• Andy Strässle
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Kesb BS: Basel-Stadt viel gefährdeter als der Aargau

Rund acht Gefährdungsmeldungen pro Tag. Soviele Meldungen soll die Basler Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde erhalten. Im Kanton Aargau sind es bei einer drei Mal grösseren Bevölkerung nur drei pro Tag.

Es muss ein schlimmer Ort sein: Eine Stadt mit rund 200'000 Menschen, über die 2'975 Gefährdungsmeldungen eingegangen sind. Im Kanton Aargau mit rund 653'000 Menschen dagegen sind, laut einer Umfrage der «Schweiz am Sonntag», nur 1'328 Gefährdungsmeldungen an den elf Standorten der «Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) eingegangen. Kesb Basel-Leiter Patrick Fassbind erklärt sich die Diskrepanz so: «Die Kesb erhält sehr viele Pflichtmeldungen, beispielsweise von der Polizei, die kein Kesb-Verfahren auslösen. Wenn Sie nur die Gefährdungsmeldung im engeren Sinn nehmen, bei denen ein Verfahren eröffnet wurde, sind wir etwa auf dem Stand der Aargauer Kesb.» Auch erfasse die Kesb in Basel umfassend alle Meldungen von Elternkonflikten, Vorsorgeaufträge bis hin zu Geburtsmeldungen, darum handle es sich nicht um «Gefährdungsmeldungen im engeren Sinn.» Die Meldungen im «engeren» Sinn umfassten dann die realen Gefährdungen und dann wäre man wieder gleichauf wie der Aargau. Selbst dann hätte der Nachbarkanton noch immer drei Mal so viele Einwohner. Und wieder wäre Basel gefährdeter.

Trouble um Maxli

Das Beispiel vom kleinen Max aus der Präsentation der Kesb-Mitarbeiterin Nora Bertschi zeigt nicht schlecht, warum es so schwierig ist mit der Kesb. Das Fallbeispiel geht so: «Der 4‐jährige Max lebt bei seiner Mutter Johanna. Zu seinem Vater, Peter, hat er regelmässig Kontakt. Die Mutter wehrt sich gegen diese Kontakte. Ihrer Meinung nach kann Peter dem Sohn keine Grenzen setzten. Sie begleitet Max daher jeweils zu den Besuchen beim Vater oder lässt die mit Peter vereinbarten Besuchszeiten ausfallen. Peter ist verzweifelt, er möchte seinen Sohn gerne häufiger sehen. Auch befürchtet er, Johanna würde den Sohn überbehüten. Zudem beantragt er die gemeinsame elterliche Sorge für seinen Sohn Max.» Das sind zwischenmenschliche Probleme, die Schwierigkeiten junger Eltern, auch, die wohl kaum vom behördlichen Management profitieren können. Im Gegenteil, im Angesicht von solchen Bagatellen scheint die Behörde geradezu zum Streit einzuladen. Und wie immer beim Staat ist damit recht viel Papierkrieg verbunden. Da kann einem der kleine Max leidtun.

Papierberge und Völkerrecht

Kommen wir zu den Rechtsgrundlagen. Die Profis von der Kesb, in Basel sind es 20 Mitarbeiter, die sich um die rund 3'000 Fälle kümmern. Beim kleinen Maxli kommen nun Völkerrecht, Bundesrecht, Verfassungsschutz sowie der Kindesschutz aus dem ZGB zur Anwendung. Ein weiter Faktor warum man die Kesb einfach ins Herz schliessen muss, ist die Definition von Chef Fassbind (aus der gleichen Präsentation von Bertschi): Die Behörde sei ein «Sozial-Krisen-Management-Interventions-Service-Center» sagt der Chef und schliesst damit schon ein, dass die Behörde Papierberge vor sich herschiebt. Nicht ganz zufrieden ist auch der Bund mit der seit 2013 bestehenden und seit da ungeliebten Behörde. Im Mai sollte ein Bericht Klarheit zur «Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde» bringen. Aber die Fragen blieben. Ob der Wechsel von einem Laien- zu einem Profi-System wirklich Erfolg gebracht hatte, konnte auch der Bund nicht beantworten, wie SRF berichtet hatte. Bleibt den Baslern ein Trost. Mag sein, wir sind gefährdeter als die Aargauer. Wenn es aber nur kleine Streitereien wie bei Max sind, können wir so schlimm auch wieder nicht sein.

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