• Nathan Leuenberger

Das grösste Ski-Imperium der Region: Wie Karrer zum Schneesport-König wurde

Wer in Laufen aus dem Zug steigt, sieht das Schild schon von weitem: «Sportshop Karrer». Hierhin zieht es Wintersport-Begeisterte aus der ganzen Region und dem grenznahen Ausland. Ein Familienbetrieb, der von einer kleinen Werkstatt zu einem richtigen Imperium wuchs.

Dezember. Die Saison läuft. Hochbetrieb im «Sportshop Karrer». Das Geschäft in Laufen ist schon seit Jahrzehnten der Skiverleih Nummer eins in der Region. Vielleicht sogar in der Schweiz. «Ja, wir sind schon mitten in der Skisaison», sagt Regula Blättler, die Geschäftsführerin. Während Schnee in der Nordwestschweiz diesen Winter immer noch eine Rarität ist – wie gefallen, so geschmolzen – verführen Schweizer Skigebiete mit viel weisser Pracht. Sehr viel. Das lockt Kunden an.

«Unsere Kunden leihen meistens aus, denn Ski-Verleih ist unser Kerngeschäft. Wir haben jedoch auch eine grosse Verkaufsabteilung.» Der Verleih ist das eigentliche Erfolgsrezept, das sich schon seit über 40 Jahren bewährt. Gegründet wurde der «Sportshop Karrer» 1965 von Fridolin Karrer in der Baselbieter Gemeinde Brislach.

Der damals noch als Lehrer aktive Karrer wollte mit seinen Schülern ins Skilager. Jedoch weder Skiausrüstung noch finanzielle Mittel waren verfügbar. Lehrer Karrer begann, die nötige Ausrüstung eigenhändig zu sammeln und richtete in einem umgebauten Bauernhaus seine erste Werkstatt ein. Der pädagogische Beruf blieb bald auf der Strecke, denn sein so entstandener Skiverleih boomte unaufhaltsam. Die Werkstatt wurde schnell zu klein und das Brislacher Unternehmen zügelte zuerst innerhalb Brislachs und dann in eine alte Ziegelei in Laufen – dort ist das Geschäft noch heute zu Hause.

Skiverleih als Familientradition

Und doch scheint ein solch erfolgreiches Skigeschäft eine Kuriosität – viele Kilometer weit entfernt vom nächsten richtig schneebedeckten Berg. «Unsere Kunden leihen meist langfristig, über die ganze Saison», erklärt Blättler. «Nicht selten auch gleich über mehrere Jahre. Das gleiche Paar Ski wird dann in der Familie von verschiedenen Kindern gebraucht.» Sobald der grössere Bruder, oder grössere Schwester, aus den Brettern herausgewachsen ist, kommt schon das kleine Geschwister mit Lernen dran. «Ein weiterer Vorteil ist, dass eine Ausleihe bei uns Spontanität bietet. Passt das Wetter, kann man gleich losziehen, ohne vor Ort noch die nötige Ausrüstung organisieren zu müssen.»

Ein Angebot das zieht: mittlerweile reisen die Kunden aus der ganzen Schweiz, dem benachbarten Frankreich und Deutschland an. «Wir haben ein grosses und vielfältiges Sortiment, zudem sind unsere Preise vor allem für die Saison sehr attraktiv. Das hilft vermutlich auch», so Blättler.

Regula Blättler ist relativ frisch in der Rolle als Geschäftsführerin. Im Januar übernahm sie die Position von ihrem Vater Alfred Friedli. «Ganz neu bin ich aber nicht im Geschäft! Früher habe ich in den Ferien im Laden ausgeholfen. Da konnte ich schon erste Erfahrungen sammeln.» Grosse Veränderungen sind nicht geplant, das Erfolgsrezept weitergeführt. Und wieso auch nicht, denn es scheint zu funktionieren.

Aber auch in Laufen macht man sich Gedanken um die Zukunft. Denn das Einkaufsverhalten ist im Wandel. «Es kommt auch bei uns vor, dass Kunden herkommen, Fotos von Kleidern machen und diese dann online bestellen.» Viel abhängiger ist der Sportshop von einer unbeeinflussbaren Macht: dem Wetter. «Letztes Jahr war es um einiges schwieriger, als der Schnee erst so spät kam. Zum Glück ist es dieses Jahr anders.» 

Nicht nur wintertauglich

Gute Winter sind wichtig, denn der «Sportshop Karrer» beschäftigt im Winter rund 35 Leute und im Sommer 20. Ein eingespieltes Team, das sich über Service und Verkauf verteilt. Im Sommer gehen zwar keine Ski über die Ladentheke, jedoch so allerlei andere Sportgeräte. Velos, E-Bikes, Skateboards, Wander- und Joggingschuhe reihen sich neben der Winterausrüstung auf der grosszügigen Ladenfläche. Und nebst dem Verkauf bietet «Karrer» den nötigen Service fürs Material. «Unsere Serviceabteilung präpariert die Skis in rund 30 Minuten für die nächste Abfahrt und die Velowerkstatt macht Bikes aller Marken wieder flott», fügt Regula Blättler an.

Seit sie als Geschäftsführerin arbeitet, kommt Blättler nicht mehr so oft zum Skifahren wie auch schon; «Zwischen Weihnachten und Neujahr kann ich es ganz vergessen», meint sie lächelnd. Einen Vorteil hat sie nun allerdings: Sie steht schon lange vor der Kundschaft auf den neusten Brettern. «Für mich ist es super die neuen Skis zu probieren, darauf freue ich mich immer.» Während wir noch auf den 2017/18-Modellen unsere Bögen stemmen, legt sie sich bereits auf den Zukunftsvisionen der Hersteller in die Kurven. Ihr Tipp für diese Saison: Atomic-Skis mit Servotec – die Servolenkung für den Ski.

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