Die Mittlere Brücke im Abendlicht. Bilder A. Schwald / barfi
Die Mittlere Brücke im Abendlicht. Bilder A. Schwald / barfi
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Der grosse Basler Brückentraum: Was uns alle miteinander verbindet

An Brücken orientieren wir uns, über Brücken schreiten wir täglich und es sind die Brücken, die den grossen Basler Mutterfluss überschlagen: Unseren Rhein. Und die acht Bauwerke halten weitaus mehr als das Grossbasel und das Kleinbasel zusammen.

Man könnte schon sagen, Basel sei zusammengeklammert. Wie Bostitch-Nadeln machen die Brücken die zweigeteilte Stadt zu einem grossen Ganzen, sie tragen täglich tausende Menschen über den Rhein, von der lauschigen Wohnung zum Bürotisch, von der einen Beiz zur anderen. Sie machen das Grossbasel und das Kleinbasel zu einer einmaligen Stadt. Und wenn man auf unseren Brücken steht und den Rhein hoch- und hinunterblickt, glaubt man, unser Lieblingsfluss würde sich doch gleich hinter der Stadt schäumend in den Horizont ergiessen.

Acht Brücken sind es, die Basel verketten. Ganz oben die Kraftwerk-Brücke bei Birsfelden, unten die Dreirosenbrücke und dazwischen die grossen Verkehrsträger aus Stein und Stahl. Die älteste ist natürlich die Mittlere Brücke – zumindest, wenn man deren hölzerne Vorläuferbauten mitzählt, die bis ins 13. Jahrhundert reichen.

Und das sind realen Herzstücke von Basel

1. Am ältesten Standort: Mittlere Brücke

Sie stammt eigentlich aus dem Mittelalter und sie ist der älteste Rheinübergang in Basel, die Mittlere Brücke. Ihr hölzerner Vorgänger war furchtbar alt: 1225 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt und erfüllte ihren Dienst wacker über die Jahrhunderte. So hat sie eine lange, reiche Geschichte. Der Standort bei der Birsigmündung auf Höhe des heutigen Hotel Trois Rois machte für den Bau Sinn, weil hier das Grossbasler Ufer nicht besonders tief ist. 1905 entstand die heutige Brücke aus Stein. Berühmt-berüchtigt ist das Käppelijoch: Hier wurden diverse Hinrichtungen mit Ertränken im Rhein vorgenommen. Die Geschichte der Brücke wurde auf barfi.ch hier ausführlich beschrieben. Die Brücke hat also schon viel gesehen: Nicht nur den Vogel Gryff, der hier den Ehrentanz der Glaibasler vollführt, mit dem Grossbasel stets im Rücken. Sondern auch den schrulligen Grossrat Eric Weber, der hier neben der Helvetia-Statue gewettert hat, ohne dass Helvetia sich die Ohren hätte zuhalten können.

2. & 3. Verkehrslast ohne Ende: Eisenbahn- und Schwarzwaldbrücke

Die Eisenbahnbrücke verbindet den Osten der Stadt mit dem Kleinbasel und damit mit Deutschland. Sie steht direkt neben der Schwarzwaldbrücke, weswegen die zwei Bauten oft als eine einzige Brücke wahrgenommen werden. Tatsächlich ist die Eisenbahnbrücke älter, sie ist sogar die zweitälteste noch stehende Brücke in Basel. 1873 wurde die erste Brücke dem Verkehr übergeben und war danach die perfekte Verbindung nach Deutschland. 90 Jahre später entstand der Neubau der ersten Brücke auf den alten Pfeilern; 1962 wurde sie zusammen mit dem Fussgängerweg eröffnet. Dann erhielt sie einen Bruder: Vor erst fünf Jahren weihten die SBB die zweite Eisenbahnbrücke ein, um die zunehmende Verkehrslast abzufangen.

Erst 1973 entstand die benachbarte Schwarzwaldbrücke; sie ist ein Teil der Basler Autobahnstrecke und ist die meistüberquerte Brücke von Basel. Kein Wunder, wenn die Hauptlast des motorisierten Transports über diesen Streckenabschnitt führt. Sie umfasst zehn Spuren, wobei die mittleren vier der Autobahn gehören. Eine Schönheit ist sie nicht, aber sie ist funktional und verrichtet nun ihren Dienst seit 44 Jahren.

