• Martin Stich
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Die elektronischen Anzeigen der BVB verkommen zur reinen Lotterie

Fast überall in der Stadt sind bei den Tram- und Bushaltestellen digitale Tafeln montiert, welche den Fahrgästen Auskunft geben sollten, wann welches gewünschte Tram, welcher Bus erscheinen wird. Ob es funktioniert oder nicht ist und bleibt oft reine Glücksache. Das Problem ist nicht neu, doch der Ärger mehrt sich. Aber: Die BVB gibt dies nicht nur zu, verzichtet auf Ausreden und erklärt auch wieso. Barfi.ch zieht den Hut vor der so bisher nicht gewohnt klaren Öffentlichkeitsarbeit des Staatsbetriebs. 

Seit einigen Jahren leuchtet und funkelt die Digitale Fahrgastinformation (DFI) an den Tramhaltestellen in der Region. Eine gute Sache, wäre der Fahrgast so doch auf einen Blick informiert. Aber die Technik hat so ihre Tücken. Schliesslich erreichte die Pannen- und Ausfallquote vor drei Jahren ihren Höhepunkt, als bei einem misslungenen Versuch, die Genauigkeit der Angaben durch ein Software-Update zu verbessern, rund 80 Tafeln von einem Tag auf den anderen ausfielen. Dies hatte zur Konsequenz, dass die BVB sogar von der Regierung „eins auf`s Dach“ bekam. Diese sprach von einem Imageschaden und verstand die Verärgerung der Kunden.

Unterdessen schreiben wir das Jahr 2016. Doch noch immer kämpft die BVB mit Problemen bei den Anzeigetafeln. Eine Umfrage von barfi.ch bei wartenden Fahrgästen zeigt, das die Meinungen dazu auseinandergehen. „Ich nerve mich über die immer wechselnden Anzeigen. Zuerst sollte der 8er kommen, dann doch wieder der 11er und schlussendlich ist es der 16er.“ sagt ein älterer Herr. Zwei Schülerinnen dagegen ist es egal. „Während wir miteinander reden, schauen wir nicht auf die Anzeige. Wenn unser Tram kommt, dann kommt es.“ Und eine ältere Dame sagt: „Mir ist die Anzeige zu unzuverlässig, ich schaue grundsätzlich auf den ausgehängten Fahrplan.“ Doch zuverlässig ist der zumindest während der Stosszeiten auch längst nicht mehr.

Zu den Problemen gehören, wie bereits geschildert, dass die Anzeigen ständig wechseln, oder dass darauf zweimal der 14er hintereinander angezeigt wird, oder dass gerade drei Trams gleichzeitig eintreffen sollten und schliesslich fährt aber eine ganz andere Nummer vor. Damit müssen nicht nur die Fahrgäste, sondern auch die BVB leben, erklärt Mediensprecher Benjamin Schmid. „Eine hundertprozentige Genauigkeit bei der Anzeige – insbesondere an Doppelhaltestellen und in der dicht befahrenen Innenstadt – ist aus technischen Gründen praktisch unmöglich, weil immer wieder Faktoren, die wir nicht beeinflussen können, dazukommen und die Einhaltung des Fahrplans beeinträchtigen.“

Konkret nennt Schmid folgendes Beispiel: „Bei einigen Haltestellen ist die Distanz vom Einmündungspunkt des Fahrzeuges bei Weichen bis zur Haltestelle so kurz, dass das Anzeigesystem die korrekte Einreihung nicht immer rechtzeitig anzeigen kann, da sich das System alle 15 Sekunden aktualisiert. Und je nach Situation kämen Wartezeiten bei Lichtsignalsteuerungen sowie grössere Abweichungen der effektiven Fahrzeughaltezeit hinzu, so Schmid weiter.

Ein gröberes Problem entsteht, wenn ein Tram auf der Tafel angezeigt wird und dann plötzlich verschwindet. Das haben auch die Basler Verkehrsbetriebe erkannt, erklärt Schmid. „So soll in Zukunft verhindert werden können, dass Trams bei Umleitungen angezeigt werden, dann aber plötzlich von der Anzeige verschwinden, sobald sie auf die Umleitungsroute abbiegen. Dies ist aktuell noch der Fall, kann aber von der Leitstelle per manuelle Steuerung verhindert werden. Die Leitstelle stellt die Anzeige schlicht ab. In Zukunft soll dies automatisch passieren.“

In Zukunft wäre es wünschenswert, wenn alle Anzeigen so gut wie fehlerlos funktionieren würden. Denn auch die Verkehrsbetriebe wissen, welchen Stellenwert diese bei der Bevölkerung haben. «Wir sind uns bewusst, dass die DFI-Anzeigen bei den Fahrgästen sehr beliebt sind und oft beachtet werden. Entsprechend kann es zu negativen Rückmeldungen kommen, falls eine DFI nicht wie gewünscht funktioniert.» Und das tut sie viel zu oft nicht, oder gleichen einer Slot machine. Nehmen wir's sportlich, denn die BVB spielt das Problem für einmal nicht einfach herunter, sondern nimmt es ernst. Und mal ehrlich: Bei welcher Lotterie gibt es schon regelmässig einen Sechser?

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