• Christian Platz
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Clevere Ordensschwestern brachten den Namen Clara nach Basel

Claraplatz, Clarakirche, Clarastrasse, Claramatte, diese Namen haben ihren Ursprung beim Orden der Clarissinnen, die ihr Kloster im Kleinbasel einst sehr geschäftstüchtig betrieben – und sich keine grossen Gedanken machten, wenn sie bei ihren Nachbarn aneckten.

Der Orden der Clarissinnen – auch der «seraphische Orden» oder der «Orden der armen Damen» genannt – wurde im frühen 13. Jahrhundert vom Heilligen Franziskus und der Heiligen Klara von Assisi gegründet. Einfachheit und Armut waren die Grundlagen der religiösen Lebensprinzipien dieser Frauen. Im Kleinbasel zeigten sie sich jedoch auch von ihrer cleveren, geschäftstüchtigen Seite.

Sackbrüder verliessen das mindere Basel

1279 übernahmen die frommen Frauen das Kloster am Claraplatz, das vorher Wohnort der so genannten Sackbrüder gewesen war, einem Orden, der sich ebenfalls der Armut verschrieben hatte, und sich jenen Kranken annahm, die besonders grausige Symptome zeigten. Ihr Orden wurde Mitte des 13. Jahrhunderts allerdings von Papst Gregor X. aufgelöst, worauf sie auch ihren Wohnsitz im Kleinbasel verliessen.

Weil der Basler Bischof Heinrich von Isney den Orden der Clarissinnen sehr schätzte, schanzte er ihnen 1279 das verlassene Klosterareal zu. Vorher hatten sie an der Spalenvorstadt gehaust.

Beten für die Unterstützerinnen

Obwohl (oder gerade weil) diese Nonnen sich der äussersten Bescheidenheit verschrieben – sie trugen rabenschwarze Schleier und kratzige Wollkleider – waren sie bei vornehmen wohlhabenden Damen besonders beliebt. Die Damen unterstützten den Orden kräftig oder traten ihm sogar bei. Das Beten für das Seelenheil dieser Unterstützerinnen aus guten Häusern war dann auch eine wichtige Pflicht der aktiven Schwestern.  

Als Beichtväter und geistliche Betreuer der Clarissinnen waren übrigens die Franziskanermönche, also die Barfüssermönche vom Barfi, bestellt.

Bescheiden in der Öffentlichkeit, aber...

In der Öffentlichkeit traten die Klosterfrauen demonstrativ bescheiden auf. Hinter den Mauern ging es jedoch nicht immer so einfach zu. Einige der reichen Frauen, die in den Orden eintraten, brachten allerlei Annehmlichkeiten aus ihren Herrenhäusern in die Heiligen Mauern mit, darunter auch Zofen und Diener. Und mit der fleischlichen Zucht sollen sie es manchmal auch nicht so genau genommen haben.

Herrenbesuchen nicht ganz abgeneigt

Sie haben es wohl nicht ganz so wild getrieben wie die Bewohnerinnen des benachbarten Klosters Klingental, das zeitweise fast schon eine Art Bordellbetrieb war und immer wieder unter strenge Observanz gestellt wurde, aber einige der Nonnen seien heimlichen Herrenbesuchen nicht ganz abgeneigt gewesen.

Doch die Clarissinnen konnten sich – der bischöflichen Protektion seis gedankt – ziemlich viel erlauben. Auch Dinge, die im minderen Basel für einigen Ärger sorgten.

Vom «Brotmeister» protegiert

Kaum ins neue Kloster eingezogen, begannen die «armen Damen» damit, ihren Grundbesitz vor den Stadtmauern auszubauen. Auch ihr Begehren nach einer eigenen Mühle und eigenem Grundwasser erfüllte sich. Diese Anschaffung gelangen so gut, weil sie einen mächtigen Beamten des Bischofs zur Seite hatten: Heinrich von Ravensburg, den alle nur «Brotmeister» nannten.

Ein Loch in die Stadtmauer

Schon zehn Jahre nachdem sie am Claraplatz eigenzogen waren, gehörte ihnen im Kleinbasel jede Menge Land. Zudem erhielten sie die Bewilligung, den Mühlbach zu ihrem Klosterareal umzuleiten, wofür eigens ein Loch in die Stadtmauer gemacht werden musste. Ein weiteres Ärgernis für die Kleinbasler.

Beschwerden versandeten

Immer wieder kam es zu Streitereien zwischen den Anwohnern und den Ordensschwestern. Doch alle Beschwerden gegen das Verhalten und die Eigenmächtigkeiten der Klosterfrauen versandeten, so mächtig war die Protektion, die sie genossen. Dabei dürfte es auch eine Rolle gespielt haben, dass eben hektoliterweise adliges Blut diesen Orden speiste.

Unter der Herrschaft der Reformation

Mit dem Anbruch des 16. Jahrhunderts begannen die glanzvollen Tage des Klosters zu schwinden, denn die Reformation nahte. Ab den 1520er-Jahren brummte der Basler Rat den Clarissinnen immer mehr Regeln auf, strich ihre Privilegien zusammen und machte ihnen das Leben schwer. Im Dezember 1529 übergaben sie ihre Gebäude an die Stadt.

1853 wieder katholisch

Danach wurde die Clarakirche zu einem reformierten Gotteshaus. Erst im Jahr 1853 übergab man sie wieder an die Katholiken, für die sie ein wichtiges Zentrum im protestantischen Basel wurde. Zwischen 1858 und 1860 wurde die Kirche durch Amadeus Merian neu gebaut, dabei nahm sie im Wesentlichen jene äussere Gestalt an, die uns heute vertraut ist. 

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