© Zoo Basel
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  • Christine Staehelin
  • Aktualisiert am

Kein Witz: Basels Zolli-Affen erhalten iPads

Im Zoo Basel erhalten neben den Schimpansen und Orang-Utans auch Gorillas Tablets. Kein Scherz, sondern Teil eines wissenschaftlichen Projektes der Universität Neuchâtel. Der Umgang mit den Pads zeigt tatsächlich grundlegende Wesensdifferenzen. 

Schimpansen, die einfach den lieben langen Tag vor dem iPhone herumsitzen und spielen? Im Zoo Basel ist dies natürlich nicht die Meinung. Basels Menschenaffen im Zolli spielen weder Candy Crush noch Quiz-Duell. Seit vergangenem Herbst führen Wissenschaftler der Universität Neuchâtel, unter der Leitung von Klaus Zuberbühler, ein Forschungsprojekt mit den Primaten durch. Dabei geht es um sogenannte Kognitionsforschung, die Frage, was Menschenaffen mit uns Menschen gemeinsam haben und wie sie sich von uns unterscheiden. «Es gilt herauszufinden, wo sich der Mensch, anders als beispielsweise die Schimpansen, entwickelt hat», erklärt Kurator Adrian Baumeyer vom Zoo Basel. In den nächsten Wochen erhalten nun auch die Gorillas Tablets.

Dank iPad Unterschiede zwischen Mensch und Affe erkennen 

Der Basler Zolli bietet allen Menschenaffen, also Gorillas, Orang Utans und Schimpansen, ein gemeinsames Dach. Das ist schweizweit einzigartig und der Grund, weshalb die Universität Neuchâtel den Zoo um eine Zusammenarbeit angefragt hat. Bei den Schimpansen sind derzeit bereits zwei Tablets installiert, bei den Orang Utans eines. «Sie machen gerne mit», sagt Adrian Baumeyer. So können nicht nur die Unterschiede zwischen Menschen und Menschenaffen, sondern auch zwischen den verschiedenen Affenarten untersucht werden. 

Statt Freude, eine Faust 

Eine gerade glückliche erste Reaktion war es zunächst nicht, als die Schimpansen das Tablet erhalten haben. «Wenn man ihnen etwas Neues gibt, dann schlagen sie einfach mal drauf», erklärt Adrian Baumeyer. Das ist bekannt und so mussten die Tablets mit doppeltem Plexiglas gut geschützt werden, damit sie nicht kaputtgemacht werden konnten. Trotzdem schafften es die Orang Utans gleich am ersten Tag. «Ein Orang Utan hat sich mit einem Fingernagel reingehängt und gerissen», erinnert sich Adrian Baumeyer. «Es sind absolut unterschiedliche Wesen. Schimpansen regen sich schnell auf, zeigen wenig Geduld und schlagen drauf los. Ganz im Gegenteil zu den Orang Utans, die bedacht und mit viel Geduld vorgehen».

Nachdem die Affen gemerkt haben, dass das Tablet nichts Böses ist, gewöhnten sie sich daran. «Die rangniederen Tiere wurden zuerst ans Tablet gelassen», sagt Adrian Baumeyer. Die erste Aufgabe war simpel: Sie mussten den grünen Bildschirm berühren und erhielten dann eine Belohnung. «Plötzlich ist es da nur ein kleines grünes Viereck, das gedrückt werden muss, danach ein Bild, das sie sich merken müssen», erklärt der Kurator. Eigentlich ist es wie ein Spiel, bei welchem die Aufgaben immer komplexer werden. «Für die Affen wird es schwieriger, damit es auch attraktiv bleibt», sagt Adrian Baumeyer. Es geht jedoch nicht darum, das Denken der Tiere zu verbessern, sondern darum, ob sie eine Aufgabe überhaupt lösen können.

Solange es Belohnungen gibt...

Es ist wie in der Schule: Einige Affen machen schneller Fortschritte, andere brauchen etwas länger, um überhaupt die Grundlagen zu begreifen. «Mütter mit kleinen Jungtieren gingen bis jetzt noch gar nicht ans Tablet», sagt der Kurator. Der Grund liege daran, dass sie es nicht kennen und mit dem Kind genug zu tun haben. Einige Schimpansen stellen sich den Aufgaben gerne, andere haben sich dem Tablet noch gar nicht genähert. «Die ranghöheren Tiere machen alle Aufgaben hintereinander und essen danach sämtliche Belohnungen auf einmal», erzählt Adrian Baumeyer. «Rangniedere Primaten hingegen nehmen die Belohnung jeweils sofort nach jeder Aufgabe zu sich». Sonst könnte ja ein anderer Affe die Gudis wegessen. Die Gefahr, dass sich die Affen - wie viele Menschen - zu viel und zu lange mit den Screens beschäftigen, besteht nicht. «Sie interessiert nur die Belohnungen», so der Kurator. Und das sind vorläufig nur kleine Leckerbisse, aber wer weiss - vielleicht einmal ein Smartphone? Ein Fasnachtssujet wäre die Sache aber bereits so. 

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