Verschrauben und gut ist: Regierungsrat Hans-Peter Wessels (links) und Alain Girny montierten die letzte Schiene der neuen 3er-Linie. Bilder M. Lachmann / Montage barfi
Verschrauben und gut ist: Regierungsrat Hans-Peter Wessels (links) und Alain Girny montierten die letzte Schiene der neuen 3er-Linie. Bilder M. Lachmann / Montage barfi
  • Andreas Schwald
  • Aktualisiert am

Die letzte Schiene ist verlegt: Wessels und die grüne Ärger-Linie

Die Verlängerung der Tramlinie 3 gilt als Vorzeigeprojekt, wurde aber Schauplatz einer politischen Schlammschlacht. Per Direktüberweisung soll der Bau den Franzosen schmackhaft gemacht worden sein, wurde Regierungsrat Wessels vorgeworfen. Heute hat der Basler Baudirektor das letzte Schienenstück feierlich verlegt.

Vom Bahnhof Saint-Louis direkt an den Barfi und darüber hinaus nach Birsfelden: Das ist das Ziel der Tramverlängerung der Linie 3 nach Frankreich. Wie praktisch, mag man denken, wenn man gern zum Geheimtipp-Bäcker «La fournée délices» in der Innenstadt von Saint-Louis will, aber darum geht es nicht. Es geht vor allem darum, die Autos der Franzosen von den Basler Strassen zu kriegen.

Mit der Verlängerung an den Bahnhof soll genau das passieren. In Kombination mit einer Park+Ride-Anlage sollen die grenznahen Pendler möglichst mit dem öffentlichen Verkehr in die Schweiz gelangen und damit den überlasteten Grenzübergang bei Burgfelden entlasten. Das war schon eine Absicht der Verlängerung der Tramlinie 8 nach Weil. Dort war das Resultat auch eine Verlagerung, aber umgekehrt: Der Shoppingtourismus nach Deutschland hat die Linie 8 seither jeden Tag fest im Griff.

Die umstrittene Millionenüberweisung nach Frankreich

Nur noch ein bisschen anziehen...

Bei der Tramlinie 3 dürfte das weniger der Fall sein – vorerst. Das Shopping-Angebot in Saint-Louis ist noch weniger attraktiv als das, was man in Weil direkt an der Endstation des Achters antrifft. Nichtsdestotrotz hofft auch die Elsässer Gemeinde auf zunehmenden Besuch aus der Schweiz. Die Verlängerung des Dreiers macht es deutlich bequemer, überhaupt erst nach Saint-Louis zu gelangen.

Wie wichtig der verlängerte Dreier für die Regierung ist, zeigt sich an der Schlammschlacht über eine aus Basel an Frankreich überwiesene Million Franken. Regierungsrat Wessels persönlich soll das Geld als Anschub für freundlich gestimmte Verhandlungen über die Grenze geschoben haben, schrieb die «Basler Zeitung» in einer Serie von Artikeln, in denen auch von einer weiteren Zahlung im hohen sechsstelligen Bereich die Rede war. Wessels wehrte sich öffentlich unter anderem im Video von barfi.ch gegen den Vorwurf: Es sei alles rechtens, der Vorwurf haarsträubend.

Kritik auch an Projektleitung

Und einmal noch posieren, bis...

Dennoch summierten sich Vorwürfe, die laut Medienberichten aus vertraulichen Dokumenten der Basler Verkehrsbetriebe stammten. Gerade die Tarifverhandlungen wurden infrage gestellt, laut dem internen Schreiben der BVB wurde mit Ertragseinbussen gerechnet, da die französische Tarife deutlich tiefer lägen. Zudem wurden Projekt- und Managementabläufe kritisiert, der Zeitplan sei zu ehrgeizig angelegt gewesen.

Das grenzüberschreitende und als solches mit einem österreichischen Preis ausgezeichnete Projekt ist teuer: Die Gesamtinvestitionen für Basel-Stadt und die Communauté d'Agglomération des Trois Frontières betragen rund 87 Millionen Franken. Der Bund beteiligte sich via das Agglomerationsprogramm mit rund 28 Millionen Franken daran; der Basler Grosse Rat sprach seinerseits rund 33 Millionen Franken.

Glücklich verlegt: Eröffnung am 9. Dezember

Gratulation! Das letzte Wegstück nach Frankreich trägt seine Gleise mit Stolz.

Mit der Verlegung des letzten Schienenstücks durch Hans-Peter Wessels und Alain Girny, den Président Saint-Louis Agglomeration, ist nun das letzte Stück einer seit zwei Jahren andauernden Verlängerung der Gleise installiert worden. Die Baustelle bleibt aber noch: Die Abschlussarbeiten dauern noch bis in den Herbst. Die feierliche Eröffnung findet am 9. Dezember statt, ab dem 10. Dezember fährt jedes zweite Tram der Linie 3 offiziell bis Saint-Louis Bahnhof; die andere Hälfte der Trams wendet auf einer neuen Tramschlaufe beim Zoll; dort finden künftig auch die Zoll- und Grenzkontrollen statt.

Sollten die französischen Grenzgängerinnen und Grenzgänger tatsächlich umsatteln, dürfen sich die Anwohner am Luzerner- und Wasgenring als erste freuen: Der morgendliche Stau mit anschliessender Parkplatzsucherei könnte ab Ende Jahr deutlich zurückgehen. Das ist zumindest die Wirkung, die sich die Basler Regierung von jener Baustelle verspricht, die bislang mehr mit Ärger als mit Lob für ihre Nachhaltigkeit und grenzüberschreitende Wirkung überhäuft worden ist.