Am Vormittag noch geräumig, an einem schönen Mittag übervoll: Sitzplätze auf dem Marktplatz. Bild: A. Schwald
Am Vormittag noch geräumig, an einem schönen Mittag übervoll: Sitzplätze auf dem Marktplatz. Bild: A. Schwald
  • Andreas Schwald
  • Aktualisiert am

Endlich warme Sonnentage – aber wo kann man sich in dieser schönen Innenstadt nur hinsetzen?

Frei verfügbare Sitzplätze ohne Konsumzwang sind das A und O in jedem Einkaufszentrum. Nur nicht in der Grossbasler Innenstadt, hier stehen die Bänke nämlich den Läden im Weg. Immerhin versucht der Kanton Boden gut zu machen, aber gerade angesichts der neuen Regelung für Streetfood-Stände besteht Handlungsbedarf.

Am wichtigsten sind die Toiletten. Sie sind der Garant für die Beliebtheit von grossen Shopping-Centern. Dann kommen bereits die Sitzplätze: Für jedes Einkaufszentrum essenziell. Kurze Zonen der Rast, um rasch auszuruhen oder sich kurz zu verpflegen. Da haben die grossen Center gegenüber der Innenstadt die Nase ganz klar vorn.Umso sonderbarer also, dass es im Herzen Basels erst einer Aktion von Pro Innerstadt und Kanton bedurfte, um ein paar mehr ordentliche Sitzplätze aufzustellen. Es sind 150 mobile, robuste Stühle, die seit einem Jahr tagsüber im Einsatz stehen und abends wieder in den Läden verschwinden. Das Projekt ist beliebt, die Stühle sind bei schönem Wetter gut besetzt.

Basel ist eine schöne Stadt, aber leider auch ungemütlich. Wer sich bei schönem Wetter niederlassen will, muss in der Innenstadt fast einkehren. Oder sich nur zu oft mit einem Mäuerchen und öffentlichen Treppenstufen zufrieden geben. So lungern halt Jung und Alt alle ein bisschen haltlos herum, während sie in der Sonne ihr Mittagessen einnehmen. 

Die Mangelerscheinung an öffentlichen Sitzgelegenheiten freut zwar die Beizer, die damit das bequeme Sitzplatzmonopol für sich haben, aber nicht den Konsumenten. Gerade im Frühling ist Aussenverpflegung gefragt und mit dem neuen montäglichen Schlemmermarkt auf dem Marktplatz wird das Problem drängender. Zwar stellen die Foodtrucks selbst Stühle und Tischchen zur Verfügung, aber das reicht an einem schönen Tag niemals aus.

Bereits Mangelerscheinung auf dem Marktplatz

Am meisten Plätze bietet jeweils das Kaffeemobil des «Unternehmen Mitte» an. Am Freitagmittag standen dort 13 Tischchen mit mindestens je zwei Stühlen. Das ist doppelt so viel wie bei den Mitbewerbern: Dort standen nur bis zu sechs Tischchen. Immerhin bietet der eine oder andere auch noch ein paar Stehplätze an. Kein Wunder: Mehr Sitzgelegenheiten kann so ein Standbetreiber auch nicht mitbringen, ohne einen Extra-Anhänger zu buchen. Das Kaffeemobil kennt das Problem und ist kulant; mehr Tische wären gemessen am neuen Marktplatz-Angebot allerdings durchaus angebracht.

Die zuständige Abteilung «Messen und Märkte» des Kantons stellte sich bereits bei der Eröffnung des montäglichen Schlemmermarkts auf den Standpunkt, dass die Sitzgelegenheiten durch die Verpfleger anzubieten seien. Die tun zwar ihr jeweils bestes, können aber nicht das ganze Defizit an Verweilgelegenheiten auffangen.

Sitzgelegenheiten stehen den Läden im Weg

Zumal auch der Rest des öffentlichen Raums in der Grossbasler Innenstadt mit Sitzgelegenheiten spärlich gesegnet ist. Während das Kleinbasel über ein ausladendes Rheinufer verfügt, an dem Hundertschaften von mampfenden Menschen Platz haben, herrscht im Grossbasel Fehlanzeige. Es gibt die Treppenstufen und Bänke auf dem Barfi, den Rümelinsplatz, hier und da ein Bänkchen auf dem Martinskirchplatz und die Pfalz beim Münsterplatz – und das wars. Erst als die Stühle der Pro-Innerstadt-Aktion mit dem Kanton kamen, besserte sich die Qualität.

«Sitzgelegenheiten benötigen wie alles andere Platz. In den Strassen der Innenstadt würden festinstallierte Bänke zum Beispiel vielfach die Warenanlieferung für Geschäfte behindern», sagt Daniel Hofer vom Basler Bau- und Verkehrsdepartement gegenüber barfi.ch. Der Kanton suche aber bei der Umgestaltung eines Platzes oder einer Strasse nach Möglichkeiten für Sitzgelegenheiten. So zum Beispiel beim neuen Rümelinsplatz.

Leider alles ein bisschen eng hier

Wie die Diskussionen über Sitzgelegenheiten ablaufen, illustriert Hofer so: «Im Rahmen der Neugestaltung des Spalenbergs wurde zum Beispiel mit den ansässigen Geschäftsinhabern, den Anwohnerinnen und dem Quartierverein über Sitzmöglichkeiten diskutiert. Aus verschiedenen Gründen wurde die Idee verworfen: Der Spalenberg ist zu steil, die Schaufensterflächen sollten nicht verstellt werden und es hat zu wenig Platz für die Anlieferung.»

In unmittelbarer Nähe zum Spalenberg hätten jedoch zusätzliche Sitzbänke installiert werden können. Am Heuberg und auf dem Rümelinsplatz wurde vergangenen Sommer ein entsprechendes Angebot geschaffen: «So gibt es heute nur noch kurze steile Strecken, in denen sich keine Sitzmöglichkeiten befinden.» Auf der Pfalz konnten zudem die einfachen Bänke durch doppelseitige ersetzt werden und auch der Platz neben Kunstmuseum hat 2016 neue Bänke erhalten.

Und dann noch der Wink mit dem Stuhlbein

Bleibt also mit gekauftem Streetfood das Herumlungern auf irgendwelchen Mauern, Treppen, Hauseingängen, wie etwa im Innenhof des Rathauses. Oder einen oder zwei der mobilen Stühle zu erwischen. Weitere Plätze zum Sitzen sind aber alle genau diejenige ungemütliche Strecke von den Schnellverpflegern und auch dem neuen Streetfoodmarkt entfernt, die sie zu oft unpässlich machen: Der Theaterplatz. Der Lohnhof. Aber auch das Münster und das Kunstmuseum.

Ein wenig mehr Kreativität bei der Gestaltung mit mobilen Einheiten wie etwa mit den neuen Stühlen wäre also angebracht. Gerade während der wärmeren Jahreszeit und gerade angesichts der Öffnung der Innenstadt für mehr Streetfood-Gelegenheiten. Es müssen ja nicht gerade die wieder erlaubten «Monobloc»-Plastikstühle sein. Aber mit einem etwas gemütlicheren Einkaufszentrum könnte Basel sicher noch den einen oder anderen Platz auf der Liste der lebenswertesten Städte der Welt gut machen: Trotz Platz 10 in der aktuellen Mercer-Wertung liegen Zürich und Genf nämlich immer noch vor uns.

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