Graf Cagliostro – mit bürgerlichem Namen Giuseppe Balsamo. Bild: Wikimedia.
Graf Cagliostro – mit bürgerlichem Namen Giuseppe Balsamo. Bild: Wikimedia.
  • Christian Platz
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Graf Cagliostro: Der berühmt-berüchtigte Okkultist und seine Basler Verbindungen

Alessandro Graf von Cagliostro (1743 – 1795) war Alchemist, Okkultist und Gründer seines eigenen Freimaurerordens. Als Abenteurer reiste er im 18. Jahrhundert durch Europa, umgarnte die Reichen und Schönen der feinen Gesellschaft. Auch in Basel und Riehen. Immer wieder musste er vor der weltlichen und der päpstlichen Polizei fliehen, die ihm zeitlebens auf den Fersen waren 

War er ein grosser Magier oder ein Scharlatan? Ein Weiser oder ein Hochstapler? Ein Erleuchteter oder ein Irrlicht? Noch heute bleibt der Graf von Cagliostro, Begründer der sogenannten ägyptischen Freimauerei, eine umstrittene Figur. Tatsache ist: Der Mann war ein reisender Abenteurer, ein Frauenheld obendrein. Zudem schaffte er es immer wieder, mächtige und vermögende Zeitgenossinnen und –genossen für sich einzunehmen.  

Im Armenviertel geboren

Im sizilianischen Palermo hat er am 8. Juni 1743 das Licht der Welt erblickt, in einer traditionell schwarz-katholischen Umgebung. Sein bürgerlicher Name war Giuseppe Balsamo. Er wurde nicht etwa in einem noblen Schloss geboren, sondern im Armenviertel Albergheria. Sein Vater war ein einfacher Handwerker. Sowie ein notorischer Bankrotteur.

Gehilfe des Klosterapothekers

Der junge Giuseppe hängte sich alsbald an einen Klosterapotheker, wurde dessen Gehilfe. Zudem trat er in einen katholischen Orden ein, der sich der Krankenpflege verschrieben hatte. Wahrscheinlich entwickelte er dabei den Plan, es als Wunderheiler zu versuchen. Das pharmazeutische Wissen, das er sich damals aneignete, diente ihm als Grundlage für seine spätere Karriere. Bereits als junger Mann wurde er allerdings aus dem Kloster verstossen. Auch seine Verwandtschaft sagte sich von ihm los. Kleine Betrügereien und Frauengeschichten waren wohl die Ursachen dafür.  

Eine Reise, die als Flucht begann

Der Beginn seiner Reisen war also nicht ganz freiwillig, vielmehr begannen sie mit einer Flucht. Einer Flucht, die er als Sprungbrett für eine enorme Karriere nutzte. Später erzählte er über diese Zeit die abenteuerlichsten Geschichten. Er habe Persien, Ägypten, Arabien bereist, sei dort in die Geheimnisse der hohen Magie sowie der Alchemie eingeweiht worden.

Beim Grossmeister des Malteserordens

Nach einigen Jahren tauchte er plötzlich in Malta auf, stellte sich dem Grossmeister des Malteserordens vor, er sei Graf Cagliostro, Eingeweihter in mystische Geheimnisse. Der Grossmeister war fasziniert, glaubte und vertraute dem jungen Abenteurer. Er stellte ihm Empfehlungsschreiben aus, die ihm Zugang zu den reichsten und mächtigsten Häuser Italiens verschafften.

Die Eliten umgarnt

Nun bereiste er zunächst Italien. Umgarnte die Eliten Neapels, Roms, Mailands mit seinen Zaubereien, mit Wunderkuren, Wahrsagereien, alchemistischen Mixturen. In der ewigen Stadt heiratete er Lorenza Feliciani, die genauso gut fabulieren, sich genauso gut verkaufen konnte wie der selbsternannte Graf. Sie zogen gemeinsam durch London, Paris, Amsterdam, Den Haag.

Der eigene Orden

In den Niederlanden gründete das famose Paar 1775 seinen eigenen Orden, die ägyptische Freimaurerei, für den sie diverse reiche Damen begeistern konnten. In den Jahren darauf tauchte er in Venedig, Russland, Warschau auf. Immer mit seiner Magie im Gepäck und auf der Suche nach zahlungskräftigem Nachwuchs für seine Logen. Immer öfter kamen ihm aber weltliche und geistliche Behörden auf die Schliche, denen er sich durch Flucht zu entziehen pflegte. 1781 tauchte er dann in Frankreich auf, in Strassburg, Lyon, Paris, wo er sich als magischer Eingeweihter, als Wunderheiler und Lehrer für okkulte Geheimwissenschaften betätigte. Zudem gründete er in diesen Städten Ordenslogen.

Die Basler Elite und der Magier

Und so kam er auch zu seinen Basler Kontakten. In den 1780er Jahren weilte er immer wieder in unserer Stadt, wo er einem mächtigen Freund und Gönner aus dem Daig, wie man später zu sagen pflegte, hatte: Jacob Sarasin. Im Gartenpavillon des Riehener Glögglihofs und im Basler Weissen Haus hielt der Magier für die wohlhabenden Basler seine geheimen mystischen Rituale ab. Im Glögglihof plante er auch den Bau eines ägyptischen Tempels, von dem man lustigerweise bis heute nicht weiss, ob er je realisiert worden ist. Jacob Sarasin erwähnte den Magier immer wieder in seinen Tagebüchern – unter dem Pseudonym «+». Zudem behandelte Cagliostro Jacobs schwer kranke Frau Gertrud. Ein Teil der Basler Elite förderte den Grafen Caglistro und seine Ideen jahrelang.

Halsbandaffäre, Untergang, Tod

1786 war der Okkultist dann in Paris in die berühmte Halsbandaffäre verwickelt, einen Schmuck-Betrugsskandal, in den sogar die Königin Marie Antoinette hinein gezogen wurde. Wegen dieser Geschichte musste Cagliostro Frankreich verlassen. Er kehrte nach Rom zurück, versuchte dort, einen neuen Orden auf die Beine zu stellen. Dort wurden er und seine Frau 1889 von der päpstlichen Polizei verhaftet. Während seines Prozesses erzählte er dem Gericht die wahnsinnigsten und farbigsten Geschichten über Illuminaten und internationale Verschwörungen. Trotzdem verurteilte man ihn zum Tode. Dieses Urteil wurde alsbald in lebenslängliche Haft umgewandelt. Seine Frau steckte man zwangsweise in ein Kloster. Cagliostro war zunächst in der Engelsburg eingekerkert, später wurde er ins Gefängnis San Leo bei San Marino überwiesen. Dort starb er am 26. Augst 1795 an einem Schlaganfall. Das Historische Museum Basel besitzt eine Büste des Mystikers.