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Gewalt und Verbrechen im unteren Glaibasel: Mehr Polizeipräsenz gefordert

Balz Herter, Alt-Grossrat der CVP, ist Glaibasler mit Herz und Seele. Er macht sich Sorgen wegen der Häufung gewalttätiger Vorfälle in Teilen des Quartiers und fordert mehr Polizeipräsenz.

Liste von Gewalttaten

Raub, Angriffe, Körperverletzung; Balz Herter hat sich eine Liste von Gewalttaten gemacht, die sich allein im Juli dieses Jahres im Kleinbasel, vor allem im unteren Teil der minderen Stadt, ereignet haben. Diese Liste basiert natürlich auf Pressemeldungen, die vom Basler Sicherheitsdepartement veröffentlicht wurden. Barfi.ch hat bereits vor zwei Wochen auf eine sommerliche Häufung von Gewalttaten in Basel-Stadt aufmerksam gemacht. Ein Mediensprecher des Sicherheitsdepartements, den wir zu diesem Thema befragten, stellte eine Zunahme in Abrede.

Gewalttätige Vorfälle häufen sich

Balz Herter ist im Kleinbasel aufgewachsen, wohnt mittendrin, ist hier in vielen Vereinen aktiv und tritt dieses Jahr wieder für die CVP bei den Grossratswahlen an. Er macht sich Sorgen um sein Kleinbasel, weil er den Puls hier spürt. Deshalb hat er gestern einen Leserbrief mit folgendem Inhalt verfasst und an die Basler Medien verschickt: «In den letzten Wochen häufen sich die gewalttätigen Vorfälle im unteren Kleinbasel. Viele Bewohner getrauen sich nach dem Eindunkeln nicht mehr alleine auf die Strasse. Dies ist ein unhaltbarer Zustand. Daher besteht dringender Handlungsbedarf von Seiten der Polizei, damit dieser negativen Entwicklung entgegengewirkt werden kann. Wie bereits vor acht Jahren von uns gefordert, sollen die uniformierten Kräfte vermehrt zu Fuss auf der Strasse statt im Polizeiauto patrouillieren, um so mehr Präsenz an den neuralgischen Punkten zu zeigen. Das Community Policing muss aufgestockt werden und sogenannte 'Quartierschugger' sollen dafür sorgen, dass sich die Glaibaslerinnen und Glaibasler in ihrem Quartier wieder sicher fühlen können.»

Balz Herter

Rechtsfreie Zone

Bereits am 17.7. 2008 hat die CVP mehr Polizei-Patrouillen im Kleinbasel gefordert, auch damals wegen einer Häufung von Gewaltdelikten. Herter: «Die Entwicklung im Quartier geht einfach in die falsche Richtung. Wenn ich nachts – beispielsweise bei der Claramatte – unterwegs bin, fühle auch ich mich nicht mehr sicher, obwohl ich keineswegs ängstlich bin. In Teilen des unteren Kleinbasels ist eine rechtsfreie Zone am Entstehen. Und das darf es in Basel nicht geben! Ich kenne hier viele besorgte Leute, die es genauso sehen».

Das Klima auf der Strasse

Polizeimeldungen sind eine Sache, das Klima auf der Strasse ist wieder eine ganz andere Geschichte. Wer die Szene im unteren Kleinbasel in den letzten 20 Jahren beobachtet, kann tatsächlich feststellen: die Probleme nehmen zu, vor allem nachts. Hier prallen immer mehr unterschiedliche Kulturen und Milieus aufeinander, die sich teilweise eher feindlich gegenüberstehen. Der Ausbau des Rheinbords bis zur Dreirosenbrücke zieht im Sommer stetig zunehmende Menschenmassen an den Fluss, darunter halt auch Betrunkene und Gruppen junger Männer mit niedriger Aggressionsschwelle, diese Situation hat sich stark verändert. Davon sind natürlich auch die umliegenden Strassen und Gassen betroffen. Das untere Glaibasel ist so zunehmend zu einem Hot Spot geworden, im Sommer fast noch stärker als die Innerstadt.

Am Tag ist die Hemmschwelle höher

Herter: «Am Tag ist die Hemmschwelle, jemanden anzugreifen, höher. Dann reichen wohl Polizisten, die mit dem Auto unterwegs sind. Nachts würden Fuss-Patrouillen gewiss mehr Eindruck machen. In der Innerstadt funktioniert das ja auch». Im Übrigen frage er sich, ob das Community Policing, also die erwähnten «Quartierschugger», in letzter Zeit etwas eingeschlafen sei...

Verwilderung

Auch barfi.ch hört immer wieder besorgte Stimmen aus dem unteren Kleinbasel, von Anwohnerinnen und Anwohnern, die eine Verwilderung dieses Teils der Stadt befürchten. Das subjektive Sicherheitsgefühl ist, bei einem auffälligen Teil der Menschen, die hier wohnen, überhaupt nicht mehr gut.

Sollte die Verantwortlichen aufschrecken

Amtliche Statistiken sind die eine Seite der Medaille. Die Gefühlslagen und Ängste der Anwohnerinnen und Anwohner die andere. Ihre Sorgen kommen nicht einfach aus dem Nichts. Schliesslich leben die Leute vor Ort, sie beziehen sich auf reale Erlebnisse und Beobachtungen. Auf Vorfälle, welche uns von den Behörden möglicherweise nie berichtet werden. Zwischen diesen beiden Wahrnehmungsmustern klafft zusehends ein tiefer Graben. Dieser Umstand sollte die Verantwortlichen eigentlich aufschrecken...

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