Nur noch kurze Zeit am Spalenberg: Stefan Oser
Nur noch kurze Zeit am Spalenberg: Stefan Oser
  • Nathan Leuenberger / Binci Heeb

Grotesk: Wieder muss ein Laden die Innenstadt verlassen. Weil er Topf-, statt Schnittblumen verkauft.

Das «Lädelisterben» Basels hat verschiedene Facetten. Nicht immer scheitert es am fehlenden Umsatz, sondern an mysteriöser Bewilligungspraxis. Topfpflanzenhändler Stefan Oser muss deswegen sein Geschäft am Spalenberg schliessen.

Seit 13 Jahren betreibt Stefan Oser seinen Laden «Cambria Pflanzen». Nachdem er ein Jahrzehnt sein Geschäft beim Andreasplatz führte, zügelte er vor drei Jahren an den Spalenberg. Eigentlich läuft es gut bei Oser, trotzdem wird er jetzt seinen Standort auf Anfang August aufgeben. «Die umständliche Situation zwingt mich dazu, aus der Innenstadt herauszugehen», so Stefan Oser. «Einzelne kleine Unternehmen werden nicht ernst genommen, und eine klare Ungleichbehandlung findet statt», kritisiert Oser das neue Konzept der verkehrsfreien Innenstadt. 

In seinem Fall bedeutet das konkret, dass er abends nicht mehr zu seinem Geschäft fahren kann, um Pflanzen und Töpfe abzuholen und sie zu seiner Kundschaft zu bringen. Bei einem anderen Geschäftsmodell dürfe man das: «Wenn ich jetzt Schnittblumen verkaufen würde, wäre das kein Problem, denn diese gelten als schnell verderbliche Ware. Auch der Bäcker verkauft nach Definition schnell verderbliche Ware, deshalb bekommt er eine Bewilligung, um mit dem Auto vorzufahren. Auch wenn die Vorschriften immer mehr gelockert worden sind, habe ich keine bekommen.» Deshalb habe er sich vor sechs Monaten dazu entschieden seinen Laden am Spalenberg aufzugeben.

Spezialisierung auf Kundenberatung 

Der Aufwand, den er betreiben müsse, sei mit der neuen Regelung einfach zu gross geworden. Eine Geschäftsaufgabe bedeutet die Aufgabe des Ladenlokals allerdings nicht: «Ich werde mich künftig auf die Beratung von Kunden in den Bereichen Balkon- und Terrassenbepflanzungen und Innenbegrünungen konzentrieren.»

Ein festes Ladenlokal will er daher nicht mehr haben, allerdings liebäugelt er mit einer Alternative:  «Eventuell miete ich mir auch saisonal einen Stand in der Markthalle, um dort Kräuter und Stauden im Frühling, oder Adventskränze in der Adventszeit zu verkaufen.» 

Topfpflanzen machen Platz für Schnittblumen

Lange leer bleiben wird das Ladenlokal am Spalenberg 4 allerdings nicht, denn ein Nachmieter sei schon gefunden. Dieser wird sich wohl nicht mit den Problemen rumschlagen müssen, die «Cambria Pflanzen» hatte. Das bereits seit fünfzig Jahren bestehende «Blumen Dufour» soll sich dort einnisten dürfen. Obwohl der Inhaber Serge van Egmond noch in den Ferien weilt, und somit kein genaues Datum zu erfahren ist, soll «Dufour» schon auf Mitte September an den Spalenberg ziehen. Da sich «Blumen Dufour» auf Schnittblumen spezialisiert hat, sollte es auch kein Problem sein, jene Bewilligung für die Anfahrt zu bekommen, die sich Stefan Oser vergeblich gewünscht hat. Glücklicherweise bleibt am Spalenberg 4 auch in Zukunft der grüne Fleck am geteerten Hügel erhalten.