4. Die Geschmackssache: Wettsteinbrücke

Sie ist schon imposant, die Wettsteinbrücke. Aber gemessen an ihren Nachbarn bedient sie einen eher speziellen Geschmack. Ursprünglich hiess die Brücke «Harzgrabenbrücke», wurde aber nach dem Basler Politiker Johann Rudolf Wettstein 1881 neu benannt. Diese «Harzgrabenbrücke» war 1878 eröffnet worden und erhielt für ihr Erscheinungsbild sogar eine Auszeichnung anlässlich der Weltausstellung in Paris. Sie wurde von zwei grossen Basilisken flankiert und sah imposant aus; bis in den 1990er-Jahren eine dringende Sanierung fällig wurde. Die Brücke war zu eng und die Infrastruktur marode. Nach einigem Hin und Her entschied sich Basel für eine Sanierung. 1991 wurde die neue Brücke aufgebaut. Die Strompfeiler des ursprünglichen Baus behielt man bei. Heute besticht die Brücke vor allem in Kombination mit dem Roche-Turm, wenn man rheinaufwärts blickt.

5. Die Gradlinige: Johanniterbrücke

Natürlich ist die Mittlere Brücke verspielter, prestigeträchtiger. Wer aber die Johanniterbrücke bei Nacht beschaut, sieht Lichter und eine wunderbare Linie, die sich zwischen Gross- und Kleinbasel aufbaut und von der St. Johanns-Vorstadt zur Feldbergstrasse führt. Seit Juli 1882 steht sie da und erweiterte die Rheinübergänge in der Innenstadt deutlich. Denn weit bis ins 19. Jahrhundert war die Mittlere Brücke die einzige Verbindung über den Basler Rhein; das änderte sich erst ab den 1870er-Jahren, als die Wettstein- und die Johanniterbrücke geplant und gebaut wurden. Auch die Johanniterbrücke wurde neu gebaut: 1967 ersetzte die aktuelle Betonbrücke das alte Modell, über das noch Drämmli gefahren waren. Romantisch ist sie vor allem wegen des Ufers am Brückenkopf, wo Bars und im Sommer das Rheinufer für hübsche oder wilde Stunden locken.

6. Der Doppelstöcker: Dreirosenbrücke

Heute ist sie ein wesentlicher Verkehrsträger von Basel, doppelstöckig und unter Vollast. Die Dreirosenbrücke startete aber als einfache einstöckige Brücke, die 1934 dem Verkehr übergeben wurde. Ursprünglich sollte sie als Eisenbahnbrücke dienen, doch das wurde von den SBB und der damaligen deutschen Reichsbahn wieder verworfen. Dann erhielt sie ein neues Leben als Teil der Nordtangente und musste für den Hochleistungsverkehr herhalten. Gebaut wurde die neue, heutige Brücke in zwei Etappen, 2001 wurde das neu doppelstöckige Werk eröffnet. Auf der oberen Fläche verfügt sie mittlerweile über einen angenehmen Fussgängerboulevard und ist auch Austragungsort der Wasserschlacht zwischen den Quartieren mit den Postleitzahlen 4056 und 4057, die je am gegenüberliegenden Brückenkopf angrenzen.

7. Unter Strom: Kraftwerksbrücke

Ja, auch sie zählt als Brücke, auch wenn sie zum Kraftwerk gehört. Schliesslich überquert man auch darauf den Rhein. Seit 1954 gibt es sie und sie dient Fussgängern und Velofahrern als praktische Verbindung zwischen Birsköpfli und Riehen. Das Kraftwerk ist daher wahrlich multifunktional: Als Schiffsschleuse reguliert sie den Verkehr auf dem Rhein, sie liefert Strom und eben: sie schlägt eine Verbindung zwischen den Ufern. Das Plus ist auch die Kraftwerkinsel, ein lauschiger Platz an sonnigen Tagen.

8. Die Inoffizielle: Dreiländerbrücke

Eigentlich verbindet sie ja Weil am Rhein mit Huningue im Elsass, aber sie zählt dennoch zu unseren Brücken, schliesslich heisst sie ja Dreilandbrücke und da gehört die Schweiz und mit ihr Basel dazu. Auch sie ist nicht für den Autoverkehr gebaut, sondern dient Fussgängern und Velofahrern zum internationalen Schlendern. Sie befindet sich genau dort, wo die alte Hüninger Schiffbrücke stand, die im Zweiten Weltkrieg weggebombt wurde. Deutschland und Frankreich schlossen für den Bau extra einen Staatsvertrag ab, 2006 wurde sie eingeweiht.

Verschwunden, nur auf dem Papier – oder ein Zombie

Verschwunden sind die Dufourbrücke, die sich rund 100 Meter oberhalb der Wettsteinbrücke befand, und die St. Albanbrücke, die von 1955 bis 1973 etwa 100 Meter unterhalb der Schwarzwaldbrücke stand. Nie gebaut wurde die Birsfelderbrücke, die einen zusätzlichen Übergang beim Kraftwerk hätte sein sollen, und die Sevogelbrücke, die vor über 100 Jahren geplant wurde und anlässlich des 2013 wieder als Fussgänger- und Velobrücke in Planungen auftauchte. Sie wäre zwischen Wettsteinquartier und St. Alban-Vorstadt vorgesehen und würde damit zwischen Wettstein- und Schwarzwaldbrücke liegen.

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