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  • Andy Strässle
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Meret Oppenheim Platz: Schon wieder die Velos vergessen

Der Drahtesel-Friedhof auf der Südseite des Basler Bahnhofs ist einmalig. Aber 2018 wird alles besser. Mit dem «Stapelvolumen» bekommt das Gundeli ein Hochhaus und einen Brunnen. Bis dahin sollen die Velos zurück unter die Passarelle. Dafür haben die SBB den direkten Durchgang vergessen.

Der Velotaxi-Unternehmer und Gestalter Tilman Schor will das Veloproblem auf der Gundeli-Seite des Bahnofes auf eigenwillige Art lösen. Er plant ein unterirdisches Velosilo mit Concierge. Der Clou: Man soll das Velo oberirdisch «aufgeben», respektive an einen Haken hängen können, der es dann nach unten bringt. Bei hohem Verkehrsaufkommen etwa zu Stosszeiten am Morgen könne der Radler ja dann seine Mails checken. Tilman Schor schreibt auf veloparkt.ch: «Während Zeit bis zur Veloaufgabe informiert sich der Veloparkierer am Flatscreen oder liest am offenen WIFI seine E-Mails. Während der Einführung gibt ein Concierge Abholscheine ab und verstaut die Velos.»

Klingt umständlich, ist es auch. Aber vielleicht wissen ja die Schweizer Bundesbahnen, die eine Million in den neuen Platz investieren Rat: Oliver Dischoe erklärt auf Anfrage von barfi.ch: «Nach Ende der Bauzeit kommen die Veloabstellplätze wieder an ihren ursprünglichen Ort zurück.» Der Drahtesel-Friedhof muss zurück unter die Passarelle. Dorthin, wo die SBB gerade ihr neues Logistikzentrum bauen. Es wird also auch dort eng.

Immer Ärger mit den Drahteseln

Die Gestaltung des Platzes vor dem Hochhaus mit Brunnen und Skulptur sieht toll aus. Die Ehrung von Meret Oppenheim als Künstlerin ist eine gute Sache. Wenn nur die Drahtesel nicht wären. Zwar bestreiten die SBB, dass während der Bauzeit weniger Veloparkplätze zur Verfügung stehen. So antwortet Sprecher Oliver Dischoe: «Nein, die Veloabstellplätze unter der Passerelle wurden für die Bauzeit auf den Meret Oppenheim Platz verlegt. Somit gingen für die Bauzeit keine Veloabstellplätze verloren.»

So weit, so gut: Nicht nur, dass es jetzt schon auf dem gesamten Bahnhof-Areal nicht genug Platz fürs Drahtesel-Dickicht hat, mit Brunnen und Stapelvolumen fehlt der Durchgang unter die Passarelle für die Fahrräder. Die «Neue Gruppe Bahnhof» ist mit der Gestaltung des Platzes nicht zufrieden. Präsident und CVP-Grossrat Oswald Inglin hat die Pläne des Platzes studiert. «Die Bahn ist halt nicht verpflichtet, sich um die Parkplätze zu kümmern. Das muss der Kanton machen. Die SBB müssen nur sicherstellen, dass ihr Kunde zum Gleis kommt.»

Direkter Durchgang fehlt

Mit durchschnittlich 130'000 Personen, die sich Tag für Tag über die Bahnhofspassarelle quälen, sei Dichtestress auch bei den Drahteseln nicht verwunderlich. Zwar sei der neue Veloparkplatz unter der Passarelle über die neue Meret Oppenheim-Strasse erschlossen. Aber die Zu- und Abgänge seien nicht geklärt und direkt von der Güterstrasse kommt man halt nicht zum Parkplatz.

Ein Velosilo hält Inglin auch nicht für realistisch, da der Untergrund unter dem Platz bis auf den letzten Zentimeter belegt sei. Zwar tröstet SBB-Sprecher Dischoe, dass es zu den Veloplätzen unter der Passarelle noch weitere ausserhalb geben solle. Da sei aber «die Zahl» noch unbekannt. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass die «Drahtesel-Plage» dem Gundeli noch eine Weile erhalten bleiben wird.

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