Bild: Felix Platter Spital
Bild: Felix Platter Spital
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Felix Platter-Spital: Hülle muss bleiben, Schiess schiesst die Regierung ab und die Mieter zahlen drauf

Die Bevölkerung von Basel-Stadt wächst und wächst und damit die Wohnungsnot. Mit der Schaffung von 550 Genossenschaftswohnungen wollte die Regierung auf dem Areal des Felix Platter Spitals neuen Wohnraum schaffen. Dann zog der Heimatschutz vor Gericht. Den Preis für den Kompromiss zwischen Regierung und Heimatschutz zahlen nun wohl die Mieter.

 Der Kreuzzug des Robert Schiess, Basler Heimatschützer von eigenen Gnaden, hätte im August 2014 zu Ende sein können. Zu früh gefreut, noch im Dezember des letzten Jahres spuckte der «emeritierte» Heimatschützer Gift und Galle. Es ging um die Neuplanung des Areals um das Felix Platter-Spital. Er schrieb im Mitteilungsblatt Nummer 119: «Mir wurde von verschiedener Seite zugetragen, dass für den Entscheid der Regierung der persönliche Geschmack der Mitglieder unserer Regierung ausschlaggebend gewesen war.» Das kann schon sein, doch gleichzeitig macht gerade die Kantonale Denkmalpflege mit der Vortragsreihe «Fifties Reloaded» darauf aufmerksam, dass die Bauten aus den goldenen 50ern in die Jahre kommen.

Teure Energiesanierung

So stelle sich bei diesen Gebäuden vor allem aus «energietechnischen» Gründen, die Frage, ob sie saniert oder abgerissen werden sollen. Ein Beispiel ist die Genossenschaftssiedlung «zum Blauen», die zwar als «erhaltenswert» gilt, es aber schwierig einzuschätzen sei, ob sich eine Instandstellung nach den geltenden, energetischen Normen lohne. Robert Schiess dagegen gibt sich rechthaberisch. Er beruft sich auf die Unterschutzstellung des Friedhofs Wolfgottesacker: «Das baselstädtische Denkmalrecht sieht entgegen der vom Justizdepartement vertretenen Auffassung gerade nicht vor, dass die zuständige Behörde bei ihrem Entscheid finanzpolitische, städtebauliche oder planerische Überlegungen den Vorrang geben kann.»

Geschmack überwunden

Heute hat die Regierung offenbar «ihren Geschmack» doch noch überwunden. Barbara Neidhart, Leiterin Kommunikation von Immobilien Basel-Stadt erklärt auf Anfrage von barfi.ch: «Bei der Unterschutzstellung des ehemaligen Felix Platter Spitals handelt es sich um einen Vergleich. Wichtig dabei war, dass die Genossenschaften, die das Areal übernehmen, damit einverstanden waren den Hauptbau zu erhalten.» Nachdem die Regierung dem Heimatschutz Basel und der «Freiwilligen Denkmalpflege Basel» entgegen kommt, ziehen diese beiden Organisationen den «Rekurs» gegen die Arealplanung zurück.

Mieter löffeln die Suppe aus

Ausschlaggebend sei ein Kompromiss gewesen. Denn jetzt müssen die «Schwesterhäuser» und der Verbindungsgang zum eigentlichen Spital nicht mehr unter Schutz gestellt werden, sagt Neidhart. Sie zeigt sich erfreut, dass die Regierung ihr «oberstes Ziel», nämlich Wohnraum zu schaffen, doch noch erreichen konnte. Zu allfälligen Mehrkosten, die eine Sanierung «des schützenswerten Baudenkmals des 20. Jahrhunderts», verursachen werden, kann Immobilien Basel-Stadt nichts sagen.

Klar scheint aber dennoch, dass die zukünftigen Mieter die Suppe auslöffeln werden. Denn das ehemalige Spital wird kaum den zeitgenössischen Standards entsprechen. Aber Robert Schiess ist das egal. Hauptsache gegen die Regierung schiessen. So heisst es im Mitteilungsblatt: «Souverän setzt sich die Regierung über diese höchstrichterlichen Gesetzesauslegungen hinweg. Er ignoriert aus «persönlichem Geschmack» das Denkmalgesetz. Es stinkt in Basel – nicht nach Taubendreck.» Den Basler auf Wohnungssuche bleibt ein Trost: Immerhin gibt es neue Wohnungen, die zwar teurer als nötig, aber immerhin denkmalgeschützt sind.