktuellsten Zahlen: «Das Wachstum der Logiernächte zwischen 2012 und 2017 betrug 40 Prozent», so Christoph Bosshardt, Marketingleiter bei Basel Tourismus. Eine Zunahme, wie sonst aus keinem anderen Land der Erde.

Allerdings muss gleich relativiert werden. Der Anteil liegt gerade erst bei 1,3 Prozent, was dem schweizerischen Durchschnitt entspricht. Damit zieht Basel aber nun plötzlich gleich mit den bisherigen Magneten Berner Oberland, Luzern oder Jungfraujoch. Und erst einmal hier, sind sie sehr kauffreudige Besucher, bestätigt Bosshardt: «Was die täglichen Ausgaben anbelangt, geben Chinesen im Durchschnitt mehr aus als die Gesamtheit aller Touristen, jedoch immer noch weniger als die arabischen Gäste, welche nach wie vor den Spitzenplatz belegen.» 

Die hiesigen Geschäfte stellen sich auf auf die neue, zahlungsfreudige Kundschaft ein. Nicht alle, wie Pro Innerstadt-Chef Mathias F. Böhm gegenüber barfi sagt: «Im Mittel- bis hochpreisigen Segment macht es sicher mehr Sinn, dass man sich darauf vorbereitet. Bei Alltagsgeschäften weniger.»

Bis vor ein paar Jahren gab es noch Probleme mit Kreditkarten, denn China hat ein eigenes System. Inzwischen existieren aber funktionsfähige Schnittstellen. Doch was erwarten die Gäste aus China von Basel? «Viele Touristen wollen gar nicht, dass Angebote extra auf sie zugeschnitten sind. Man kann durchaus mit den gängigsten Methoden fahren», fügt Böhm an. 

China in Aufbruchstimmung

Europa bereitet sich schon seit Jahren auf den Ansturm der wohlhabenden asiatischen Touristen vor, Basel zieht nun nach. Bei der Jahresbilanz-Konferenz Anfang Jahr betonte Basel Tourismus, dass man sich verstärkt auf chinesische Gäste konzentrieren möchte. «Für Basel liegt das Potential in China beim wachsenden Segment der Individualtouristen sowie bei den Flusskreuzfahrten, welche im Land der Mitte zunehmend populär sind. Wir bemühen uns, in China die Nische der gut situierten kunst- und kulturinteressierten Individualreisenden anzusprechen.»

Für unsere Stadt von Vorteil: Seit 2004 brauchen Bewohner der Volksrepublik keine staatliche Ausreisegenehmigung mehr um in die Schweiz zu reisen. Das vergangene Jahr wurde zudem zum «Tourismusjahr Schweiz-China» erklärt. Es gibt viele Bemühungen um unsere Heimat dem wachsenden Tourismusmarkt im Osten schmackhaft zu machen. «Gemessen an den Logiernächten war China für die Schweizer Hotellerie 2017 der viertwichtigste Auslandsmarkt nach Deutschland, den USA und dem Vereinigten Königreich», hält das Statistische Amt Basel in seinem Jahresbericht fest. Das tönt bereits sehr gut und lässt dabei noch viel Luft nach oben.

Grosse Verbundenheit

Basel zeigt schon seit geraumer Zeit eine enge Verbundenheit zu China: Shanghai als Partnerstadt, das jährlich stattfindende Mondfest und ein Ableger der Art Basel in Hongkong. Diese Messe sei für den Tourismusmarkt laut Christoph Bosshardt wichtig: «Wir bearbeiten den chinesischen Markt mit einem eigenen Repräsentanten vor Ort und in enger Zusammenarbeit mit Schweiz Tourismus. Zudem nutzen wir die Art Basel in Hongkong, um für Basel zu werben.»

Chinesische Schriftzeichen sind in Basel jedoch noch wenige zu sehen. Das lokale Gewerbe begnügt sich noch vorwiegend darauf englische Übersetzungen anzubieten. Einige Ausnahmen gibt es allerdings: Auf der Menükarte des Restaurants Stadthof am Barfi findet sich bereits eine Speisebeschreibung in chinesischer Schrift. Ob Kutteln und Kalbskopf den asiatischen Gästen das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt, bleibt fraglich. Chinesische Gäste sind vorsichtig, was fremde Küche betrifft – auch und besonders bei Weltreisen.

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