• Andreas Schwald / Andy Strässle
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Grosser Umbau Stadtcasino: Jetzt wird abgerissen, es gibt eine Gasse

Am Stadtcasino steht die nächste grosse Etappe an: Ab Montag fällt der Mittelbau. Dann wird zum ersten Mal die neue Gasse zwischen Steinenberg und Barfi zu sehen sein. Für die Bauarbeiten wird zudem ein Kran aufgestellt, der durch ein wildes Spinnennetz aus Leitungen manövrieren muss.

Das Stadtcasino ist die eigentliche Landmarke am Barfüsserplatz. Neben der Barfüsserkirche dominierte der Bau die letzten rund 150 Jahre die Einfallsachse zum Allerinnersten der Innenstadt. Jetzt geht es ihm definitiv an den Kragen: Ab nächster Woche fällt der Mittelbau und die neue Gasse zwischen Steinenberg und Barfi wird das erste Mal sichtbar.

Aber nur sichtbar, denn fürs Publikum begehbar ist natürlich noch lange nichts. Ist der Mittelbau erst weg, wird der Kran aufgestellt, der für die weiteren Bau- und Sanierungsarbeiten nötig ist. Und das wird eine Übung mit Fingerspitzengefühl, denn die Bauleitung muss zwischen einem Spinnennetz aus Fahrleitungen und anderen Drähten und Seilen manövrieren, die rund um den Barfi gespannt sind. Fürs Aufstellen des Krans wird noch einmal Nachtarbeit benötigt sein.

So viele Skelette, so wenig Zeit

Immer noch am Graben: Skelett unter dem Musiksaal. ©A.Schwald

So steht Bauleiter Martin Streit zusammen mit Thomas Koeb, dem Direktor der Casino-Gesellschaft, vor dem Casino und mustert den Bau. Drinnen graben noch die Archäologen, wo einst der Musiksaal stand, sie sind schon mehrere Meter unter dem Strassenniveau angelangt. Das erwartete Grundwasser wurde noch nicht angestossen, dafür kommt ein Skelett nach dem andern zum Vorschein. Wie sich jetzt herausstellte, lagen unter dem Musiksaal nicht nur Mönche begraben, sondern eine zig verstorbene Patienten des damaligen Siechenhauses. Viele haben künstliche Löcher im Schädel, Spuren der Trepanation, die angewendet wurde, um Druck im Kopf abzubauen. Aber es war in letzter Zeit ein schöner Ort, um begraben zu sein: Hier spielte Musik und das unter anderem in einem der besten Konzertsäle der Welt, dem Hans-Huber-Saal.

Bauleiter Streit ist fasziniert von den Archäologen. Dann spricht er aber auch von der Herausforderung, rund um eine grossflächige Ausgrabung zu bauen: Denn die Bauarbeiter sind keine Archäologen, sie haben ein Gebäude umzubauen, während sich die Forscher detailliert um Knochen und Steine kümmern, von denen immer mehr zum Vorschein kommen. «Wir liegen aber gut in der Zeit», sagt Streit und Bauherr Koeb pflichtet bei: «Bislang läuft alles nach Plan.»

Abriss soll bis Ende Mai erledigt sein

Fallen völlig weg: Die ehemaligen Garderoben mit der Mehrzweckhallen-Atmosphäre. ©A.Strässle

Und der Plan sieht so aus: Die Archäologen graben noch bis in den Sommer. Der Mittelbau – also das Gebäude zwischen Musiksaal und dem Bau 39 mit dem Papa Joe’s – wird abgerissen, ebenso das ehemalige Garderobengebäude, das immer etwas Mehrzweckhallen-Charme versprühte. Das Stadtcasino war schon immer ein Flickwerk: Zuerst stand ein Bau von Melchior Berri, dann wuchs der Musiksaal, dann wurde der Berri-Bau abgerissen und durch den aktuellen Bau 39 ersetzt, schliesslich wurde der Mittelbau mit den Garderoben hochgezogen. Ein wildes Wachstum, dessen wüsteste Ausläufer jetzt weichen dürfen.

Bis Ende Mai soll erst einmal der Abbruch erledigt sein, sagt Bauleiter Streit. Die Archäologen, jetzt noch im Musiksaal, werden sich dann einer weiteren Fläche widmen, näher bei der Barfüsserkirche. Dann wird in die Höhe gebaut: 2018 dürfte sich der Erweiterungsbau dann so manifestieren, wie er künftig dastehen soll. Er wird einige Meter mehr in den Barfüsserplatz reichen, aber das ist laut Koeb kein Problem: «Die Befürchtungen, dass der Erweiterungsbau Veranstaltungen einschränkt, können wir zerstreuen.» Einzig der Weihnachtsmarkt werde sich anpassen müssen, aber das sei abgesprochen und auch natürlich. Denn ein Gebäude einem Markt anzupassen, sei schliesslich nicht ausgesprochen sinnvoll.

Endlich vom Barfi aus erschlossen

Prächtig: Der Erweiterungsbau des Basler Stadtcasino in der Visualisierung. ©Herzog&deMeuron

Erst wenn der Mittelbau weg ist, kann der eigentliche Erweiterungsbau von «Herzog & de Meuron» aufgezogen werden: Ein prächtiges Annex-Gebäude, das gleichzeitig den neuen Eingang zum Casino markiert. Und ein würdiger Eingang ist es, der neu vom Barfüsserplatz her erschlossen wird, statt wie bisher vom Steinenberg aus. «Es war ja schon etwas seltsam, wie die Architekten sagten: Da haben wir ein wunderbares Konzerthaus und der Eingang liegt etwas verloren an der Rückseite, wo die Trams durchfahren», sagt Casino-Direktor Koeb.

Somit erhält das Stadtcasino schon jetzt das grob geschnitzte Gesicht, das es später in festem Mauerwerk zeigen wird: Baulich abgetrennt vom Bau 39 mit der von Alfred Heinrich Pellegrini bemalten Fassade, die die Tramhaltestelle überblickt, und Stück für Stück ein paar Meter weiter in den Barfüsserplatz gezogen. Aber immer noch deutlich dezenter als der Vorgängerbau, der im Jahr 1865 noch bis an die Barfüsserkirche heranreichte. Die Eröffnung des neu erweiterten Stadtcasino ist immer noch auf 2019 angesetzt. So lange bleibt die Casino-Gesellschaft auch im Musical-Theater im Kleinbasel, wo sie sich laut Koeb vorübergehend immer noch ausgesprochen wohl fühle.

Blick vom Steinenberg: Die neue Gasse zum Barfi ist links im Bild. ©Herzog&deMeuron

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