• Christine Staehelin
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Die «Schlummermutter» kommt zurück

«Wohnen für Hilfe» kommt nach Basel: Der Verein für Studentisches Wohnen bringt das Erfolgsprojekt aus Deutschland nach Basel. Er vermittelt Studierenden gesuchten Wohnraum, der von Seniorinnen und Senioren angeboten wird. Die Miete wird mit Dienst- und Hilfeleistungen abgegolten.

Eine alte Basler Dame wohnt in einer grossen Villa. Sie ist Seniorin, das Haus ist zwar etwas gross geworden, doch sie kann sich nicht vorstellen, woanders zu wohnen. Damit der Platz nicht ungenutzt bleibt, nimmt sie fünf Musik-Studierende auf. Diese geben der klassikbegeisterten Hausdame regelmässig Hauskonzerte und als Gegenleistung kocht sie für die Studierenden. Für beide Seiten ein Gewinn: die Studierenden erhalten den dringend Gesuchten Wohnplatz und sogar ab und an ein Nachtessen während die Seniorin Gesellschaft hat und in ihrem Haus wohnen bleiben kann.  

«Wohnen für Hilfe»

Das System der sogenannten «Schlummermutter» soll nun institutionalisiert werden. «Wohnen für Hilfe» vermittelt zwischen Studierenden, die Wohnraum suchen und Seniorinnen und Senioren, die Wohnraum anbieten.  «Die Idee kommt aus Deutschland, wo man damit seit mehr als zehn Jahre positive Erfahrungen gesammelt hat», sagt Chaim Howald, Geschäftsführer des Vereins für Studentisches Wohnen (WoVe). Der Verein für Studentisches Wohnen fand im Kanton Basel-Stadt einen Mitinitator und Gesamtkoordinator für die Anfangsphase. Auch die Gemeinden Riehen, Aesch und Pfeffingen und Reinach sowie der Verein 55+ Basler Seniorenkonferenz unterstützen das Projekt. «Es passt vorbildlich in die Alterspolitik des Kantons», sagt Regierungsrat Lukas Engelberger und Vorsteher des Gesundheitsdepartements. «Basel-Stadt hat einen sehr hohen Seniorenanteil. Eine der Herausforderungen im Alter ist die Anpassung des Wohnbedürfnis». Die grosszügige Wohnung wird plötzlich zu gross:  das ehemalige Kinderzimmer, ein nicht mehr benötigtes Home-Office oder der Hinschied des Partners oder der Partnerin. Und doch möchte man die eigenen vier Wände nicht verlassen. Auf der anderen Seite stehen Studierende, die in der Nähe ihrer Ausbildungsstätte ein Zimmer suchen. «Seit 2007 sinkt die Verfügbarkeit von Wohnungen dramatisch. Mindesten 250 Zimmer fehlen momentan im Raum Basel», sagt Chaim Howald.

Matchmaking

Die WoVe sammelt Informationen von Anbieterinnen und Anbietern und von Mietinteressenten. Beide Seiten können ihre Wünsche und Bedürfnisse angeben. Der Verein 55+ sowei die beteiligten Gemeinden unterstützen die Suche nach passendem Wohnraum. Die WoVe übernimmt das «Matchmaking»: Passende Mietinteressierte werden den Vermieterinnen und Vermietern vorgelegt. Der nächste Schritt ist die Vereinbarung beider Parteien. Sie sind frei in der Ausgestaltung der Vereinbarung. «Der Vermieter kann beispielsweise eine Stunde Arbeit im Haushalt pro Quadratmeter Zimmerfläche und Monat verlangen», erklärt Chaim Howald. «Es ist ganz wichtig, dass keine der beiden Seite ausgenützt wird», betont Heinz Gester, Präsident des Vereins 55+ Basler Seniorenkonferenz. Falls doch einmal ein Konflikt entstehen soll, können sich die Beteiligten an die Gemeinden und 55+ wenden. «Wir freuen uns sehr auf das Projekt», sagt Heinz Gerster weiter. «Das Brückenangebot hilft, dass ältere und jüngere Menschen wieder mehr aufeinander zugehen.»