Tally Elfassi-Weijl und Beat Grüring im Atelier von Tally Weijl in Basel. ©Keystone
Tally Elfassi-Weijl und Beat Grüring im Atelier von Tally Weijl in Basel. ©Keystone
  • Binci Heeb
  • Aktualisiert am

Exklusiv-Interview: Tally Weijl-CEO Grüring über die neuen Läden in Basel und die Freie Strasse

Sexy, knapp und erfolgreich: Die Modekette Tally Weijl hält am Standort Basel fest – und eröffnet morgen einen neuen Pop-Up-Store im ehemaligen Musik Hug. Was das Unternehmen vor hat und was man sich von der Basler Einkaufsmeile verspricht, sagt CEO Beat Grüring im exklusiven Interview.

Zurück zum Jahresrückblick

Tally Weijl steht für körperbetonte und sexy Kleidung. Die Marke ist ein Weltgeschäft, ihren Sitz hat sie aber in Basel. Und hier eröffnet sie morgen Samstag, 27. Mai, den neuen Pop-Up-Store in der Liegenschaft des ehemaligen Musik Hug in der Freien Strasse. Wie CEO Beat Grüring im Interview mit barfi.ch sagt, bleibt das Geschäft sechs bis acht Wochen geöffnet.

Neu wird auch alles am Marktplatz: Dort baut das Unternehmen einen Flagship-Store ein, der das Unternehmen unter anderem auch reifer erscheinen lassen soll. Und von Radio Basilisk als neuem Mieter in der Liegenschaft erhofft sich Grüring doch auch etwas mehr als nur ein gutfreundschaftliches Nachbarschaftsverhältnis.

Herr Grüring, seit Herbst 2016 befindet sich das Design Center von Tally Weijl nicht mehr in Paris, sondern an Ihrem Hauptsitz in Basel. Hat sich dieser Schritt gelohnt?

Beat Grüring: Die Zusammenführung der beiden Offices Paris und Basel war ein wichtiger Schritt, um die Arbeitsprozesse zu beschleunigen und Entscheidungswege zu verkürzen. Kreativität und Business gehen nun Hand in Hand. Wir können noch enger und effizienter zusammenarbeiten. Eine entscheidende Grundlage, um in einer derart schnelllebigen Branche wie der unseren konkurrenzfähig zu bleiben.

Einrichten an der Freien Strasse: Morgen öffnet der Pop-Up-Store von Tally Weijl. Bild: Tally Weijl

Wurde die Mitarbeiterzahl seither vergrössert?

Die Mitarbeiterzahl liegt seit dem Ausbau des Hauptsitzes konstant bei rund 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Zusammen mit Ihrer Partnerin haben Sie in Solothurn in einer Garage begonnen. Wie waren diese Anfänge?

Aller Anfang ist schwer. Meine Geschäftspartnerin und damalige Freundin, Tally Elfassi-Weijl war junge 21, als sie mit dem Designen anfing und durch die ganze Schweiz fuhr, um die Kollektionen an kleinere Boutiquen und Warenhäuser zu verkaufen. Natürlich hätten wir nie gedacht, dass wir eines Tages so erfolgreich sein würden, aber die Idee, jeden Monat eine neue Kollektion anzubieten und das stets mit einem sexy Touch, war und ist bis heute unser Erfolgsrezept.

Wie und weshalb kamen Sie nach Basel?

Wir fühlen uns sehr wohl in Basel! Die Mentalität gefällt uns und dank der zentralen Lage und der guten Verkehrsanbindung der Stadt, sind Modemetropolen wie Paris, Mailand, London oder Berlin schnell zu erreichen. Geschwindigkeit ist unserem Beruf sehr wichtig.

Wohnen Sie und Frau Elfassi-Weijl auch hier?

Ich wohne in Basel, Tally in der Innerschweiz.

Gehören Ihnen je 50 Prozent der Anteile an der Firma?

Die Mehrheit der Anteile liegt nach wie vor bei uns beiden.

Wild, bunt, jung: Die Einrichtung des temporären Stores. Bild: Tally Weijl

Sie scheinen beide für einen Teil des Geschäfts verantwortlich zu sein. Frau Elfassi-Weijl für das Design und Sie für das Geschäftliche. Verstehen Sie sich da sozusagen blind?

Nach über 30 Jahren funktioniert die Zusammenarbeit natürlich gut. Die Vertrauensbasis ist hoch und wir können uns gegenseitig einschätzen. Das Wichtigste sind jedoch tolle, motivierte Mitarbeiter! Sie leisten den größten Beitrag für den Erfolg des Unternehmens.

Mit wie vielen Geschäften sind Sie mittlerweile weltweit vertreten und in wie vielen Ländern?

Zurzeit zählen wir 863 Stores in 40 Ländern (Stand 27.05.2017). Aufgrund der Übernahme von 68 Boutiquen des französischen Filialisten MIM im März diesen Jahres und weiteren geplanten Eröffnungen, werden wir per Ende Juni eine Gesamtzahl von 915 Stores erreichen.

Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie weltweit?

