Bild: Klosterfiechten
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  • Nathan Leuenberger
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Im Schatten des Wasserturms, aber höchst lebendig: Basels letzter Bauernhof

In beinahe jeder Baselbieter Gemeinde selbstverständlich, im Stadtkanton eine Überraschung: der Bauernhof. Doch genaueres Hinschauen zeigt, Riehen beheimatet gleich mehrere Betriebe, aber auch Bettingen und die Stadt verfügen noch über einen «richtigen» Hof.

Bild: Klosterfiechten

Landwirtschaft und urbane Umgebung vertragen sich durchaus. Zumindest auf dem Bruderholz. Dort liegt der Klosterfiechten-Hof mit allem was da kreucht und fleucht. Kühe, Esel, Geissen, Hühner, Hund und Katz. Doch spezialisiert hat sich Kurt Jordi-Oberli, der letzte Bauer unserer Stadt auf Pferde. Mit seinen 18 Boxen bietet der Hof viel Platz und preist sich gerne als «DER Reiterhof in Ihrer Nähe!» an. Dem Rest der Tiere scheint das egal. Auch, dass sie offiziell in der Stadt leben. Das Land ist eh nicht weit, nur wenige hundert Meter weiter südlich verläuft die Grenze zu Münchenstein. 

Noch in den 60er Jahren war Klosterfiechten nicht der einzige Basler Hof. Bis dahin gab es noch drei weitere, kleinere Betriebe im Hirzbrunnenquartier. Diese sind heute verschwunden, haben Hochhäusern Platz gemacht. Der heute noch existierende stolze Bäumlihof gehört seit einem Landabtausch im 1954 nicht mehr zu Basel, sondern steht jetzt auf Riehener Grund.

Seither ist Landwirt Kurt Jordi-Oberli mit seiner Familie und den Tieren alleine: «Wir spüren aber nicht stark, dass wir der letzte Basler Hof sind», sagt er zu barfi.ch. «Es ist aber schon eine Ehre, als “letzter Basler Hof“ betitelt zu werden.» Er selber fühlt sich eh dem Baselbiet nahe, denn dort habe man guten Kontakt zu den Berufskollegen. «Mit den Bauernhöfen in Riehen und Bettingen haben wir nicht viel zu tun. » 

Besuchen darf man Klosterfiechten ohne Vorankündigung. Der Bauernhof ist Mitglied im Projekt «Stallvisite», das schweizweit rund 300 Landwirtschaftsbetriebe umfasst, die ihre Stalltüren für Besucher öffnen. Von 8 bis 19 Uhr, sieben Tage die Woche. So kann man gerne zusehen, falls gerade eine echte Basler Kuh gemolken wird, oder einfach die Bruderholz-Bergziegen näher kennenlernen, welche die Familie Jordi-Oberli als Hobby züchtet.

Und Basels kleine Landgemeinde? 

Auch Bettingen hat noch einen richtigen Hofbetrieb. Gleich im Dorfkern steht das traditionelle Bauernhaus und ist so leicht zugänglich für Besucher. Mit einem eigenen Hofladen und regelmässigen Veranstaltungen, erinnert dieser Betrieb an vergangene Zeiten als Bettingen noch ein reines Bauerndorf war. Und daran orientiert sich die Pächter-Familie Gerber. Sie beschränkt sich in zweiter Generation nicht nur auf den Verkauf unverarbeiteter Lebensmittel wie Äpfel, sondern bietet auch Eier von eigenen Hühnern und frisch gebackenes Bauernbrot an. Diese können bis freitags um 12 Uhr vor einem Brotverkaufstag bestellt werden. Hier ist der Hof trotz aller Liebe zur Tradition modern: Das jeweilige Datum wird jeweils auf der Website kommuniziert, wie auch die Preise und mögliche Bezugstermine der Produkte vom hauseigenen Viehbetrieb. Von einer Kundenmetzgerei im Baselbieter Nusshof werden selbst gezüchtete Bettinger Kälber aus Mutterkuhhaltung zu verschiedenen Fleischspezialitäten verarbeitet. Dieses Fleisch wird einmal monatlich frisch geliefert und kann am darauffolgenden Samstag gekauft werden. Die Menge ist allerdings begrenzt, und es gilt «s’het solangs het! ». Ein Motto, das hoffentlich nicht auf Basels Bauernhöfe, sondern nur auf deren Erzeugnisse zutrifft.

Der Hofladen in Bettingen

Der Hofladen in Bettingen