Bilderquelle: vimeo
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  • Nathan Leuenberger
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Der Öl-Baron von Blauen

In der durchschnittlichen Basler Küche findet man neben Oliven- und Sonnenblumen meist noch Rapsöl. Seltener gar eines aus Trüffel. Ein junger Ölmüller aus Blauen gewinnt das notwendige Lebensmittel aber auch aus ganz anderen Naturalien. Und sucht jetzt Unterstützung.

Der WWF schreit auf. Palmöl ist in einer grossen Bandbreite von Produkten zu finden, in denen man es gar nicht erwartet. Bei Margarine, Süssigkeiten und Fertigspeisen steht es auf der Zutatenliste. Beim Palmöl-Boom zahlt vor allem die Natur ihren Preis. Dafür werden mehrere tausend Kilometer Tropenwald gerodet. Beim Vorgehen vom regionalen Ölmüller Simon Müller - da stimmt Name und Beruf tatsächlich überein - muss niemand darunter leiden. Es wird sogar noch unterstützt. 

Das ausgezeichnete Öl

Das ausgezeichnete Öl

Seine Produktepalette ist breitgefächert und man findet Fabrikate, die man so nicht im Supermarkt findet. Haben Sie zum Beispiel schon mal mit Hagenbuttenkernöl gekocht? Das ist der grosse Renner von Simon Müller, welches er in seiner eigenen Ölmühle «oelist» herstellt. Es wurde letztes Jahr mit der «Médaille d’or» am Schweizer Wettbewerb für Regionalprodukte ausgezeichnet.

Das Hagenbuttenproblem

Und genau diese Auszeichnung ist Müller dann auch ein wenig zum Verhängnis geworden. «Es war super, dass ich diesen Preis gewonnen habe, jedoch ist das Hagenbuttenkernöl gerade das, welches ich nicht so schnell liefern kann», sagt Simon Müller. Auf die Idee kam er, als er mit der Familie Vögtli aus Hochwald, die Buttenmost herstellt, in Kontakt trat. «Die hatten von der Produktion natürlich die Kerne übrig, da sie diese nicht für den Most brauchen. Da habe ich angefragt, ob ich diese wohl haben könnte. » Für einen Liter von diesem Öl müssen 100 Kilogramm Hagenbutten geerntet werden. Davon sind gerade mal etwa ein Drittel Kerne. Das spiegelt sich auch im Preis wieder: für 50 Milliliter zahlt man bei ihm 34 Franken. Damit ist es das teuerste Produkt in seinem Angebot. 

Neben der benötigten Anzahl Rohmaterial, hat Simon Müller ein weiteres Problem: «Hagenbuttenkerne sind härter als andere. Meine bisherige Mühle verschleisst es dabei zu sehr, wenn ich dieses Öl herstelle. » Nun musste er sich eine neue Mühle anschaffen. Die Kosten spüre er noch heute.

Unterstützung gefragt

Ganz vom Öl kann Müller noch nicht leben: «Momentan verdiene ich etwa ein Drittel meines Lebensunterhalts mit der Ölherstellung.» Die Schwierigkeit liege vor allem dabei, Bauern für seine Sache zu überzeugen. «Man muss einfach versuchen sie ein wenig von ihrem alten Denken wegzubringen und neue Sachen zu probieren. Es gibt so viele Sachen, die man bei uns anpflanzen könnte, die momentan von Bulgarien oder anderen Orten importiert werden. » 

Die Aufklärungsarbeit nehme noch einen grossen Teil seines Geschäfts ein. «Es ist wirklich schwierig, Bauern zu finden, vor allem Biobauern, die bereit sind, sich auf ein solches Projekt einzulassen. » Damit er sich vermehrt auf seine Leidenschaft als Ölmüller konzentrieren kann, hat er eine wemakeit-Kampagne gestartet. Dort will er 16'700 Franken zusammenbekommen. «Das Geld soll mir die Möglichkeit geben, mich vermehrt in diese Arbeit zu vertiefen. Ausserdem auch die neue Mühle noch ein wenig abzubezahlen.»

Es sei ihm wichtig, dass seine Rohstoffe aus der Region, oder zumindest der Schweiz kommen. Denn «unsere Breitengrade haben wirklich noch so viel Potential, welches in der Schweiz noch nicht ausgeschöpft wird. Ich habe noch unendlich viele Ideen, die ich ausprobieren möchte! Man kann sich fast nicht vorstellen wie viel Einfluss ein gutes Öl auf die Essenszubereitung hat.»

Die Fläschchen werden von Hand beschriftet

Die Fläschchen werden von Hand beschriftet