Bilder: Christine Staehelin
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Die Reifeprüfung: In der Bananenreiferei Kaiseraugst wird die Banane erst zur Banane

Von Januar bis Ende Mai ist in der Schweiz Bananensaison: Die Schweizerinnen und Schweizer essen jährlich pro Kopf 11.5 Kilo der gelben Frucht. In der grössten Bananenreiferei der Schweiz, in Kaiseraugst, reifen die gelben Früchte für die Coop-Filialen.

«Die Bananenreiferei ist mein Leben» sagt Emin Selami. Er weiss alles über die gelbe Frucht. Seit 1981 arbeitet er für Coop. Seit 1985 als Bananenreifer. Ihm ist wichtig, dass die Coopkunden die besten Bananen erhalten. Eine grosse Verantwortung lastetet auf dem Leiter der Reiferei, Markus Härer, denn hier reifen jährlich rund 24 000 Tonnen Bananen und über 3 000 Tonnen Ananas unter seiner Aufsicht.

Markus Härer, Leiter der Bananenreiferei und Emin Selami, Bananenreifer.

«Wenn die Bananen bei uns ankommen, riechen sie ähnlich wie Gurken», sagt Emin Selami und schneidet zum Beweis eine Banane auf, die soeben eingetroffen ist: Auffallend ist das satte Grün. Das typische Gelb kommt erst nach dem Reifen der Banane zum Vorschein. Die aufgeschnittene Frucht kommt aus Ecuador. Anhand von sieben Kennziffern kann der Reifer Ort der Plantage und exakte Ernte bestimmen.

Hier werden jährlich rund 24 000 Tonnen Bananen angeliefert.

Gleich nach der Annahme findet die erste Qualitätskontrolle an: Wenn die Bananen zu matt aussehen, nicht saftig sind, oder es Kronenfäulnis vorliegt – also wenn der obere Teil faul ist, ist auf dem Weg in die Schweiz ein Fehler passiert. Dieser wird den Plantagenleitern kommuniziert. «Wir müssen die beste Qualität liefern», sagt Emin Selamni.

Ausschlaggebend ist die Temperatur 

Coop bezieht die Bananen aus Panama, Ecuador, Dominikanische Republik, den Kanarischen Inseln und Costa Rica. Die Mini-Bananen stammen aus Kolumbien und Thailand. «Die Kundinnen und Kunden sind immer garantiert mit Bananen versorgt», lächelt der Bananenreifer. Denn falls eine Plantage etwa unter einem Käferbefall leide, so weicht Coop auf andere Lieferanten aus.

So sehen die Bananen aus, wenn sie angeliefert werden. 

Pro Lastwagen nimmt die Bananenreiferei 1'100 mit Gelbfrucht gefüllte Kartons entgegen. Die Bananen auf den Paletten sind nicht alle gleich reif: Diejenigen ganz oben und unten sind kälter als jene in den Zwischenlagen. Was Otto-Normalverbraucher nicht schlimm dünkt, hat Auswirkungen auf den Reifeprozess. Zu warm dürfen die Bananen nicht haben, sonst beginnt die Reife zu früh. Denn erst nach der Qualitätskontrolle werden die Paletten einen halben Tag in eine sogenannte Reifezelle gebracht.

Die Reifezellen, in denen insgesamt 36'960 Kartons pro Woche gereift werden.

 

Nach 48 Stunden in der Zelle wandelt die Frucht Stärke in Zucker um. Insgesamt lagern die Bananen während sieben Tage in der Reifezelle und da ist exakte Arbeit gefragt: Denn die Temperatur darf nicht über 16° Celsius sein und nicht unter 15.5° Celsius fallen. Auf keinen Fall sollte man den Reifeprozess beschleunigen, betont Emin Selami. Dann sei die Banane gestresst und schmecke nicht mehr gleich gut. In der Bananenreiferei gibt es 28 Reifezellen, in denen es Platz für 1'320 Kartons hat, insgesamt werden 36'960 Kartons pro Woche gereift.

Ein Blick in eine Reifezelle. 

«Zweimal pro Tag werden die Bananen kontrolliert», sagt Markus Härer, Leiter der Bananenreiferei. Stimmt die Farbe? Gibt es merkwürdige Veränderungen? «Für diese Kontrollen nehmen wir uns Zeit, denn schon der kleinste Fehler schadet», sagt der Bananenexperte. Die Farbe ist ein wichtiges Indiz für die Reife der Banane, sieben Farbdifferenzierungen gibt es: von grün bis Gelb mit braunen Tupfern «Diese Farbe nennen wir auch Forelle», sagt der Bananenprofi. 

Ein Tipp vom Bananenexperten

Nach sieben Tagen werden die Bananen an die Filialen ausgeliefert. Ein Roboter hievt die Kartons auf die Europaletten. «Er schafft 850 Kartons pro Stunde», sagt Emin Selami. Ganz klar sei dies angenehmer als früher. Da hätten die Arbeiter die Kartons noch selbst auf die Paletten gehoben. «Das war damals wirklich sehr anstrengend», erinnert sich der Bananenreifer. Vor der Auslieferung finde die letzte Qualitätskontrolle statt: Jeder Karton wird auf dem Laufband am Prüfer vorbeigefahren.

Vor der Auslieferung wird jede Schachtel einzeln geprüft. 

Sobald die Bananen nicht die richtige Farbe haben, werden diese aussortiert. «Ah che bello!», freut sich Emin Selami an einem vorbeifahrenden Karton, den er gleich selbst überprüft. Ihn freue es jedes Mal, wenn perfekte Bananen ausgeliefert werden können.

Auch Avocados werden in Kaiseraugst ausgeliefert. 

Zweimal täglich beliefert die Bananenreiferei die Coop-Verteilzentralen. Doch nicht nur Bananen werden aus Kaiseraugst geliefert, sondern auch Kiwi, Ananas und Avocados. Und zu guter letzt noch ein kleiner Tipp vom Bananenreifer: «Die Banane sollte man nur oben an der Krone anfassen, so verhindert man schwarze Flecken», sagt Härer – und beisst genüsslich in eine Banane aus Ecuador.

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