• Andy Strässle
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Er tut es tatsächlich: Dürr zeigt Sexarbeiterinnen den Strich

Irgendwo ist einmal fertig. Auch auf der Kleinbasler Rotlichtmeile. Heute Morgen zog Regierungsrat Dürr einen Strich. Der sagt den Sexarbeiterinnen bis hierher und nicht weiter.

Das Piktogramm ist niedlich und in freundlichem Grün gehalten. Die grüne Dame lehnt sich selbstbewusst an eine Strassenlaterne. Mit ihr endet die so genannte Toleranzzone, wie eine gestrichelte Linie verdeutlichen soll. «Der Strich ist notwendig geworden, weil die Frauen im Rotlichmilieu immer schneller wechseln und so die Regeln, die es bei uns gibt nicht kennen.» Polizeidirektor Dürr stellt klar, dass in Basel Prostitution erlaubt sei. Für den Strassenstrich gebe es eine Toleranzzone im Kleinbasel im Geviert Ochsen- und Webergasse. Auch das Grossbasel hat eine solche Zone beim Güterbahnhof Wolf erklärt Major Peter Kötter von der Basler Polizei.

800 Frauen pro Tag

Doch diese Zone werde so gut wie nicht genutzt. Bleibt das Kleinbasel. Rund um die Ochsen- und Webergasse haben in letzter Zeit die Klagen der Anwohner zugenommen. Die Prostituierten seien zu aggressiv, zu laut und zu viele. Major Kötter gibt da Entwarnung. Zwar seien geschätzte 3'300 Damen gesamthaft im Geschäft mit der käuflichen Liebe tätig gewesen, doch seien das nicht mehr als in den Vorjahren.

 

Die Schätzungen gehen davon aus, dass es jeden Tag etwa 800 Frauen sind, die sich verkaufen. In der Kleinbasler Toleranzzone auf dem Strassenstrich seien es in der Regel zwischen 30 und 50 Frauen, die dort anschaffen würden. Vom Juni 2015 bis im Juni dieses Jahres wurden 120 von ihnen verzeigt, weil sie ausserhalb der Toleranzzone auf den Strich gegangen seien. Lärmklagen habe es in diesem Zeitraum 13 gegeben, sagt Peter Kötter. Die Hinweise aus der Bevölkerung gingen leider oft anonym ein, darum könne die Polizei keine Klage erheben, stellt der Polizeibeamte klar. Dennoch sei die Polizei wachsam und halte ein wachsames Auge auf das Sexgeschäft.

Toleranzzone auf Wunsch der Anwohner

Die Toleranzzone sei auf Wunsch von Anwohnern und Hausbesitzern entstanden. Die farbliche Markierungen zeigen den Sexarbeiterinnen die Grenze auf. Etwas nachdenklicher ist heute Morgen Vicky Aeberhardt von der Beratungsstelle Aliena. Durch die Vielzahl der Frauen, die oft nur für kurze Zeit blieben, stelle sie auf der Gasse eine hohe Konkurrenz und somit einen Preiszerfall fest. Das verwundert nicht. Stolze 194 Bordelle nennt Basel sein eigen. Dazu kommen neun Cabarets und 17 Kontaktbars. Das sind stolze Zahlen. Trotzdem gibt sich Polizeidirektor Dürr optimistisch: Mit dem runden Tisch «Prostitution» habe man ein gutes Instrument in den Händen, um für alle Beteiligten und Betroffenen die Situation zu verbessern. Deshalb halte die Regierung auch an der «erlaubten Prostitution mit Verbotsvorbehalt fest.» Ob die «grünen Damen» wirklich helfen, die Damen rund um die Webergasse etwas zu beruhigen, ist noch nicht klar. Auf jeden Fall wirkt das Piktogramm jedoch freundlich und Baschi Dürr hat die Gelegenheit genutzt, seinen Wahlkampf kompetent zu lancieren.

Lesen Sie dazu auch unseren Artikel vom 24. Juni 2016.