• Andy Strässle
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Der vergessene Weihnachtsbaum vom Gundeli.

Am ersten Advent werden die grossen Tannen in die Quartiere geliefert. Es sind Weihnachtsbäume. Bezahlt und geliefert, werden sie vom Verein Basler Weihnachten, der damit in den Quartieren für weihnächtliche Stimmung sorgen will. Im Gundeli wurde der Baum zwar aufgestellt, aber dann passierte nichts mehr.

«Die Äste waren unten zu lang, da musste dann der Förster kommen, um sie abzuschneiden», sagt Gabriele Frank von der Quartierkoordination Gundeldingen. Die Frauen mit den Kinderwagen auf dem Weg zum Bahnhof wären sonst nicht an der Tanne vorbeigekommen. Sonst ist aber seit zwei Wochen nichts mehr mit dem Baum passiert. Niemand hat ihn geschmückt. Offenbar ging die Tanne im Gundeli einfach vergessen.

Aufgestellt, aber vergessen

Grün, stolz und ungeschmückt steht er seit anfangs Dezember auf dem Meret-Oppenheim-Platz. «Ein Quartierbewohner hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass der Baum nicht geschmückt ist und auch nicht geschmückt wird», erklärt Frank. Daraufhin sei die Quartierkoordination tätig geworden. Die Geschäftsführerin sagt, sie sei froh, dass die Gundeldinger Zeitung und der Treffpunkt für Obdachlose «Soup’n’Chill» sofort bei der Organisation einer Schmückungsaktion mitgemacht hätten.

Am nächsten Samstag von 16 bis 18 Uhr wird die Quartierbevölkerung aufgerufen, Schmuck für die nackte Tanne mitzubringen. «Ich bin sicher, dass da etwas läuft, die Bevölkerung ist ja quirlig», sagt Gabriele Frank, die auch für eine Leiter gesorgt hat, so dass man den Schmuck auch in die Höhe hängen kann. Die Tanne ist fast 15 Meter hoch. Dazu soll Quartierelektriker Wirz für die festlichen Leuchtgirlanden sorgen. Ob diese allerdings auch illuminiert werden können, ist fraglich. Thomas Weber von der Interessengemeinschaft Gundeli (IGG) und Chef der Gundeldinger Zeitung sagt: «Vielleicht bekommen wir bis dann sogar Strom für die Beleuchtung.» Offenbar ist dieser nicht einfach zu bekommen, da im Moment neben und hinter der Tanne gerade gebaut wird und es deshalb schwierig ist, an Elektrizität heranzukommen. Mehr will Thomas Weber aber nicht verraten. «Das steht alles in der Gundeli-Zeitung», meint er grinsend.

Vergessen, aber nicht verloren

Ganz leicht herauszufinden, woher die Tanne kommt, und was schief lief, ist es dann doch nicht. Basel Tourismus hat keine Ahnung von den Tannen in den Quartieren, hier findet man aber die «Basler Weihnacht» toll, weil sie viele Gäste bringt. Beim Stadtmarketing unterstützt man die Idee ebenfalls, hat aber vom Aufstellen der Tannen keine Ahnung. Der Leiter Messen und Märkte, Daniel Arni, kümmert sich um die Märkte selber, aber nicht um die Bäume. Schliesslich ist es Nadine Minder vom Gewerbeverband und von der «Basler Weihnacht», die weiss, was schief ging mit der verwaisten Tanne. Schuld seien die «kostenpflichtigen Veloabstellplätze» rund um die Tanne herum. Der Verein «Basler Weihnacht» bestellt beim Revierförster 19 Bäume und lässt sie von ihm aufstellen. Aus «Goodwill» hätten immer die IWB für die Beleuchtung des hohen Baumes gesorgt. «Aber in diesem Jahr konnten sie dies nicht, weil die Veloparkplätze dem Kran den Platz versperrten», sagt Nadine Minder. Dass dann keine andere Lösung im Quartier gesucht wurde, liege vielleicht daran, dass sich die Interessengemeinschaft Gundeli zu sehr daran gewöhnt habe, dass alles automatisch gemacht werde.

Aufleuchten wird der Weihnachtsbaum im Gundeli vielleicht also auch am nächsten Samstag nicht. Aber so oder so, immerhin wird die Gundeli-Tanne bis Weihnachten nicht ganz nackt dastehen.