• Martin Stich
  • | Kommentare
  • Aktualisiert am

Einkaufstouristen gegen Pendler: Streit um die Achter-Verlängerung

Die Achter-Linie soll länger und länger werden. Weil am Rhein möchte das Basler Tram quer durch die Stadt verlängern. Beim Basler Gewerbe kommt die Idee gar nicht gut an.

Wie bei den meisten Streitereien: Es geht um Geld. Die geplante Verlängerung kann von der Stadt Weil am Rhein nicht alleine bezahlt werden. Deshalb hat sich der Gemeinderat für das Agglomerationsprogramm der Schweiz angemeldet Das landesübergreifende Planungsinstrument will die Verkehrssysteme der Agglomerationen verbessern und die Siedlungsentwicklung koordinieren. Sollte der Bund der Finanzierung zustimmen, kann Weil auf eine Kostenübernahme von bis zu fünfzig Prozent hoffen.

Gegenwind aus Basel

Der Oberbürgermeister von Weil, Wolfgang Dietz sagte nach der Anmeldung zu barfi.ch: „Es ist eine Absichtserklärung des Gemeinderates, der erste Schritt. Als nächstes muss die Sinnhaftigkeit geprüft werden und danach die Realisierung“.

Doch schon an diesem Punkt weht Weil am Rhein ein kräftiger Gegenwind aus Basel entgegen: Auf Anfragen von barfi.ch sagt Gabriel Barell, Direktor des Basler Gewerbeverband "In der jetzigen Situation ist Weil am Rhein zuerst einmal in der Pflicht, die versprochenen Park&Ride-Anlagen beim Bahnhof zu erstellen und sich adäquat an den Mehrkosten der realisierten Taktverdichtung des Achters zu beteiligen. Wenn Weil und Baden-Württemberg dann darüber hinaus noch eine Verlängerung anstreben, dann müssten sie aus heutiger Sicht die Bau- wie auch die Betriebskosten selber bezahlen, da erwiesenermassen nur zehn Prozent der Fahrgäste Pendler sind.“ Von der Stadt Weil mit seinen rund 26'000 Einwohnern pendeln laut Bürgermeister Dietz 4'500 nach Basel. Das Potential wäre also da.

Einkaufstouristen statt Pendler

Auch bei Pro Innerstadt kommt die geplante Verlängerung nicht gut an. Präsident Balz Settelen sagt gegenüber barfi.ch, dass er grundsätzlich eine finanzielle Beteiligung der Schweiz ablehnt. „Ich gehe davon aus, dass die Kosten für Erstellung und Betrieb vollumfänglich von Weil bezahlt werden. Unter dieser Voraussetzung können wir uns von Pro Innerstadt nicht wehren. Andernfalls würde ich dagegen opponieren. Bereits jetzt zeigt sich, dass weniger die Pendler das Tram nutzen als vielmehr Städter, die billig einkaufen gehen“.

Kein Widerstand von BVB 

Weniger überraschend ist, aus welchen Lagern die Befürworter der geplanten Verlängerung kommen. Da wäre zum einen die BVB. Mediensprecher Benjamin Schmid: "Die BVB begrüsst grundsätzlich sämtliche Vorstösse und Ideen, welche die Attraktivität des ÖV-Angebots im Sinn unserer Fahrgäste weiter erhöhen". Offen zeige sich die BVB auch, was eine mögliche Verlängerung der Linie 8 betrifft. Konkrete Überlegungen diesbezüglich gebe es auf Seiten BVB jedoch noch nicht, nicht zuletzt läge ein solcher möglicher Angebotsausbau im Kompetenzbereich des Kantons Basel-Stadt als Besteller der Dienstleistungen der BVB.

Baudepartement und Agglomerationsprogramm Basel 

Auch beim Basler Baudepartement steht man dem Projekt positiv gegenüber. Mediensprecher Marc Keller sagt auf Anfrage: "Das Vorhaben ist uns bekannt, es ist Bestandteil des Agglomerationsprogramms der dritten Generation, welches die regionalen Partner Ende Jahr beim Bund einreichen werden. Aus unserer Sicht ist es erfreulich, dass der bisherige schnelle Erfolg der Linie 8 bereits zu Überlegungen für eine Verlängerung geführt hat.". Gute Stimmung auch beim "Agglomerationsprogramm Basel". Das Programm wird getragen vom Landkreis Lörrach und den Kantonen Basel-Stadt, Baselland und Solothurn und soll dafür sorgen, dass die Regionen näher zusammenwachsen. Michael Schirmer, Projektleiter Verkehr, sagt: "Wir stehen der Idee grundsätzlich Positiv gegenüber, aber es ist noch zu früh, um irgendwas darüber zu sagen. Nach Gesprächen im Sommer mit allen involvierten Parteien wissen wir mehr. Beispielweise, was es kostet und was die Tramverlängerung alles genau beinhaltet“.