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Die BVB spart: an Sitzplätzen!

«Wär jung isch, stoht us Heefligkait, dr Tramdiräggter hett das gsait»: So war es früher auf Emailplatten in jedem Wagen zu lesen. Doch was nützt’s? Seit diesem Januar stehen zunehmend weniger Sitzplätze auf vielen Basler Linien zur Verfügung – dies zumindest bis alle neuen Flexitys eingetroffen sind. Stühle sind rar geworden.

Ein Vierer-Abteil ganz alleine im Tram, diesen Luxus gibt es 2017 kaum mehr. Denn die Basler Kompositionen sind insgesamt mit weniger Sitzplätzen unterwegs als in den Vorjahren, wie Benjamin Schmid, Sprecher der Basler Verkehrsbetriebe, gegenüber barfi.ch bestätigt. Das bedeutet vor allem stehen. Oder sich dicht an den Nachbarn kuscheln. Der Grund: Die Basler Verkehrsbetriebe wollen künftig nur noch behindertengerecht mit Niederflurtrams unterwegs sein. Die alten Sitzplatzwagen mit den Stufeneingängen werden langsam ausrangiert, freie Plätze: Mangelware.

Die Uralt-Modelle mit dem Übernahmen «Guggumere» verlassen die Schienen schon jetzt. Gerade sie aber hatten am meisten Sitzplätze. Freuen dürfen sich nun die Bulgaren: Die «Gurken» werden nach Sofia verfrachtet, um ihren Lebensabend auf den dortigen Schienen zu verbringen. Vier sind schon in Sofia angekommen, weitere 24 Drämmli werden bis Ende Jahr noch verladen, die letzten im November 2017.

Trotz neuem Standard noch alte Wagen

Die Niederflurvariante der «Cornichons»

Die Niederflurvariante der «Cornichons»

«Seit Anfang Jahr gibt es keine Anhänger ohne Niederflurteil mehr auf dem BVB-Netz», bestätigt Schmid. Zugfahrzeuge jedoch sehr wohl. Statt den «Guggemere» verkehren vorläufig noch die alten «Cornichon»-Drämmli: Wagen aus den Jahren 1986/87. Und gerade bei den «Cornichons» wurde damals bereits mächtig Sitzplatz eingespart. Im Gegensatz zu ihren neuen Flexity- und Combinogeschwistern, sind deren Eingänge nämlich noch nicht auf Trottoirhöhe gebaut. Einzige Alternative sind die U-förmigen Anhänger dieser Generation. Und gerade dort gibt es deutlich weniger Sitzmöglichkeiten als bei früheren Standardwagen.

Vorläufig wird wieder mehr gestanden, als gesessen

Der Sitzplatzmangel hält also nicht nur an, er nimmt sogar noch zu. Erst in mehr als einem Jahr sollen alle neuen Flexity-Trams in Basel eingetroffen sein. Ab dann sei die BVB zu 100 Prozent mit Niederflurtrams unterwegs, so Benjamin Schmid. Die neuen Modelle sind darauf ausgerichtet, dass trotz Niederflur-Eingang genügend Sitzplätze zur Verfügung stehen, was immer «genügend» bedeuten mag. Die alten «Cornichons» werden dennoch im Einsatz bleiben, jedoch vornehmlich für «Verstärkungsfahrten, Match-Einsätze, Messen». Vorläufig aber chauffiert im lokalen ÖV ein Potpurri aus alt und neu die Passagiere an den gewünschten Zielort.

Erst nach der Umstellung soll es dann wieder angenehmer werden: die neuen Flexity bieten in der kurzen Variante 55 Plätze und in der langen 76. Das sind weniger als man es sich von den «herkömmlichen» Trams gewohnt ist, aber der Unterschied sei nicht dramatisch: «Mit Einbau einer dritten Sondernutzungsfläche verringerte sich die Anzahl Sitzplätze um 6», so Schmid. Diese Sondernutzungsfläche wird für Fahrgäste mit Kinderwagen, Rollstühlen und Rollatoren eingebaut. Im aktuellen Übergangsjahr werden sich die Basler also vermehrt ans Stehen gewöhnen müssen – vor allem auf den Linien 1, 3, 14, 15 und 16. Dort kommt die alte Garde der Basler Drämmli noch am häufigsten zum Einsatz. Eigene Klappstühle mitbringen ist untersagt.

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