Bilder: Keystone, Flickr, Pixabay
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  • Andy Strässle
  • Aktualisiert am

Extasia 2016: Ein Feuerwerk der Erotik oder der Künstlernamen

In genau zwei Wochen verspricht die Sexmesse Extasia wieder ein «Feuerwerk der Erotik». Politisch hat die Schmuddelmesse für etwas Erhitzung gesorgt, als sie die Stadt aus der Eishalle vertrieb. Richtig kalt lassen einen dafür die Künstlernamen der Extasia-Stars.

Er wolle vor allem eines, sagte Arnold Meyer gegenüber 20 Minuten, das Thema «Sex» entabuisieren. Sein Wort in Gottes Ohr. Denn obwohl die Messe immer wieder umstritten ist, bleibt sie eine eher poppelige Veranstaltung, die zwar ein bisschen nackte Haut verspricht, der aber vor allem die batteriegetriebene, also verkäufliche Erotik am Herzen liegt. Ein Ort also, an dem eher Verzweiflung herrscht, als das Lust aufkommen würde.

Freude machen dagegen die Künstlernamen der Darsteller an der Ekstasia. Klar, sind Künstlernamen Glückssachen. Ob der 81-jährige Stewart Allen Konigsberg noch immer Freude hat Woody Allen genannt zu werden, ist ein Geheimnis. Da hat es Robert Zimmermann einfacher: Denn Bob Dylan klingt cool. Gut verstehen kann man dagegen Adolf Meyer. Es muss Andy Borg schnell klargewesen sein, dass er mit Adolf Meyer nicht einmal in der Schlagerszene weit kommen würde.

In der Pop- oder Künstlerszene mag es ja reichen, wenn der Name cool klingt und nicht allzu kompliziert ist. In der Erotikszene muss der Name fulminantes versprechen, eindeutige Bilder wecken. Die Künstlerinnen und Künstler an der Extasia haben sich also Porno-Urgestein John Curtis Estes zum Vorbild genommen. Er begann als «Big John», machte weiter als «John Fallus» und trat unter John Duval auf, um am Ende beim Nachnamen seiner Mutter Holmes hängenzubleiben.

Lena Nitro: Zutiefst unstabile Substanz

Lena Nitro hier mehr müde als explosiv.

Lena Nitro für einmal eher nachdenklich als explosiv.

Die künstlerischen Gäste an der Extasia machen es uns etwas einfacher. So weckt der Künstlername «Lena Nitro» sofort Assoziationen. Richtig, Nitroglyzerin ist eine zutiefst unstabile Chemikalie, entdeckt von einem Turiner Arzt aus dem schliesslich Nobelpreis-Stifter Alfred Nobel Dynamit herstellte. Klar, ist die Dynamit etwas Schönes, man darf aber nie vergessen, ganz leicht sprengt man sich selbst in die Luft.

Viktor Vulkano: Lava spucken

In zwei Wochen kann Basel auch Viktor Vulcano begrüssen. Auch sein Name eher fragwürdig. Schliesslich ist ein Vulkan eine Naturkatastrophe. Zur Erinnerung: Ab hundert Kilometer im Erdinneren schmelzen Gesteinsschichten und werden begleitet von Gasexplosionen an die Erdoberfläche gedrückt, so dass alles Leben darum herum von einer glühenden zähflüssigen Masse vernichtet wird. Aber vielleicht hat Viktor auch Heimweh nach der kleinen Insel «Vulcano» vor Sizilien gehabt.

Little Caprice: Kapriziös

Little Caprice für einmal nachdenklich.

Auf den ersten Blick ist der Künstlername und Frau auf dem Exstasia 2016 Plakat sinnvoll. Gibt es doch Caprice als italienischen Vornamen, der launisch und impulsiv bedeutet, eine schöne, passende Geschichte für die Künstlerin denkt man sich. Aber wieder geht es schief im Land der erotischen Werbung: Denn das Wort geht auf das lateinische «caper», also Ziegenbock zurück. Richtig sexy ist also auch das nicht.

Fiebrig

Wenig Hoffnung macht auch Marcel Fever, selbst wenn man ahnt, was er sagen möchte. Aber Fieber: Das erinnert an Grippe, laufende Nase, Unwohlsein und Müdigkeit. Und falls schlimmer, an Arztbesuche, Desinfektionsmittel und Medikamente. Auch nicht richtig heiss.

«Grimbart Conny»

Prost, Conny kennt sich auf dem Hamburger Kiez aus.

Na dann Prost, Conny kommt nach Basel, kennt sich aber besser auf dem Hamburger Kiez aus.

Der Künstler Michael G. Konrad ist ein deutscher Pornostar, der 53-jährige Hamburger hört aber lieber das Wort «Schauspieler». Auch sein Künstlername ist eher unheimlich denn sexy, aber dafür gibt sich der ehemalige Robinson Club-Animateur in seinen Filmen vielseitig: Taxifahrer, Klempner, natürlich, aber auch einen Arzt kann er spielen und in einem Film spielte er gleich alle Rollen selbst. Sein Künstlername ist am Ende kein Künstlername. Eigentlich wollte sich Conny nach dem deutschen Börsenindex Dax nennen. Da aber sein Name weder im Abspann von Filmen noch in den Sexmagazinen je richtig geschrieben wurde, blieb schliesslich Dachs hängen. Dach wäre keine Alternative für einen Venus-Gewinner gewesen. Ausziehen wird sich Conny Dachs an der Extasia natürlich nicht, dafür wird er von leichtbekleideten Mädchen umringt sein. Auch der Dachs, in Deutschland «Grimbart» genannt, ist nicht gerade ein König der Tiere. Die Marderart lebt meist in Höhlen in Abhängen und frisst je nach Saison schon mal Regenwürmer. Aber der Name ist ja nicht der Fehler des Künstlers.

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