Auf dem Friedhof Hörnli kennt man die vierbeinigen Rasenmäher bereits seit fünf Jahren, wie barfi.ch Ende 2016 berichtete. Meist kommen dort auf drei verschiedenen Flächen Skudden, Engadinerschafe und Geissen zum Einsatz. Der Auftrag an der Hörnliallee kam von einer Privatperson und die Wahl fiel schnell auf die Capra Grigia, weil die Dornen an diesem Ort ziemlich hoch waren. Die graue Bergziege könne damit gut umgehen, sagt Michael Dieterle, Geschäftsführer der vor 8 Jahren gegründeten Firma Naturpflege. Er war bereits sehr früh mit seinem viereinhalb-jährigen Border Collie «Pit» unterwegs, als barfi.ch ihn heute Morgen telefonisch erreichte. Die Ziegen sind bereits seit ein paar Tagen vor Ort und fressen alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Gerade so, wie es vom Kunden gewünscht ist.

Im Calancatal wird die Capra Grigia auch «Cavra des sass» Steinziege genannt, weil ihre Körperfärbung an den Calanca-Granit erinnert.
Zucht von bedrohten Schaf- und Ziegenrassen
Naturpflege hat sich zur Aufgabe gemacht, alte, vom Aussterben bedrohte Schaf- und Ziegenrassen, wie Skudden, Spiegelschafe, Walliser Landschafe, Walliser Schwarzhalsige, Engadiner Schafe und Capra Grigia zu züchten. Alle diese Tiere werden von ProSpecieRara gefördert. Mit deren Erhalt setzt sich die Firma für das Fortbestehen der Vielfalt im Nutztiersegment ein und wahrt gleichzeitig ein Stück landwirtschaftliche Tradition. «Wir haben es fertig gebracht mit Tieren, die niemand will, ein Geschäft zu machen», so Dieterle, den es besonders freut, dass die vom Aussterben bedrohten Rassen wieder einem sinnvollen Nutzen zugeführt werden konnten.
In alten Zeiten bestand der Nutzen der alten Schaf- und Ziegenrassen neben der Fleisch- und Milchgewinnung sowie der Wolle bei den Schafen, in der Bewirtschaftung karger, unrentabler und oftmals auch abgelegener Flächen. Die Zucht auf Leistung, die im 20. Jahrhundert aufkam, brachte die alten Landrassen fast ganz zum Verschwinden. Ein grosses Anliegen von Naturpflege ist es, die Tiere so natürlich, artgerecht und ökologisch wie nur möglich zu halten. Die Tiere werden dazu fast das ganze Jahr hindurch im Freien gehalten und sind auch praktisch in der ganzen Zeit auf Weiden im Einsatz.

Capra Grigia kann bis zu 85 cm hoch werden. Geissen wiegen zwischen 45 - 55 und Böcke gar zwischen 65 - 80 Kilogramm.
Niederlassung in Bettlach SO
Seit Anfang dieses Jahres hat die Naturpflege eine Niederlassung im solothurnischen Bettlach. Das Biolandwirte-Ehepaar Müller führt ebenfalls Weideaufträge mit ihren Spiegelschafen und Skudden aus. Falls Sie auf einer Zugfahrt Schafe und Ziegen in den Bahnböschungen sehen sollten, dann ist dort ebenfalls die Naturpflege am Werk, die das im Auftrag der SBB macht.
Mit dem Transporter unterwegs
Um die Tiere von einer Weidefläche zur anderen zu bringen, werden sie mit einem geländegängigen Nutzfahrzeug mit Anhängern und Ladekran chauffiert. Auch die Capra Grigia, die nach getaner Arbeit heute Nachmittag von Michael Dieterle von der Hörnliallee nach etwas weiter in die Abteilung 11 des Friedhofs Hörnli transportiert werden. Die Pflege der Tiergruppen obliegt dem Biologen Florian Neumann und Michael Dieterle, der sagt: «Die Schöpfung mit ihrer ganzen Vielfalt ist unser Kapital. Wenn wir sorgsam, mit Rücksicht und ausschliesslich von deren Zinsen leben, ohne das Kapital anzutasten, können wir und weitere Generationen nachhaltig leben». Dem bleibt nichts hinzuzufügen.

Der Weg zum Friedhof Hörnli ist nur wenige hundert Meter entfernt.
Zurück zur Startseite