Unser Unternehmen beschäftigt weltweit rund 3500 Mitarbeiter.

Das Geschäft am Marktplatz wird im Moment umgebaut. Was wird sich ändern und wann ist Wiedereröffnung?

Der Store am Marktplatz wird komplett in das aktuelle Flagship-Store-Konzept umgewandelt. Damit verbunden ist auch eine Neukonzipierung der Ladenfläche: Den ersten Stock wird es nicht mehr geben, dafür bauen wir das Untergeschoss aus.

Einige Eindrücke des neuen Pop-Up-Stores. Bild: Tally Weijl

Wieso jetzt der Schritt zum Flagship-Store? Das alte Konzept schien doch auch funktioniert zu haben.

Der Umbau des Stores am Marktplatz ist ein wichtiger Schritt, um den Markenauftritt in Basel zu stärken und uns von einer gereiften Seite zu präsentieren. Das neue Ladenbaukonzept überrascht mit verspielten Details und Boutique-ähnlichem Interieur, indem unsere Kundinnen den einzigartigen «Tally Weijl Lifestyle» erleben können. Wir sehen darin die Chance, auch jene Frauen anzusprechen, die bisher noch nie – oder vielleicht nicht mehr – unsere Stores betreten haben. Die Wiedereröffnung ist im September geplant.

Radio Basilisk wird noch dieses Jahr in den ersten Stock des Marktplatz 5 einziehen. Matthias Hagemann, Verwaltungsrats-Präsident von Radio Basilisk, sagte gegenüber barfi.ch: «Die neuen Räume sind wie ein Sechser im Lotto». Freuen Sie sich auf Ihren neuen Untermieter?

Radio Basilisk wird zukünftig aus dem ersten Stock über unserem Store am Marktplatz senden. Und das freut uns natürlich. Radio Basilisk ist ein Radio mit langjähriger Tradition und für Basel von Bedeutung. Wir hoffen, dass wir mit unserem Nachbarn zukünftig nicht nur freundschaftlich, sondern auch geschäftlich kooperieren können.

Am Samstag eröffnen Sie in den ehemaligen Räumlichkeiten von Musik Hug an der Freie Strasse einen Pop Up-Store. Wie kam es dazu? Wurden Sie von den Eigentümern kontaktiert oder haben Sie nach Räumlichkeiten für eine Zwischennutzung gesucht?

Wir haben diesen Frühling in Düsseldorf den ersten Pop-Up Store eröffnet und der Erfolg ist überwältigend. Daher wollten wir dies in Basel auch machen. Die ehemalige Musik Hug Lokalität eignet sich dafür ausgezeichnet. Das Konzept ist so stark, dass wir es auch in anderen Großstädten lancieren werden.

Alles da und bereit für morgen: Blick auf die Auslage. ©Tally Weijl

Wie lange werden Sie dort sein?

Wir werden den Pop-Up Store sechs bis acht Wochen lang geöffnet haben. Die genaue Dauer hängt davon ab, wann die Baubewilligung für den Nachmieter ausgestellt wird.

Spira an der Freie Strasse wurde geschlossen. Haben Sie auch dort nachgefragt?

Wir hatten mehrere Lokalitäten in Basel angefragt, darunter auch die ehemaligen Räumlichkeiten von Spira.

Der Detailhandel und speziell die Modebranche haben mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Was hat das für Auswirkungen auf Ihr Geschäft?

Das Modebusiness verändert sich schneller denn je. Um wettbewerbsfähig, zeitgerecht und für die Kunden interessant zu bleiben, sind strukturelle Veränderungen und Kreativität erforderlich. Das ist eine Herausforderung, aber Tally schlägt sich gut, insbesondere in modeaffinen Märkten wie Italien oder Frankreich, wo wir soeben 68 eines ehemaligen Konkurrenten übernommen haben. Unsere Kollektionen verkaufen sich besser als im Vorjahr, so auch in der Schweiz. Und mit neuen Konzepten wie dem Pop-Up Store überraschen wir unsere Kundinnen weiterhin.

Das Ladengeschäft ist eine Seite, das Internet die andere. Wie gehen Sie damit um?

Wir sehen natürlich auch eine Herausforderung im wachsenden Online Business. Ein verändertes Konsumverhalten, das neue Lösungsansätze erfordert und gleichzeitig auch eine große Chance darstellt, in die wir viel investieren. Es gilt, das Einkaufserlebnis auf allen Ebenen – also on- und offline – zu verbinden.

Die Konkurrenz ist stark, was macht da die Marke Tally Weijl?

Grundsätzlich versuchen wir, nie nach rechts oder links zu schauen und stets an unsere eigenen Ideen zu glauben. Die Leidenschaft, die Femininität und der coole, sexy Twist in unseren Produkten, ist das, was uns im Vergleich zu den Riesen der Modebranche ausmacht. Und dieser DNA der Firmengene bleiben wir auch weiterhin treu.

Da waren mal Instrumente drin: Der neue Pop-Up-Store im alten Musik-Hug-Geschäft. ©Tally Weijl