• Andreas Schwald, Michel Schultheiss
  • Aktualisiert am

Polizei-Sexskandal: deutliche Worte vom ehemaligen Kommandanten der Basler Kantonspolizei Markus Mohler

Ausgerechnet noch eine Sex-Affäre bei der Polizei. Das hat schwerwiegende Folgen für den Wahlkampf von Baschi Dürr: Bürgerliche Politiker rechnen mit Stimmenverlusten. Die linke BastA!-Kandidatin Heidi Mück spricht im Wahlkampf von einem «erneut klaren Führungsproblem im Sicherheitsdepartement». Schlimmer hätte es für den angeschlagenen Vorsteher des Sicherheitsdepartements nicht kommen können.

Jetzt hat die Basler Polizei auch noch einen Sex-Skandal. Und das nur wenige Tage vor den kantonalen Wahlen. Wie Telebasel am Dienstag berichtete, ermittelt die Baselbieter Staatsanwaltschaft wegen Schändung gegen Mitarbeiter der Kantonspolizei Basel-Stadt. 

Passiert sein soll dies im August auf einem Gruppenausflug der Abteilung Verkehrspolizei: Am Ende eines «feuchtfröhlichen Abends» soll sich ein Polizist sexuell an einer Mitarbeiterin vergangen haben, ein weiterer Polizist habe die Szene sogar gefilmt. Die Mitarbeiterin sei derart weggetreten gewesen, dass sie sich nicht habe wehren können.

Mittlerweile hat die Basler Polizei gegenüber verschiedenen Medien bestätigt, dass bei ihr «aufgrund eines Vorfalls in der Freizeit mehrere personalrechtliche Verfahren laufen». Ein Mitarbeiter sei freigestellt worden. Dabei gilt allerdings stets die Unschuldsvermutung. Die einzigen detaillierten Informationen über den Vorfall publizierte Telebasel gestern unter Berufung auf unbestätigte Informationen.

Ob in der Freizeit oder nicht: Ruf ist angeschlagen

Markus Mohler, Jurist und ehemaliger Kommandant der Basler Kantonspolizei, findet dazu gegenüber barfi.ch deutliche Worte: «Wenn Polizeiangehörige mit ihren Verhaltensweisen den Polizeiberuf in Verruf bringen, muss man sich von ihnen trennen». Dass die mutmassliche Tat in der Freizeit geschah, spiele dabei keine Rolle.

«Mit ihrem Gelübde verpflichten sich die Polizistinnen und Polizisten, mit ihrem Verhalten stets zum guten Ansehen der Kantonspolizei beizutragen», sagt Mohler. Dabei wiegt der Vorwurf der Schändung schwer: «Im Gegensatz zur Vergewaltigung ist das Opfer bei einer Schändung von vornherein urteils- oder widerstandsunfähig». Im vorliegenden Fall geschah dies wohl durch Intoxikation mit Alkohol.

Klar ist, dass der ohnehin schon schwerwiegende Vorwurf der Schändung im Polizeikorps zu einem mehrfach ungünstigen Zeitpunkt kommt. Vor Kurzem stand die Polizei wegen eines zweifelhaften Dienstwagen-Regimes in den Schlagzeilen – barfi.ch berichtete. Für Departementsvorsteher Baschi Dürr, der sich zum Regierungspräsidenten von Basel-Stadt wählen lassen will, eine weitere schwierige Hürde auf dem Schlussspurt vor den Wahlen.

Politische Gegnerin Mück: «Opfer schützen»

Die politische Gegenseite zeigt sich erstaunt. Für BastA!-Regierungskandidatin Heidi Mück belegt die Nachricht eher ein Führungs- als ein Sicherheitsproblem: «Baschi Dürr erweckte mit seinen Aussagen stets den Anschein, dass er kompetent und doch sehr nah an der Truppe sei.» Dieser Eindruck habe sich im Laufe der Berichterstattung der vergangenen Wochen allerdings deutlich geändert.

Inwiefern der aktuelle Vorfall den Wahlkampf beeinflusst, sei für sie schwer einzuschätzen. Sie hoffe allerdings, dass die Vorfälle aus dem Justiz- und Sicherheitsdepartement (JSD) die Brüchigkeit des bürgerlichen Vierertickets aufzeige.

Dass die Polizei den Fall allerdings nicht proaktiv kommuniziert habe, sei aus ihrer Sicht richtig. «Das Opfer muss auf jeden Fall geschützt werden», findet Mück. Es schade jetzt nur noch mehr, wenn die betroffene Person durch die Medien gezogen wird. Die Schilderungen des Vorfalls – gerade mit gestellten Szenen wie auf Telebasel – seien teils problematisch.

Bürgerliche stützen Baschi Dürr

Auf bürgerlicher Seite hat sich bislang FDP-Präsident Luca Urgese gegenüber der «bz Basel» geäussert. Aus seiner Sicht habe Baschi Dürr «schnell gehandelt und die richtigen Massnahmen ergriffen».

Für Lorenz Nägelin, den Regierungskandidaten der SVP, kommt die Nachricht überraschend. «Zum Vorfall selbst kann ich nichts sagen, da ich nichts davon weiss», sagt Nägelin gegenüber barfi.ch. «Aber die Berichterstattung kann einen Einfluss auf das Wählerverhalten haben.»
 
Er glaube allerdings nicht, dass das gesamte bürgerliche Viererticket unter den Negativschlagzeilen leiden würde. Dabei gibt er zum Schutze Dürrs zu bedenken: «Als Departementsvorsteher kann Baschi Dürr nicht direkt von jeder Begebenheit in der Freizeit wissen.» Sollte sich der Fall im Laufe der Ermittlungen bewahrheiten, sei das aber eine «sehr traurige Begebenheit».

Möchten Sie sich zum Thema äussern? Hier geht es zur Facebook-Diskussion

Weitere Titelgeschichten finden Sie hier: News Basel