Bild: barfi.ch
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  • Andy Strässle
  • Aktualisiert am

Geheimakte Steinenberg: Warum die Drämmler nichts über das wahre Ausmass der Innenstadt-Sperrung sagen wollen

Ab 9. September geht nichts mehr. Die Geleise und Weichen am Steinenberg müssen ausgewechselt werden. Acht der zwölf Basler Tramlinien passieren normalerweise den Abhang zwischen Bankverein und Barfüsserplatz. Obwohl die ganze Region von der Sperre betroffen sein wird, hüllen sich die Basler Verkehrsbetriebe einen Monat vorher immer noch in Schweigen und kommunizieren massiv verharmlosend unter dem einen Wort "Steinberg".

Das Liniennetz sei eben das Liniennetz, da könne man nichts ändern, sagt Mediensprecher Benjamin Schmid im Gespräch mit barfi.ch. Seit März arbeiten die Basler Verkehrsbetriebe an einem «Umleitungskonzept» für die erneute Sperrung der Innenstadt. Klar war im Frühling schon, dass während der Arbeiten «neun Tramlinien» auf verschiedenen Routen fahren würden. Eine «besondere Herausforderung biete, laut Medienmitteilung das «Masse-Federsystem». Die Schienen am Steinenberg liegen auf 760 Federungen, das macht den Umbau kompliziert. Deshalb könnten die die alten Geleise nur «schrittweise» und mit «erhöhten Lärmemissionen» ausgebaut werden, kündigten die Basler Verkehrsbetriebe damals in einer Medienmitteilung an.

Konzept fertig, aber geheim

«Das ist eine Riesenkiste», sagt Benjamin Schmid zur Gleiserneuerung am Steinenberg. Obwohl das Tiefbauamt erst gestern über die grossen Baustellen informiert und auch über Umleitungsmassnahmen informiert hatte, schweigen sich die Basler Verkehrsbetriebe gleichzeitig über den anstehenden Gau noch aus. Selbstverständlich sei das Konzept fertig, selbstverständlich seien auch die Anrainer – also betroffene Geschäfte und Anwohner – informiert, sagt Schmid. Dumm nur, dass weder Anwohner noch Gewerbetreibende von ihrem Glück wissen.

Es gelte nur noch den letzten Feinschliff vorzunehmen. Mehr sagen, will er aber trotzdem nicht. «Wir werden zum gegebenen Zeitpunkt die Medien informieren. Es hat keinen Sinn, die Leute jetzt schon verrückt zu machen.» Die Basler Verkehrsbetriebe befürchten, eine frühzeitige Information könne die Fahrgäste durcheinanderbringen. «Es hat schon im Sommer viele Umleitungen gegeben, wenn wir jetzt noch darüber informieren, was im September sein könnte, könnte die Verwirrung noch grösser werden.» Die Gleisarbeiten am Steinenberg führen unmittelbar nach den Sommerferien zu einer der grössten Beeinträchtigungen des Tramverkehrs überhaupt. In der Innenstadt sei es zudem nicht möglich Ersatzbusse anzubieten, da zu wenig Raum vorhanden sei.

Angst vor der Verwirrung

Die dreiwöchige Vollsperrung betrifft aber die ganze Stadt (!), denn auch die Kurve von der Haltestelle Theater in den Steinenberg wird nicht befahrbar sein. Das heisst nicht weniger, als der 16er aus dem Gundeli, der 6er aus Allschwil und 10er aus dem Birstal werden ebenfalls umgeleitet. Darauf angesprochen, dass gewisse Trams vielleicht bei der Heuwaage wenden könnten, bestätigt Benjamin Schmid: «Stimmt, bei der Heuwaage kann man schon wenden. Aber nicht viel mehr.»

Zwölf Basler Tramlinien. Neun sind von der Sperrung betroffen. Da wäre es schon spannend zu wissen, wo die Trams überhaupt durchfahren können. Im Grossbasel können die Trams in Stadtnähe noch am Aeschenplatz wenden. Im Kleinbasel endet die Reise am Claraplatz. Aber so lange die Basler Verkehrsbetriebe nicht informieren, ist das reine Spekulation. Selbst Nachfragen hilft nichts. Es ist alles noch geheim. Da hilft nur Geduld. Aber immerhin verspricht Benjamin Schmid: «Ende August werden wir auf allen Kanälen informieren und sind auch froh, wenn die Medien dann bei der Information der Bevölkerung mithelfen würden.» Am Ende bleibt Verwunderung: Einerseits steht Basel der grösste Unterbrucht des Trambetriebes überhaupt bevor. Andererseits schweigen die Basler Verkehrsbetriebe, obwohl es schon in vier Wochen so weit ist.

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