Montage: Mira Lachmann
Montage: Mira Lachmann
  • Alena Lachmann / Christine Staehelin
  • Aktualisiert am

Die wilden Namen der Basler Haltestellen – und was sich dahinter verbirgt

Nächster Halt: Surinam. Bitte wo? Ja, Surinam. So heisst eine Haltestelle in Basel. Dabei ist Surinam ein Staat in Südamerika. Wie der Name hierher kommt? Barfi.ch löst auf – und präsentiert die Geschichte der wilden Namen unserer geliebten BVB-Stationen.

Zurück zum Jahresrückblick

Die unbekannte Mitte: Im Heimatland

Das wissen Sie wahrscheinlich nicht: Die Siedlung «im Heimatland» ist das eigentliche Zentrum des Kantons Basel-Stadt – im geografischen Sinne. Die Siedlung liegt präzise in der Mitte des Kantons. Davon ist jedoch im Quartier nicht viel zu spüren: man mag es hier eher ruhig. Namensgebend für die Bushaltestelle «Im Heimatland» ist übrigens die gleichnamige Wohngenossenschaft, die auf eine lange Geschichte zurückblicken kann: Sie wurde bereits 1926 erbaut, zur Unterstützung ärmerer Familien.

Zum Heulen: Wolfsschlucht 

Wenn man mit dem Tram zum Bruderholz fährt, passiert man die Wolfsschlucht. Und landet plötzlich in einer anderen Welt: Das Tal, mit Bäumen bewachsen, wirkt wie ein tiefer Wald. Kleine Kinder stellen sich so wohl der Wald im Rotkäppchen-Märchen vor. Nicht ganz zu Unrecht: Denn der Name sollte daran erinnern, dass bis ins 19. Jahrhundert Wolfsrudel in Stadtnähe streunten. Und eine weitere Legende rankt sich um das steile Stück Waldweg: Der Renaissance-Gelehrte Thomas Platter besass im 16. Jahrhundert ein Häuschen am Fusse des Bruderholz. Eines Tages soll er, ganz Walliser eben, der er ursprünglich war, in just jener Schlucht einen prächtigen Wolf erlegt haben.

Tropische Nächte: Surinam

Hinter dem Badischen Bahnhof ist die Welt etwas grau. Dabei verheisst die Station «Im Surinam» doch Wärme und tropische Träume: Denn Surinam ist ein Land in Südamerika, an der nördlichen Atlantikküste. Die Station erinnert damit an ein Stück Kolonialgeschichte aus Basel: Der Name stammt von einem Landgut, das an jener Stelle im 18. Jahrhundert stand. Zu Beginn dessen Geschichte steht eine Hochzeit: Jean Jacques Faesch heiratete im Jahr 1759 Catharina Maria van Joy, eine in Surinam geborene Niederländerin. Als Mitgift brachte sie mehrere in Surinam gelegene Kaffee-Plantagen in die Ehe. Als einige Jahre später ihre Tochter wiederum heiratete, erhielt die junge Faesch die Plantagen. Ihr Ehemann, also der Schwiegersohn von Jean Jacques Faesch, baute bei Riehen ein Landhaus und nannte es «Zum kleinen Surinam». Das Landhaus steht nicht mehr, auch gibt es keine Kolonien mehr. Doch der Stationsname lässt immer noch von fernen Ländern und Abenteuern träumen. 

Für Kriegsgurgeln: Batteriestrasse

Die Fahrt im Drämmli ist lang, der Akku des Handys langsam am Ende. Wenn man nur an die aufladbaren Stromspeicher gedacht hätte. Aber die «Batteriestrasse» hat leider nichts mit elektrischen Geräten zu tun, im Gegenteil: Die Station heisst nach der Strasse «Oberer Batterieweg». Der Ursprung des Namens geht auf Napoleon zurück: 1815 belagerten österreichische und französische Truppen die Festung Hüningen. Dafür brauchten sie taugliche Artilleriestellungen – und legten eben diese «Batterien» oben auf dem Haushügel von Basel an. 

Wilde Landschäftler: Bären

Die Tramstation Bären in Birsfelden war die erste Tramstation auf Birsfelder Gebiet. Eröffnet wurde die Linie am 10. Mai 1897. Die Tramstation hat im Laufe der Zeit eine Unbenennung erfahren. Bei der Eröffnung trug sie noch den naheliegenden Namen «Birsfelden» und wurde 1932 nach dem dortigen Restaurant «Bären» umgetauft. Das Restaurant gibt es heute noch.

Armenische Nothelfer: Bläsiring

«Blasius», so hiess der Bischof von Sebaste in Armenien. Er ist einer der 14 Nothelfer – in Basler Dialektform natürlich liebevoll «Bläsi» genannt. Er soll zu Lebzeiten Menschen und wilde Tiere geheilt haben. Des Weiteren ist er unter anderem Schutzpatron gegen Gewissensbisse und Blähungen – ein durchaus interessanter Knabe also, der Bläsi. Die Namensgebung erfolgte durch das Kloster St. Blasien, das im Schwarzwald steht und in Basel-Stadt Grundstücke beträchtlicher Grösse besessen hatte. 

Ganz schön feucht: Nasenweg

Wer mit dem Bus durch die Breite fährt, kommt an der Station Nasenweg vorbei. Und wem beisst da nicht plötzlich der Nasenspitz? Doch der Stationsname hat nichts mit anatomischen Merkmalen zu tun, sondern verbindet sich mit der Birs: Die Nase ist ein Karpfenfisch, der früher häufig in der Birs schwamm. Traditionsbewusste Baslerinnen und Basler assen gebackene Nasen früher am 17. April und tranken dazu so genanntes «Schweizerblut» – keine Angst, auch damit ist nichts Anatomisches gemeint, sondern der hiesige Blauburgunder. Es war ein kleiner Gedenktag: Man erinnerte sich damit an die historische Schlacht von St. Jakob im Jahr 1444.