Deutliche Polizeipräsenz diesen Fasnachtsmittwoch im Gläbbergässli: Die Sicherheit musste nach zwei Tagen Pöbeleien gewährleistet werden. Bild Archiv barfi.ch / M. Oppliger
Deutliche Polizeipräsenz diesen Fasnachtsmittwoch im Gläbbergässli: Die Sicherheit musste nach zwei Tagen Pöbeleien gewährleistet werden. Bild Archiv barfi.ch / M. Oppliger
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Fasnachts-Kampf ums «Gläbbergässli»: Comité will freie Bahn für Aktive durch Polizei und «Mitte»

Die Grünpfahlgasse ist an der Fasnacht ein Unort – dabei führt sie direkt ins Herz der scheenschte drey Dääg. Horden jugendlicher und aggressiv betrunkener Menschen pöbelten in den vergangenen Jahren die Fasnächtler an. Jetzt soll Schluss sein: Das Fasnachts-Comité will eingreifen.

Was an der vergangenen Fasnacht in der Grünpfahlgasse abging, war eigentlich nur traurig. Die kurze, schmale Gasse zwischen Rümelinsplatz und Gerbergasse wurde zur Kampfzone: Dicht an dicht standen die betrunkenen Unkostümierten, gröhlten – und pöbelten die aktiven Fasnächtler an, schlugen auch zu. Das ist eine absolute Unzumutbarkeit an der Basler Fasnacht. Denn es gilt die Regel: Die Kostümierten sind auf jeden Fall zu respektieren.

Nicht so in der Gasse neben dem Unternehmen Mitte. Sogar ganze Stammvereine mieden die kurze Transitstrecke, zu gefährlich war ihnen das Gewaltpotenzial. Schob ein Vorträbler einen der Betrunkenen zur Seite, musste er damit rechnen, geschlagen zu werden. Die Stimmung war so geladen, dass am Fasnachtsmittwoch ein Polizeidispositiv die Gasse sicherte. Rücken an Rücken standen die Uniformierten, um für Ordnung zu sorgen. Seither heisst die Grünpfahlgasse schlicht: «Gläbbergässli». Einige Fasnächtler überlegten sich bereits, selbst Stosstrupps zu bilden und die Pöbler wegzuscheuchen, wie barfi.ch weiss. Nur: Die Gasse ist voll davon, ein Eingreifen bedeutet Eskalation.

Unüblich, dass das Fasnachts-Comité so eingreifen muss

Nachts, wenn die Grünpfahlgasse sich an der Fasnacht füllt, wird sie zum «Gläbbergässli». Die Aktiven fürchten den Durchgang. Bild Archiv barfi.ch

Damit soll jetzt Schluss sein. Diese Woche meldete sich das Fasnachts-Comité zu Wort: Man habe mit den Verantwortlichen der Behörden und des Unternehmens Mitte Kontakt aufgenommen, versucht zu vermitteln. Die Situation ist ausserordentlich. Denn an der Fasnacht selbst ist das Comité organisatorisch eigentlich vornehmlich für den Cortège, den Plaketten-Verkauf und die Subventionen zuständig. Es handelt sich dabei traditionellerweise eben nicht wie andernorts um einen Dachverband aller Fasnachtsvereine, sondern um einen eigenständigen Verein, der auch seine Finanzen nicht offenlegen muss und seine Mitglieder selber bestimmen kann.

Jetzt ist aber genug, jetzt muss das Comité wieder die Vermittlerrolle wahrnehmen: «Alle waren sich einig, dass sich was ändern muss», sagte denn auch Christoph Bürgin, Obmann des Fasnachts-Comités, diese Woche gegenüber den Medien. Im Visier ist auch die «Mitte», die mit ihrem Fasnachtsprogramm in der grossen Halle zum Partyprogramm jenseits der Fasnacht wurde. Deren Betreiber sagten gegenüber barfi.ch bereits nach der Fasnacht 2017, dass sie künftig ein fasnachtslastigeres Angebot gestalten wollen, um weniger Störenfrieden eine Plattform zu geben, die keine Fasnacht, sondern Privatparty machen wollen.

Ruessender Stosstrupp, gefällig?

Wer die Pöbler sind? Vorwiegend Jugendliche aus einschlägigen Szenen, die ihre eigenen Getränke mitbringen, flaschen- und fassweise Bier, und in der Gasse abfeiern. Sie sind nicht nur Trittbrettfahrer der Fasnacht, sondern auch der Mitte selbst; im Lokal konsumieren die wenigsten von ihnen. Und, so hart es für Basler Ohren klingt, es sind auch gebürtige Basler unter den Pöblern, die sich in der Gasse eingenistet haben.

Die Lösung soll nun niederschwellig sein, mehr Programm, mehr Stimmung, weniger Düsternis. Die Fasnacht soll ihre Gasse zurückerobern, dank den Fasnächtlern und deren Geist. Denn wenn sich die Fasnacht wieder breit machen kann, wird der Platz für die Gassenpöbler knapp. Und vielleicht wäre ja, als unterstützende Massnahme, ein Stosstrupp aus Fasnächtlern gar keine so schlechte Idee. Natürlich gewaltfrei, ruessend und mit entschlossenem Auftreten, damit diese Schlagader zum Herz von Frau Fasnacht wieder frei, lebendig und vor allem friedlich schlagen kann.

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