Bild:as/Montage Lara Hiebenthal
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  • Andy Strässle
  • Aktualisiert am

Das Amt für Verschleierung: Basler AUE führt Parlament und Öffentlichkeit an der Nase herum

Das Amt für Umweltschutz und Energie (AUE) hat das Parlament und die Öffentlichkeit offensichtlich getäuscht. Auf zahllose Medienanfragen und eine Interpellation sprach es im Fall des Spielplatz Ackermätteli von Messungen, die es gar nicht gibt.

Vernebeln, verschleiern und verheimlichen: Das Basler Amt für Umwelt und Energie verheddert sich immer mehr in Widersprüchen. Immer wieder beteuerten die Verantwortlichen, beim Spielplatz Ackermätteli liege kein Chemieschlamm. Zwar zeigt eine Karte von Cibga-Geigy und dem Geologiebüro CSD, dass an drei Stellen entlang des Altrheinwegs Chemiemüll abgelagert worden ist. Barfi.ch hatte die Zuständigen mehrfach mit dem Plan konfrontiert. Ebenso mit der Aussage eines ehemaligen Kantonsmitarbeiters, der um 1980 den Chemiemüll beim Ackermätteli sah. Er sagte: «Ich habe den Chemiemüll gesehen. Und ich war nicht der Einzige. Alle, die um 1980 beim Bau des Kläranlagen-Zuleitungskanals im Bereich des Ackermättelis beteiligt waren, haben ihn gesehen. Das steht ausser Zweifel, dass es dort Chemiemüll hat.» Gleichzeitig sprach ein ehemaliger Mitarbeiter der Industrie davon, dass sämtliche Untersuchungen der Chemiefirmen immer auf Höhe Schlossgasse geendet hatten.

Bohrprofile untersucht, die es nicht gibt

Als der SP-Grossrat Sebastian Kölliker in einer Interpellation Mitte März bei der Regierung Bezug auf den barfi-Artikel nahm und nachfragte, schrieb das AUE: «Bei den vom geologischen Büro Dr. Reber als <Chemieschlamm> bezeichneten Standorten hat der Kanton die Bohrprofile gründlich untersucht. Bis zu einer Bohrtiefe von sechs Metern finden sich dort vorwiegend Bauschutt, Abbruch- und Aushubmaterialien, durchsetzt mit schwarzen, schlammartigen Abfällen aus der Farbstoffproduktion.» Auf eine weitere Nachfrage, ob klar sei, was beim Ackermätteli verbuddelt worden sei, antwortete Monika Schweizer vom AUE: «Die Bohrprofile der Bohrungen im Bereich Ackermätteli geben auch keine Anhaltspunkte für Chemieabfälle, die Grundwasseranalysen im weiteren Abstrom ebenfalls nicht.»

Beim Spielplatz keine Messungen

Heute Morgen stellte sich bei einer Aktion einer Schulklasse, die auf der Wiese vor dem Spielplatz zwei Lieder sang und mit Plakaten für einen giftfreien Spielplatz warb, heraus: Es gibt weder Messstellen an der richtigen Stelle noch diese Bohrprofile aus der Tiefe des Ackermätteli. Eine Abordnung des Amtes für Umweltschutz und Energie Basel-Stadt, die ebenfalls eingeladen gewesen war, räumte vor Ort schliesslich ein: Messungen haben ausschliesslich an anderen Orten stattgefunden. Die Verantwortlichen fassten sich ein Herz. Sie stellten nun Bohrungen auf dem Ackermätteli in Aussicht. Eine gute Sache. So zeigt sich auch Martin Forter von den Ärztinnen und Ärzten für Umweltschutz in einer Stellungnahme froh darüber, dass der Spielplatz nach langem, unnötigen hin- und her endlich untersucht wird. Einen weniger guten Eindruck hinterlässt, dass den Verantwortlichen des Amtes, Paul Svoboda, Monika Schweizer und AUE-Chef Matthias Nabholz erst jetzt einfällt, dass es bei diesem Spielplatz keine Messungen gibt.

Es mag das eine sein, allzu neugierigen Journalisten ausweichende Auskünfte zu erteilen. So landete das Kamerateam des Lokalsenders Telebasel bei seiner Story über das Gift auf dem Spielplatz etwa plötzlich auf der Rheinüberwachungsstation. Diese hat aber mit dem Chemiemüll beim Ackermätteli überhaupt nichts zu tun. Weit schwerwiegender erscheint es aber, eine parlamentarische Anfrage falsch zu beantworten.

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