• Christian Platz
  • Aktualisiert am

Dauerärgernis Bebbi Sagg: Viel zu teures Produkt und miserabel hergestellt

Fast hätten wir uns ja an die blauen Bebbi Sägg gewöhnt. Auch die viel zu hohen Preise für die Rollen bezahlen wir nur noch mit einem leisen Murren. Doch an den Umstand, dass dieses teure Produkt so schlecht hergestellt sein muss, werden wir uns nie gewöhnen.

Einige Gemeinden haben es hinausgezögert

Einige Schweizer Gemeinden haben die Einführung der Abfallgebühren bis 2013 hinausgezögert. Sie ersparten ihren Bürgerinnen und Bürgern diese Zusatzkosten jahrelang – bis sie von ihren Kantonen zur Einführung gezwungen wurden. Die Kantone wiederum mussten dies tun, denn die Sackgebühr beruht auf dem Umweltgesetz des Bundes von 1985. Mit diesen Gebühren sollte jedoch nie primär Geld verdient werden. Vielmehr handelt es sich um so genannte Lenkungsabgaben – so ein schreckliches Wort –, welche die Abfallmenge reduzieren und differenzierte Entsorgung fördern sollen: Tarife als Erziehungsmittel für erwachsene Bürger halt. Das hat teilweise funktioniert, hat aber gleichzeitig für vollgestopfte öffentliche Mistkübel und wilde Abfalldeponien gesorgt.

«Ich zahle doch schon Steuern!»

Jener klassische Wutspruch der Bürgerinnen und Bürger konnte durch alle umweltpolitischen Erklärungsmanöver allerdings nicht zum Verstummen gebracht werden: «Ich zahle doch schon Steuern; warum muss ich denn für alle möglichen Dienstleistungen noch spezielle Gebühren berappen?»

Musterschülerhaft übertrieben

Basel-Stadt gehörte jedenfalls zu den Kantonen, in denen die Abfallgebühr früh und musterschülerhaft eingeführt wurde. Bereits 1993 wurde der Bebbi Sagg unter viel Spott, Hohn und Fasnachtshäme eingeführt. Seither ist mit den blauen Säcken niemand so richtig glücklich geworden. Es hätte wohl auch keine viel besseren Reaktionen gegeben, wenn die Dinger mit farbigen Punkten verziert wären, was der offizielle Vorschlag jener Arbeitsgruppe war, die sich im Vorfeld ein volles Jahr lang einzig und allein mit dem Erscheinungsbild der Säcke befasst hatte. Bezahlt mit Steuergeldern notabene.

Gebühren schlicht zu hoch

In Basel-Stadt sind die Abfallgebühren vergleichsweise hoch. Eine Rolle mit zehn 35 Liter Bebbi Sägg kostet 23 Franken. Den einzelnen Sack gibts also für 2.30 Franken. Einen Hamburger bei McDonald’s gibts für 2.50 Franken. In anderen Gemeinden wurden die Preise gesenkt, also für die Säcke, nicht für die Hamburger. Im Zürcher Unterland beispielsweise von den ohnehin schon günstigeren 1.85 auf 1.65 Franken. Die Stadt am Rheinknie hat die Gebühren seit Anbeginn des Bebbi Saggs jedenfalls nicht gesenkt und es wurden auch nie derartige Absichten bekannt gegeben, obwohl die Abfallkassen auch hier ordentlich gefüllt sind.

Im Morgengrauen mit Klebeband hantieren

Das Schlimmste sind aber die Bebbi Sägg selber, als Produkt, als verdammt lausig gemachtes Produkt. In vielen Haushalten liegt die Klebeband-Rolle gleich neben dem Mistkübel. Denn die Säcke reissen mit grosser Zuverlässigkeit praktisch immer, wenn man sie in der Morgendämmerung zuschnüren will. Dann quillt der Abfall oben raus und das Klebeband ist der einzige Helfer in der Not, ein richtig ekliger Tagesbeginn. Fazit: Teuer und schlecht. Das kann man sich nur bei einem Produkt leisten, das die Leute zwangskaufen müssen. Wie schön wäre es, wenn sich die vorbereitende Gruppe mit ihren bunten Punkten damals für selbstklebende Abfallmarken entschieden hätte. Dann könnten wir solide hergestellte, wunderschön schwarze Abfallsäcke für 20 Rappen pro Stück kaufen – und das ebenfalls teure Klebeband für Wichtigeres aufsparen. Zum Beispiel um diejenigen zu knebeln, die uns diesen Mist mit den billig produzierten und sauteuren Säcken eingebrockt haben.