Es ist der Traum jedes Geschichtsfans und jedes Historikers: Sich an den Schreibtisch von Jacob Burckhardt zu setzen und in seine Gedankenwelt eintauchen zu können. Genau dies ist ab morgen in Basel möglich. Zumindest fast. Das Historische Museum Basel und die Universität Basel haben den berühmten Tisch nachbauen lassen und erstellten eine virtuelle Realität der Text- und Bildwelten Jacob Burckhardts. Das Museum lädt ab Freitag dazu ein, die Welt von Jacob Burckhardt dank einer virtuellen Brille zu erkunden.
Anlass für diese innovative Art einer Ausstellung ist der 200. Geburtstag Burckhardts. Der Schreibtisch selbst, der ebenfalls im Museum ausgestellt ist, stand im Arbeitszimmer des berühmten Historikers am Aeschengraben 6. Er ist schlicht, in Biedermeierform mit einem Aufsatz, der fünfzehn Ablagefächer verbindet. Dort sass also Jacob Burckhardt und verfasste Schriften, die weit über die Grenzen Basels hohe Wellen schlugen und noch immer Generationen von Kulturwissenschaftlern zum Denken anregen. «Der Tisch mit den fünfzehn Ablagefächern ist wie ein analoges Desktop. Der Aufbau ist nicht nur praktisch, sondern formiert auch das Denken», erklärt Historiker Lucas Burkart.

An diesem Tisch arbeitete Jacob Burckhardt. © barfi.ch
Schwindelerregende Sphären
Im Historischen Museum Basel setzt man sich also an ein Replica dieses Schreibtisches. Mit einer 3-D-Brille auf dem Kopf und einem Controller in der Hand ist man ausgerüstet für eine einzigartige Entdeckungsreise in die virtuelle Welt. So kann man eine Auswahl der über tausend Fotografien aus der Burckhardtschen Sammlung bestaunen oder man wandert durch einen Zitaten-Dschungel oder durch eine Skulpturensammlung.
Das beeindruckendste Tool ist jedoch ein virtueller Roche-Turm, den man betreten kann. Im Turm angekommen, steigt man empor, rechts und links sind Bilder aus der Basler Geschichte zu sehen. Als Boden dient der Stadtplan von Merian. Ein wenig Schwindel gehört dazu. Es ist eine eigene Welt, die zu neuen Denkweisen anregt.
Zeiten des Umbruchs
Doch passt das Virtuelle zum berühmten Historiker? Es ist jener Gegensatz zwischen historischen Themen und der digitalen Welt, die überzeugt. Jacob Burckhardt war fasziniert von den Zeiten des Umbruchs. «Ihn interessierten diese Momente, wenn die alte Ordnung nicht mehr stimmte und etwas Neues, noch Unbekanntes aufdämmerte», wie der Historiker Achatz von Müller in einem Interview gegenüber barfi.ch erklärte. Die Verbindung zwischen der Geschichte und dem Virtuellen passt sehr gut zum berühmten Sohn der Stadt Basel. Und wenn man die 3D-Brille abnimmt, braucht es einen Moment, um wieder in der realen Welt anzukommen. Spätestens beim Verlassen des Museums, wenn man den echten Schreibtisch Jacob Burckhardts sieht, ist man wieder im hier und jetzt.
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Weitere Informationen
«Desktop - Jacob Burckhardt digital». Vernissage am 4. Mai 2018 um 18 Uhr. Die Ausstellung dauert bis zum 29. Juli 2018.
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