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Deutsche Bahn bleibt stur: Nacht- und Autozüge von Basel werden gestrichen

Wer sie geniesst, die grossen Vorteile und bequemen Angebote der Nachtzüge ab Basel Richtung Norden, sollte jetzt sehr schnell buchen. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2016 streicht die Deutsche Bahn diese Verbindungen mit Schlaf-, Liege- und Sitzwagen nun definitiv aus ihrem Angebot. Wer sich bis dann noch eine Fahrt leisten will, muss sich heute schon sputen, die Nachfrage ist riesig.

Eine Ära geht zu Ende

Erst waren es nur Gerüchte, dann hiess es frühestens in zwei Jahren. Nun kommt das Aus endgültig. Basler Nachtzugreisende haben das Nachsehen, wenn Ende Jahr kein City-Night-Line-Zug der Deutschen Bahn (DB) mehr nach Berlin fährt. Eine weniger komfortable Alternative bietet die russische Staatsbahn an. Drei Mal wöchentlich ab Strassburg um 23:25 Uhr mit ihrem Nachtzug via Paris – Berlin – nach Moskau und ab Karlsruhe Hbf ab 00:45 Uhr via Berlin – nach Moskau. Sie erreicht am folgenden Tag mit dem EuroNight um 7:08 Uhr, respektive um 07.13 Uhr die deutsche Hauptstadt. Das wird zwar so offiziell angeboten, ist aber natürlich keine ernst zu nehmende Lösung.

Das Nachtzuggeschäft ein Nischengeschäft

Trotz Sanierungsversuchen zur Rettung des Nachtzuggeschäfts wird die Deutsche Bahn für 2015 einen hohen Verlust erwirtschaften. Von 1,3 Milliarden Euro ist die Rede. Allein das Nachtzuggeschäft hatte bei einem Umsatz von 90 Millionen Euro einen Verlust von 32 Millionen eingefahren, weshalb die DB ein "Konzept zur Überführung der klassischen Nachtzugverkehre in ein neues Nachtreise-Angebot" ausgearbeitet habe. Es sollen in der Nacht vermehrt ICEs ohne Liegen sowie Fernbusse eingesetzt werden. Fluggesellschaften dürfen sich höflich bedanken.

Die unabhängige Schweizer Umweltorganisation "umverkehR", die ursprünglich die Vision hatte, den motorisierten Individualverkehr zu halbieren, reichte am 10. Februar 2016 eine internationale Petition für den Fortbestand der Nacht- und Autozüge an den Deutschen Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur Alexander Dobrindt ein. Die Forderung ist nun in Berlin eigetroffen, Gehör wird sie keines finden. Der Verein bemängelt den unakzeptablen Abbau von Service, der eine grosse Lücke im europäischen Verkehrsangebot bedeute. Viele Nachtzüge-Nutzer gewännen den Tag für Arbeit oder Freizeit. Die Abschaffung bedeute ferner mehr Verkehr auf den Strassen sowie mehr Kurz- und Mittelstreckenflüge, was den Verpflichtungen des Pariser Klimagipfels von 2015 widerspräche.

Springen die Österreichischen Bundesbahnen in die Bresche?

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), die bereits den Nachtzug von Zürich nach Wien und Budapest betreiben, werden an ihrem erfolgreichen Angebot festhalten. Eine entsprechende Infrastruktur für Nachtzüge in Zürich ist bereits gut ausgebaut. Diese Art von Schienenverkehr rentiert in Österreich und lässt ernsthaft darauf hoffen, dass unsere Nachbarn beim europaweiten Nachtzugangebot in die Bresche der DB springen. Ob deren Nachtzugverbindungen übernommen werden, wird in Wien derzeit genau untersucht. Noch im Frühjahr, soll laut Informationen von barfi.ch entschieden werden.

Mit den Österreichern ab Basel im Schlaf nach Deutschlands Norden? Klingt exotisch, könnte aber durchaus Realität werden. Denn wie enorm die Nachfrage nach Nachtzügen ist zeigt, dass die Destinationen von Basel nach Berlin, Hamburg, Amsterdam und Prag für Ostern bereits ausgebucht sind. Was Herr und Frau Basler ab Dezember 2016 machen werden wird sich zeigen. Die Zeit vergeht im Fluge...