Neuer Inhalt für das WC-Häuschen: Basel verbessert den Service. Bild Christian Platz
Neuer Inhalt für das WC-Häuschen: Basel verbessert den Service. Bild Christian Platz
  • Andreas Schwald
  • Aktualisiert am

Gar kein Mist: Die futuristischen Basler WC werden noch moderner

Für eine knappe halbe Million Franken lässt der Kanton seine modernen öffentlichen WC weiter modernisieren. Die selbstreinigenden Verrichtungsstationen sind zwar sauberer als klassische Aborte, flössen aber immer noch Respekt ein.

Zwei Dinge, sagt der Sanitär, muss der Mensch immer tun: Nahrung aufnehmen und sie wieder ausscheiden. «Notdurft» nannte man das früher gern. Oder eben Geschäft, das grosse, das kleine. Man tat es im – oder schweizerdeutsch: auf dem – Häuschen, oft auf dem Plumpsklo, später dann auf dem Water Closet kurz: WC oder ganz früher und heute noch in anderen Gegenden auf der Welt auch einfach mal am Strassenrand. Schon die alten Römer hatten aber öffentliche Toiletten, auf denen sie in Gruppen sitzen konnten und dabei die Nachrichten des Tages austauschten.

Eine halbe Million für neue Schüsseln

Das ist nicht mehr nötig, heute geht das im modernen Kämmerchen bei Neonlicht, wenns mal drängt. Wildes Ausscheiden ist sogar strafbar, obwohl das die Grüsel-Pinkler gerade am Rheinbord überhaupt nicht stört, die Besitzer der Rabatten hingegen sehr. Dabei gibt es fürs grosse und kleine Geschäft in Basel 85 öffentliche WC-Anlagen. 14 davon werden jetzt saniert, für 452'000 Franken. Es gibt neue WC-Sitze, WC-Deckel, WC-Becken, Spülkästen, rundum wird aufgehübscht und modernisiert.

Alles vollautomatisch – bis auf den Menschen

Im 19. Jahrhundert war der Birsig offen, die Klos – wie hier an der heutigen Falknerstrasse – führten direkt ins Bachbett, wo bei Hochwasser die Fäkalien in den Rhein geschwemmt wurden. ©Verschwundenes Basel

Es handelt sich bei der Sanierung um Anlagen der Firma Hering, die 2008 an die Stadt übergeben wurden. Diese Modelle stehen unter anderem am Aeschenplatz und am Münsterplatz. So schrieb der Hersteller damals stolz: «Generell werden alle Anlagen für die Stadt Basel mit einer automatischen Sitzbrillenreinigung, ‹high-pressure-Fußbodenreinigung› und einer Innenwandverkleidung aus Glas geliefert. In die Anlage am Aeschenplatz wurde zusätzlich noch unser ‹Urifloor› integriert.» Letzteres ist natürlich praktisch für die, die stets die Schüssel verfehlen.

Die Angst vor dem Schmuddel

Selbstreinigende Toiletten am Barfi. Bild A. Schwald

Dennoch haftet öffentlichen Toiletten stets Schmuddliges an, sei es der Gestank der alten Modelle, sei es die futuristische Maschine, die moderne Klos ausmacht. Gerade die selbstreinigenden stehen unter Verdacht, mitten im Geschäft automatisch aufzugehen – was die Programmierung der ersten Generation durchaus auch tat – oder die Selbstreinigung zu starten, wenn noch jemand drin ist. Diese Ängste seien allerdings unbegründet, versichern die zuständigen Stellen. Plus: «Der nachfolgende Benutzer oder die nachfolgende Benutzerin findet ein hygienisch einwandfreies und sauberes WC vor», so das Tiefbauamt Basel-Stadt.

Zufluchtsort Toilette

Alles digital und sicher. Bild A. Schwald

Zusätzlich beängstigend ist für viele aber auch, dass die Toiletten einen Unterschlupf für Obdachlose, Drogenabhängige und noch üblere Schandtaten bieten. Das verstärkt das Schmuddel-Image öffentlicher Toiletten noch mehr, als es der Begriff «öffentlich» überhaupt schon tut. Ein Pissoir für Herren geht da noch in Ordnung, so die allgemeine Meinung, die können ja stehen. Wer aber sitzen muss, den kostet der Gang immer noch Überwindung. Die 50 Rappen Eintritt in die futuristisch anmutenden Aborte sind da nur bedingt eine Hürde. Nach wie vor überwiegen in Basel aber die klassischen Häuschen: 55 Stück sind konventionell, 30 selbstreinigend.

Der Basler «Schissi-Skandal»

Die öffentlichen WC waren schon immer ein Reizthema: In den 1990er-Jahren fädelte der damalige Baudirektor Christoph Stutz einen waghalsigen Deal ein. Er versprach der Allgemeinen Plakatgesellschaft (APG) insgesamt 254 Leuchtplakate – sofern die APG die Konzession für die automatischen WC-Häuschen kauft und diese dann unterhalt. Bizarr, fand auch das Parlament. Es hagelte Einsprachen, der Deal ging in die Hose. Und führte erst noch zu Verlustkosten von 18 Millionen Franken.

Wilde Pinkler in der Basler Zivilisation

Mit den WC-Häuschen hat der Kanton nun den Dreh gefunden. Der grösste Haken: Die Kostenfolge bei Umbauten. Im Vergleich zu klassischen Häuschen mit Keramikschüssel und Plättli an Boden und Wänden sind die technischen Erneuerungen aufwändiger. Dafür ist das Resultat sauberer und richtiggehend geruchsneutral. Und es braucht weniger Personal, das die Klos von Hand reinigen muss. Ein betrieblicher, aber vor allem auch zivilisatorischer Fortschritt – sofern die wilden Pinkler damit Schritt halten können. Denn obwohl der Mensch zwei Dinge immer tun muss, hat er neben dem Körper doch noch einen Kopf, der ihm immer noch sagen sollte, wo es angebracht wäre.

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