Der Eingang zum Paradies mit dem Chrischonaturm im Hintergrund.
Der Eingang zum Paradies mit dem Chrischonaturm im Hintergrund.
  • Text und Bilder: Binci Heeb
  • Aktualisiert am

Für Veranstaltungen zu haben: Ein verstecktes Paradies namens «Il Giardinetto».

Wer von Riehen durch den Wald an Bettingen vorbei Richtung Chrischona wandert, trifft gleich beim Ausgang des Forstgebietes auf einen der schönsten Plätze unserer Region: Das traumhafte «Giardinetto», ein Naturgarten mit altem Baumbestand. Weit ab von unserer städtischen Alltagswelt und doch so nah.

Alter Baumbestand, im Hintergrund das Gartenhäuschen.

Alter Baumbestand, im Hintergrund das Gartenhäuschen. Kein Spaziergänger, der hier nicht innehält und das unerwartete kleine Paradies bewundert: Über den Zaun hinweg, denn das Gelände ist zwar leicht einzusehen, aber Privatbesitz einer bemerkenswerten Frau, die den Platz zunächst nur auf dem Papier entdeckte und sich dann vor Ort unsterblich in ihn verliebte. Doch damals war das Gelände in anderen Händen. Das sollte sich ändern.

Ein Garten an schönster Lage

Der frühere Eigentümer hatte in Sichtweite des Chrischonaturms ein Gartenhäuschen errichtet, das am Wochenende oft sein Zuhause war. Nach seinem Tod wollten sich die Erben vom Naturparadies trennen. Ein bekannter Basler Architekt hörte davon, die Unterlagen landeten auf seinem Tisch und dem seiner Tochter Madeleine Carabelli. Den Rest könnte man mit «Liebe auf den ersten Blick» zusammenfassen. Seit 17 Jahren ist Madeleine Carabelli stolze Besitzerin des 2000 Quadratmeter grosse Gartens auf der Wiese oberhalb von Bettingen. Ihr war klar, einen schöneren Platz an solch prachtvoller Lage würde sie nie mehr finden. Zudem wohnte sie damals noch an der Bettinger Baiergasse, nur ein Katzensprung in die andere Welt.

Hier lässt sich auch im Winter feiern.

Madeleine Carabelli liebte den Platz, wie er immer war. Im unterkellerten Gartenhäuschen auf den 2000 Quadratmetern Land gibt es allerdings weder einen Wasseranschluss noch Elektrizität. Nach dem Kauf hat sie das Bijou entrümpelt, Fenster und Böden erneuert, eine Wand und die vorhandene Küche entfernt, eine gründliche, doch nicht etwa protzige Renovation war angesagt. Und damit hat es sich. Auf diesem Stück Ackerland darf nichts mehr gebaut werden. Unter dem Sitzplatz befindet sich ein Wasserreservoir, dass das Dachwasser sammelt. Wenn es im Sommer sehr heiss ist, kann eine Pumpe angeschlossen werden und mit dem vorhandenen Benzin-Generator gibt es zur Not sogar einmal Strom. Das Häuschen könnte an das Wassernetz der Gemeinde angeschlossen werden, aber: «Das ist gar nicht nötig, weil ich die Getränke jedes Mal selber mitbringe».

Im Sommer im Freien. Foto ©Milleufeuille

Schafe und Hunde

«Ein paar Sommer lang weidete eine kleine Herde Walliser Schwarznasenschafe in einem Teil des Gartens», erzählt Madelaine Carabelli. Weil nach Gesetz an dieser Stelle jedoch keinen Stall errichten werden durfte, ging das leider nicht mehr. Nun tummeln sich hier ihre beiden Hunde, ein Border Collie-Sennenhund-Mix und ein kleiner Jack Russel. Drei bis viermal in der Woche komme sie in den Giardinetto, um hier nach dem Hundespaziergang die Seele baumeln zu lassen. Egal bei welchem Wetter, der Garten biete zu jeder Jahreszeit Erholung pur. Sogar im Winter für ein Fondue-Essen, ob Käse, Bourgignonne oder Chinoise. Hier störe man niemanden, könne Lärm machen und ungezwungen sein, ohne dass gleich jemand reklamiere.

Die Schafe haben Steuerzahlern Platz gemacht...

Viel Arbeit

Der Unterhalt des Gartens ist nicht zu unterschätzen. Zu tun ist immer etwas, sonst verwildert der Platz schnell. Und die Lust auf einen verwilderten Garten mit über einem Meter hohen Gras ist klein. Als in einem Sommer die Pflege etwas vernachlässigt werden musste, erhielt die Besitzerin sofort eine Anfrage, ob das Grundstück zum Kauf oder zur Miete erhältlich sei. Doch das war kein Thema, keine Freude an solchen Gedanken hatten auch die drei, mittlerweile erwachsenen, Kinder. Innert dreier Tage brachte ein Gärtner den Giardinetto wieder in Schuss und ein befreundeter Nachbar hilft seither nach Bedarf.

Keramiken der Giardinetto-Besitzerin.

Das Schönste – dieses Paradies kann man für Feiern mieten

Frau Carabelli ist ausgebildete Keramikerin, viele von ihr hergestellten Figuren sind im Garten zu finden. Stelen, Tiere, Elfen, überall, teilweise auch gut versteckt. Seit vier Jahren betreibt die Initiantin mit einer kleinen Gruppe von befreundeten Frauen einen Catering-Betrieb namens «Millefeuille Catering», denn ein Paradies wie der «Giardinetto» soll immer wieder auch anderen Personen zur Verfügung stehen und kann deshalb für kleine Veranstaltungen gemietet werden. Im Winter kommen gerne Gruppen von sechs bis zehn Personen. «Il Giardinetto» gibt es aber auch ohne Catering. Dann würden die meisten Gäste an der Feuerstelle hinter dem Haus Würste braten, mieten nur Raum und Garten.

Die Feuerstelle im hinteren Teil des Gartens.

Wer jetzt nur an Champagnerparty denkt, liegt falsch. So feierten hier auch schon Kinder einen Geburtstag und übernachteten im eingehegten Teil des Gartens in Zelten. Ein grosses Erlebnis, nahe der Stadt ist es völlig ruhig, Fuchs und Hase sagen sich hier sprichwörtlich gute Nacht. Als trotzdem einmal die Polizei gerufen wurde, benötigten die Beamten fast eineinhalb Stunden um den Garten zu finden. Einer der Polizisten griff dann sofort zur Kamera: «An so einem schönen Tatort war ich noch nie, die Bilder müssen die Kollegen unbedingt sehen».

Zu erreichen ist der Garten nur zu Fuss. Mit dem öffentlichen Verkehr – Bus Nr. 32 in Richtung Bettingen – aussteigen bei der Haltestelle «Altes Zollhaus» und dann auf Schusters Rappen den Wyhlenweg hinauf. Die Zufahrt zum Gartenhäuschen ist nur den Eigentümer als Zubringer gestattet. Das macht Madelaine Carabellis Paradies aber nicht weniger attraktiv. Im Gegenteil: Egal, welcher Preis ihr für den «Giardinetto» auch offeriert würde, trennen wird sie sich von ihrer wunderbaren kleinen grossen Welt oberhalb Bettingen nie. 

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