• Binci Heeb
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Die Stechmücke: das gefährlichste Tier auf Erden

Alle Jahre wieder von Juni bis September fliegen, stechen und saugen sie, die Stechmücken. Im Vergleich zu letztem Sommer, der relativ trocken war, gibt es in diesem Sommer wieder äusserst viele dieser ungebetenen Gäste. Und einige davon sind weit weniger harmlos, da sie Überträger von Krankheiten sein könnten.

35 einheimische Mückenarten werden im Moment in der Schweiz gezählt, in der Region Basel sind es etwas weniger, mindestens 12, sagt Biologe und Mückenexperte Pie Müller vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) in Basel, kurz Tropeninstitut genannt. Seit einigen Jahren haben wir in der Schweiz auch die eingeschleppte Asiatische Tigermücke, die unter Umständen virale Krankheiten übertragen könnte. Aus diesem Grund wurde entlang der stark befahrenen Verkehrsachsen im ganzen Land ein Überwachungssystem aufgebaut. In diesen Fällen werden die Eier der Mücken gefangen. Bisher wurde in Basel keine Tigermücken-Population nachgewiesen, doch immerhin vereinzelt eingeschleppte Exemplare. Anders im nahen Freiburg in Breisgau, wo bereits ganze Völker dokumentiert worden sind. Nicht auszuschliessen also, dass diese potentiell gefährliche Mücke sich auch bei uns ansiedelt. 

Pie Müller, Medical Entomologist, Head of Vector Control am Tropeninstitut

«Nur eine tote Mücke ist eine gute Mücke»

Das Basler Kantonslabor hat dem Tropeninstitut deshalb den Auftrag erteilt, in Basel jetzt mehr Fallen aufzustellen. «Sollte die Gefahr vor der Tigermücke grösser werden, weil sich grössere Populationen bilden, müssten notfalls Massnahmen ergriffen und die Bevölkerung informiert werden», so der Mückenexperte.

Brutstätten der Tigermücke sind kleine Wasseransammlungen, die mit dem Bakteriums Bti (Bacillus thuringiensis var. israelensis) bekämpft werden, welches bereits erfolgreich im Tessin zum Einsatz kam. Pie Müller: «Nur eine tote Mücke ist eine gute Mücke».

 

Elektrischer Mückentöter in den Labors

Zertifizierter Schutz

Im Markt frei erhältliche Mückenschutzmittel sind oft viel besser, als ihr Ruf. Einige verfügen über das Gütesiegel: «Getestet vom Schweizerischen Tropeninstitut».

Anti Brumm Forte                                         Autan Tropical

Anti Brumm Naturel                                      KIK Activ

Anti Brumm Night                                         Nobite Extreme

Autan Protection Plus                                   SENSOLAR 0Bite

Es wird geraten die Mittel 10 Minuten bevor man ins Freie geht flächendeckend auf die unbedeckte Haut aufzutragen und dies dennoch erst 15-30 Minuten nach dem Auftragen von Sonnencrème. Beides also bereits zuhause. Zudem sind deckende, nicht enganliegende Kleider von Vorteil, da die Mücken auch durch enge Jeans stechen können. Wer nicht bei geschlossenem Fenster schlafen kann, dem sei ein Moskitonetz oder ein engmaschiges Mückengitter am Fenster empfohlen. Schutzmittel für Textilien, die das Insektizid Permethrin enthalten, bieten zusätzliche Abwehr durch das Einsprayen von Kleidern oder Moskitonetzten. 

Alles für die Wissenschaft: Studienteilnehmer lassen sich bewusst stechen

Die erwähnten Mittel wurden alle in den Laboren des Tropeninstituts getestet. Dazu stellen sich Studienteilnehmer gegen eine Entschädigung zur Verfügung, die ihren mit einem Mückenschutzmittel besprühten Unterarm während drei Minuten in einen Käfig mit 200 Stechmücken stecken. Dieser Vorgang wird alle 30 Minuten wiederholt, um festzustellen, wie lange der Schutz des Mittels anhält.

So lassen sich Studienteilnehmer stechen.

 

Ein Leben für Mücken

Der 46-jährige Zürcher Pie Müller, studierte in der Limmatstadt Biologie, lebte mehrere Jahre im Ausland und arbeitet seit 2009 am Tropeninstitut. Sein Interesse für Stechmücken entstammt einer Kombination von Faszination für Tropen und Medizin. Dazu kommt, dass er lieber mit Insekten experimentiere als mit Säugetieren. Die emotionale Bindung zu den Moskitos sei weitaus kleiner... Dass die Stechmücke zudem das gefährlichste Tier auf Erden sei, hat sein Interesse an ihr nur noch gesteigert.

Damit auch diese, oft lebenswichtige Aufgabe des Tropeninstituts erbracht werden kann, ist die Politik gefordert. Sie muss die nötigen Mittel zur Überwachung krankheitsübertragender Mückenarten bereitstellen. Das ist nicht immer leicht zu vermitteln, so harmlos wie die kleinen Brummer aussehen. Doch gerade weil es kaum zu glauben ist, weder Schlangen, noch Spinnen: Mücken sind die tödlichsten Tiere dieses Planeten.

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Mehr über die Arbeit des Tropeninstituts können Sie auch am Fest der Moleküle an der Universität Basel erfahren.