Eines der zwei Teams der Abfallkontrolle Basel-Stadt im Einsatz. ©A. Schwald
Eines der zwei Teams der Abfallkontrolle Basel-Stadt im Einsatz. ©A. Schwald
  • Andreas Schwald
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Finger weg vom Littering: Die Basler Abfallkontrolle ist unterwegs

Basler Abfallsündern geht es an den Kragen. Allein vergangenes Jahr wurden Bussen von über 100'000 Franken für unsachgemässe Entsorgung verteilt, darunter auch für Littering. Das achtlose Wegwerfen von Abfallen geht jetzt wieder los; Unterstützung beim Kampf gegen die Sünder erhält die Abfallkontrolle von der Kantonspolizei.

Schnell mal ein Sandwich am Rheinbord verschlungen, dazu ein paar Bierdosen geleert und die Dosen, Verpackungsfolien und leeren Zigarettenpäckchen einfach mal liegen gelassen, die Stadtreinigung machts ja wieder weg: Das ist Littering und in Basel gang und gäbe. Littering aber ist verboten, also unter Strafe gestellt. Wer erwischt wird, muss zahlen. Die Bussen für Abfallsünder betragen im Kanton 80 Franken aufwärts.

Jetzt gehts wieder los mit dem Müll. Littering sei zwar das ganze Jahr hindurch ein Problem, aber kaum wird es warm, nimmt das Problem sprunghaft zu. Sogar das achtlose Wegwerfen von Zigarettenstummeln gehört zu Littering, doch hier sind die Behörden lax: «Aufgrund der begrenzten Ressourcen der Abfallkontrolle und weit wichtigeren Themen hat die Ahndung weggeworfener Zigarettenstummel zurzeit keine hohe Priorität», sagt Matthias Nabholz, Leiter des Basler Amts für Umweltschutz und Energie (AUE).

Viel zu viele sauen, aber nur wenige werden erwischt

Mitarbeiter der Basler Stadtgärtnerei beim Auflesen von Müll. ©Keystone

Zu den wichtigeren Themen gehören neben grösseren Litteringmengen die wilden Deponien, wo ganze Sperrmüllhaufen in der Gegend abgeladen werden, oder das unzeitige Bereitstellen von Hausmüll. «Die Abfallkontrolleure bearbeiteten im Jahr 2016 insgesamt 3‘550 Meldungen aus der Bevölkerung und von der Stadtreinigung», so Nabholz. Das Jahr in Zahlen:

  •  Wegen wilder Deponien wurden 319 Bussen ausgesprochen.
  • 112 Personen wurden gebüsst, weil sie Haushaltabfälle in öffentlichen Abfallkübeln entsorgt hatten.
  • Wegen unzeitiger Bereitstellung von Abfallsäcken wurden 694 Bussen erteilt.
  • Bei der Litteringbekämpfung wurden mit Unterstützung durch die Polizei 73 Personen in flagranti erwischt und gebüsst.

Sündenpfuhl Kleinbasel, aber auch St. Johann und Gundeli

Ausgepackt wird zu Hause: Die Abfallkontrolle sammelt unzeitig deponierten Kehricht ein.

Die ausgestellten rund 1'200 Bussen trugen dem Kanton schliesslich etwas über 100'000 Franken an Bussensummen ein. Problemquartiere sind das Kleinbasel, das St. Johann und das Gundeli, von dort würden am meisten Meldungen aus der Bevölkerung und von der Stadtreinigung eintreffen. Die Sünder werden aufgrund von Untersuchungen des Abfalls ausgemacht. Unsachgemäss entsorgter Müll wird von der Abfallkontrolle durchgegangen; am einfachsten ist die Identifikation über weggeworfene Briefe und andere Gegenstände, die Rückschlüsse auf den Entsorger zulassen.

Für die Kontrollen sind nur wenige Leute zuständig. Die Stadt verfügt über vier Abfallkontrolleure, die in der Regel in Zweierteams unterwegs sind, wie AUE-Leiter Nabholz sagt. Daher sei die Unterstützung durch die Polizei entsprechend wichtig.

Littering, das grosse städtisches Problem

Ein sommerlicher Abfallberg im Basler St. Johann-Park. ©Keystone

Und die Kantonspolizei unterstützt tatkräftig. «Bei direkten Feststellungen büsst die Kantonspolizei Basel-Stadt Personen, die Kleinabfall nicht korrekt entsorgen», sagt Sprecher Toprak Yerguz. In der Praxis stelle sich bei der Durchsetzung des Gesetzesartikels «Verbotenes Beseitigen von Kleinabfällen, so genanntes Littering» allerdings das Problem, dass in Anwesenheit uniformierter Polizisten nur wenig Littering passiere. Und Yerguz schränkt zusätzlich ein: «Das längere Überwachen von Örtlichkeiten, um fehlbare Personen wegen ihres weggeworfenen Abfalls zu büssen, ist selten verhältnismässig.»

Regelmässig macht der Kanton auf Littering aufmerksam. Gerade das Rheinbord leidet stark unter der Verschmutzung, aber auch die Parks werden abends regelrechte Deponien. Insbesondere während der Grillsaison häufen sich die Wegwerf-Grills zu Bergen, Verpackungen und weiterer Müll stapeln sich an Eingängen und die paar Abfalleimer werden schlicht nutzlos. «Das Thema Littering ist das ganze Jahr hindurch aktuell. Jedoch stellen Polizei, Stadtgärtnerei und die Stadtreinigung in den Sommermonaten eine massive Zunahme an bestimmten Orten fest», sagt Polizeisprecher Yerguz.

Die Landplage Einweggrill

Finger weg: Einweggrille sind hässlich und produzieren nur Müll. ©Keystone

Zu viele Möglichkeiten, den Müll liegen zu lassen, und wenig Handhabe zur Überwachung: Littering ist ein konsumgesellschaftliches Geschwür, dass sich nicht nur durch den Akt des Wegwerfens, sondern auch die Menge der Verpackung und des verbrauchten Materials auszeichnet. Grundsätzlich gilt: Die eigenen Abfälle einsammeln und am passenden Ort entsorgen – und am besten schon vor Beginn der Sause ans Entsorgen denken.

Abfallarme Verpackungen sind da genauso angesagt wie wiederverwertbare Kisten. Und mal ehrlich: Das Fleisch schmeckt von einem echten Grill sowieso besser als von einem stinken Einweg-Grill. Drum prüfe, wer entsorge, nicht nur der Umwelt zuliebe, sondern auch den Steuergeldern, den Nachbarn und dem eigenen Portemonnaie zuliebe.

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