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  • Binci Heeb
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Grosse Sprachprobleme mit Flüchtlingen in Zürcher Spitälern – was tut Basel?

Wie der Tagesanzeiger berichtet, kommt es in Zürcher Spitälern immer häufiger zu gefährlichen Verständigungssituationen mit verletzten oder kranken Patienten, die keine unserer Sprachen kennen und ihre Beschwerden weder den Ärzten, noch dem Pflegepersonal mitteilen können. Barfi.ch wollte wissen, ob dies auch in Basel der Fall ist und hat im Universitätsspital USB, sowie dem Claraspital nachgefragt.

Vier Landessprachen kennt die Schweiz und trotzdem reichen diese oft nicht aus. Mehr als 200'000 Menschen in der Schweiz sind weder einer dieser Sprachen, noch des Englischen mächtig und die Anzahl nimmt zu – Zürich sucht deshalb dringend nach Dolmetschern, vorwiegend für Patienten aus Krisengebieten. In Basel ist das Problem weniger akut. Zumindest bei geplanten Eingriffen: Die Behandlung von nicht-deutschsprachigen Patienten sei eine alltägliche Angelegenheit am USB, wie Sabina Heuss, USB-Medienverantwortliche gegenüber barfi.ch sagt. Seit mehr als 25 Jahren stünde für planbare Termine ein Dolmetscherdienst in über 80 Sprachen zur Verfügung. Das USB arbeite für Übersetzungen vor Ort mit dem Hilfswerk der evangelischen Kirchen Schweiz, HEKS, und für telefonische Anfragen mit AOZ Medios zusammen. Durch dieses grosse Angebot sieht Dr. Sylvie Schuster, Oberärztin am USB, das Risiko von Verständigungsproblemen deutlich verringert.

Dolmetscherdienste auch in Notfällen

Wie aber sieht es aus, wenn eine Person, die kein Wort in der uns geläufigen Sprachen spricht, als Notfall ins Unispital kommt? Auch hier hat Basel eine ebenso intelligente, wie wirkungsvolle Lösung gefunden. Wenn es nicht möglich ist, die Sprache des Patienten zu ermitteln, wird ihm – oder einem seiner Angehörigen -  eine in alle bekannten Sprachen dieser Welt übersetzte Tabelle gezeigt. Auf mehreren Seiten steht dort nur der eine Satz: «Sprechen Sie jeweilige Sprache?». So kann der Patient mit dem Finger auf die Worte zeigen, die er kennt und versteht. Falls vorgelesen werden muss, weil der zu Behandelnde nicht in der Lage ist zu lesen, ist in der rechten Tabellenspalte die phonetisch korrekte Aussprache zu entnehmen, damit selbst Laien die Frage verständlich stellen können.

Auszug aus Sprachtabelle Deutsch ©AOZ Medios

 

«Für Notfälle, Randzeiten und kurze Gespräche wird am USB auch ein Telefondolmetscherdienst eingesetzt», so Heuss. Das Angebot sei rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, innerhalb von wenigen Minuten abrufbar, sagt die Oberärztin Sylvie Schuster. Die Spannbreite an bestehenden Broschüren, Flyern und Aufklärungsformularen in diversen Sprachen sei ausserdem sehr gross und die Zahl steigend. Pro Jahr werden inzwischen alleine im USB rund 4800 Dolmetschereinsätze angeboten, so Schuster.

Im Basler Claraspital hingegen sind Dolmetscherdienste die Ausnahme. «In der Regel kommt ein fremdsprachiger Patient mit einer Begleitperson, die übersetzt. Im Vergleich zu den Vorjahren ist kein steigender Bedarf festzustellen», weiss Simone Heusler, von der Kommunikation am St. Claraspital. Die Klinik kenne für diese Fälle einen strukturierten Ablaufprozess, wie mit Sprachbarrieren umgegangen werde. Wenn keine dolmetschende Begleitperson anwesend sei, werde auf Mitarbeitende mit der entsprechenden Sprachkompetenz, sowie auf ein speziell entwickeltes Wörterbuch zurückgegriffen. In Absprache mit dem Arzt würde jedoch auf externe Dolmetscher zurückgegriffen. Dies gelte besonders in der Onkologie mit hochspezialisierter Medizin und grossem Informations- und Aufklärungsbedarf hinsichtlich der Behandlung.

Die Dolmetscherdienste finden weder in den Fallpauschalen Berücksichtigung, noch sind sie durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung abgedeckt. Und da es sich bei den zu Behandelnden meist um mittellose Menschen handelt, wird der Einsatz von Dolmetschern den USB-Patienten nicht in Rechnung gestellt, sagen sowohl das USB und das St. Claraspital. Zur Höhe der der Kosten wollte das Unispital sich nicht äussern. Gut so.