Die Variante «Hoch Y» ist jetzt keine Variante mehr, sondern ein Entscheid. ©Montage barfi
Die Variante «Hoch Y» ist jetzt keine Variante mehr, sondern ein Entscheid. ©Montage barfi
  • Andreas Schwald
  • Aktualisiert am

Das ist jetzt unser Bahn-Herzstück: Mit Haltestellen «Basel Mitte» und «Klybeck»

Das Basler Herzstück hat seine definitive Form gefunden: Heute Mittwoch wurde die Variante «Hoch Y» als Lösung vorgestellt. Unterirdisch wird's erst hinter den Basler Bahnhöfen, es gibt unter dem Marktplatz und dem Klybeck-Areal je eine Haltestelle. Die Realisierung mit dem Bund ist allerdings immer noch nicht vollends geklärt.

Es ist geklärt. Der «Herzstück» genannte S-Bahn-Abschnitt unter Basler Boden hat seine definitive Form erhalten. Es handelt sich um eine Variante ohne grosse Tiefbahnhöfe, aber mit zwei neuen Haltestellen: «Basel Mitte» unter dem Bahnhof und «Klybeck», wo derzeit die Arealplanung Klybeck Plus läuft. Die Investitionskosten für das Herzstück allein werden derzeit mit 1,9 Milliarden Franken veranschlagt.

Heute Mittwoch haben die verantwortlichen Kantone Basel-Stadt und Baselland die Pläne vorgestellt. Lange war strittig, welche Variante das Herzstück nun nehmen soll; jetzt fiel der Entscheid auf die günstigere Lösung. Günstiger deshalb, weil die bestehenden Bahnhöfe Basel SBB, Badischer Bahnhof und Bahnhof St. Johann nicht auch noch ein wesentliches Stück tiefer gelegt werden müssen.

«Mitte» und «Klybeck»: So wird die Strecke aussehen

«Hoch Y» ein verästeltes Netz, das entfernt an ein Herz erinnern soll. ©Kantone BS und BL

  1. Ab Bahnhof SBB erfolgt die Einfahrt für den S-Bahn-Verkehr ab dem Gleisfeld Wolf durch den bestehenden Posttunnel. Von der Laufentallinie muss ein zusätzlicher Anschluss an diesen Tunnel erstellt werden. Die S-Bahn-Züge halten wie heute im Bahnhof SBB à Niveau.
  2. Die S-Bahn überquert auf der bestehenden Trasse der Elsässerbahn die Birsig und den Zoo. Nach der Überführung Oberwilerstrasse zweigt das Herzstück im bestehenden Einschnitt zur Schützenmatte hin ab. Anschliessend verläuft die Trasse unterirdisch bis zur Haltestelle Mitte.
  3. Die Tiefhaltestelle Basel Mitte erschliesst die Universität, das Universitätsspital und den Tram-/Busknoten Schifflände, zudem wird der Y-Ast Richtung Bahnhof St. Johann angeschlossen. Die Haltestelle Mitte liegt ca. 28 Meter unter dem Marktplatz. Ausgänge sind zur Schifflände, zu Universität/Spital und zwischen Marktplatz und Barfüsserplatz vorgesehen. Die Haltestelle besitzt zwei Gleise mit einem Mittelperron von 235 m Länge. Nach der Haltestelle Mitte unterquert das Herzstück den Rhein, das Matthäus-Quartier und den Autobahntunnel der Nordtangente (A3).
  4. Die Tiefhaltestelle Klybeck beginnt im Bereich der Querung der Nordtangente (A3) und liegt annähernd in Nord-Süd-Richtung parallel zur Klybeckstrasse. Ausgänge sind zu den Tramhal- testellen Dreirosenbrücke und Ciba vorgesehen. Zudem ist ein Ausgangsstollen unter dem Rhein hindurch zum Novartis Campus möglich.
  5. Anschliessend an die Haltestelle Klybeck unterquert die Strecke in einem Bogen zweimal die Wiese und mündet in das oberirdische Gleisfeld des Badischen Bahnhofs. Der Anschluss erfolgt dabei an den hintersten Bahnsteig.
  6. Der Y-Ast zweigt nördlich der Haltestelle Mitte von der Stammstrecke ab und wird beim Bahnhof St. Johann oberirdisch an die bestehende Strecke der Elsässerbahn angeschlossen. Der Y-Ast kann etappiert werden, sofern Vorinvestitionen für den Abzweiger im Herzstück getätigt werden. Diese hängen von der Ausgestaltung des zukünftigen Fernverkehrsangebots ab. Sollten ab «Mitte» also Fernzüge verkehren, müsste die Haltestelle verlängert werden.

Haltestelle Schützenmatte immer noch eine Option

Die Verantwortlichen rechnen auch mit Optionen, zum Beispiel einen Verbindungstunnel zu bauen, der nördlich der Wiese Richtung Deutschland abzweigt. Nach Frankreich kann das Herzstück mit dieser Variante ohne weitere Massnahmen grundsätzlich befahren. Zudem wird eine dritte Tiefhaltestelle erwogen und das bei der Schützenmatte: Die würde rund 20 Meter unter dem Park liegen. Sie würde aber die Reisezeiten verlängern und hätte nicht die Frequenzen der Haltestellen Mitte und Klybeck.

Durch die Massnahmen ergebe sich auch die Möglichkeit, einen neuen Perronzugang am Bahnhof SBB zu schaffen und die Margarethenbrücke durch einen Margarethenplatz zu ersetzen. Das käme in kleinen Teilen dem Projekt «Central Park» entgegen, mittels dem ein Komitee eine Überbauung für den Bahnhof SBB gefordert hatte, um die Erschliessung des Gundelis mit dem Rest der Stadt zu verbessern.

Teure Zukunft, harte Verhandlungen

Die Umsetzung dauert allerdings noch Jahrzehnte. So geht es derzeit darum, das Projekt im Rahmen des Ausbauschritts 2030/35 des Bundes zu finanzieren und realisieren zu können. Der politische Prozess kam in der Vergangenheit mehrmals zum Stocken, das soll nun nicht mehr vorkommen. Mit der konkreten Planung des alles in allem 3,3 Milliarden Franken teuren Ausbaus der trinationalen S-Bahn Basel wollen die Kantone den Druck nach Bern erhöhen, um das Herzstück in den nächsten zwei Jahrzehnten umsetzen zu können.

Nun wird im Rahmen des Vorprojekts zumindest mal die Bestvariante «Hoch Y» ausgearbeitet. Die Zusammenarbeit verlaufe eng mit dem Bundesamt für Verkehr, den SBB und der Deutschen Bahn, wie die Verantwortlichen mitteilten. Ausserdem – und das wird viele von der heutigen Passerellen-Situation frustrierte Pendler freuen – würde derzeit gemeinsam mit den SBB die künftige Gestaltung des Bahnhofs SBB in Basel weiter ausgearbeitet.

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