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  • Andreas Schwald
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Räppli-Allergie? Gugge-Phobie? Nichts wie ab in diese fasnachtsfreien Zonen

In zwei Wochen ist Morgestraich. Vielleicht ist die Vorfreude darauf unermesslich. Vielleicht ist es aber auch der blanke Horror, der Sie da erschauern lässt. Keine Sorge, Basel hat mehr zu bieten als Larven und Räpplisegen. Nämlich diese fünf ultimativen Fluchtzonen für Fasnachtsallergiker und alle, die es werden wollen.

Oje, Fasnacht. Wie entkomme ich bloss diesem bunten, wirren, lauten, larventragenden Spektakel? Skifahren ist die eine Lösung, Last Minute nach Ägypten die andere. Aber vielleicht möchten wir ja kein Geld ausgeben und uns vor allem nicht von der Fasnacht aus der Stadt treiben lassen. Oder einfach nur eine Pause vom ganzen Trubel in der Innenstadt einlegen.

Dafür gibt es die fasnachtsfreien Zonen. Sie sind die Oasen für alle gehörgeschädigten und auch für Menschen, die mit Larven und Piccoloklängen nichts anfangen können. Wir servieren die fünf besten Stadtfluchtorte während dieser Basler Fasnacht.

1. Hart abfeiern statt sinnlos gässle. Und zwar mittendrin.

Wie genau treibt man schon wieder den Frühling aus? ©unsplash.com

Feiern mitten im Elend: Der innere Lärm gewisser Bars übertönt bekanntlich das Trommeln und Pfeifen und die Menschen tragen ganz andere seltsame Klamotten als diese sauglatten Fasnachtskostüme. Zudem steht einem ja vielleicht eher der Sinn nach nackter Haut und hemmungslos küssen statt nach Thermounterwäsche und Rumkuscheln im Kostüm.

Die Cargo Bar bietet dieses Jahr eine offizielle fasnachtsfreie Zone, mit diversen DJs und Barbetrieb. Die Grenzwert Bar im traditonsreichen Kleinbasel glänzte vergangenes Jahr schon mit einer fasnachtsfreien Zone und satten Beats. Und dann gibt es da noch Radio X. Das ebenfalls offiziell als fasnachtsfreie Zone deklarierte und mit «FFZ» abgekürzte Programm läuft schon seit Jahren während der «drey scheenschte Dääg» – mit lokalen, nationalen und internationalen Acts, die im Studio auf dem Dreispitz das Programm bestimmen und vor dem Winter noch die Fasnacht austreiben.

2. Nur zwei Meter weiter und es herrscht Ruhe…

Wettsteinbrücke ahoi – aber auch nur am Cortège. ©Keystone

Das Tolle an der Fasnacht ist, dass sie sich immer stärker in den Kern der Innenstadt zurückzieht. Zumindest ist das für die Fasnachtsmüden ziemlich toll, denn Schyssdräggzygli, Guggen und Bängg tummeln sich praktisch nur noch dort, wo sich auch alle andern tummeln, nämlich im klassischen Altstadtzentrum. Wo bis vor Kurzem noch einige fasnächtliche Ausläufer existierten – Spalenvorstadt, Aeschenvorstadt, auch schon beim Claraplatz –, herrscht heute oft schon ziemlich früh Ruhe. Und gäbe es die Guggen nicht, wäre es wohl schon jenseits der Mittleren Brücke ziemlich tot. Ausser natürlich, wenn am Montag- und Mittwochnachmittag Cortège ist, dann pilgern die Cliquen sogar über die Wettsteinbrücke, etwas, das sie freiwillig nie mehr tun würden.

Also ab ins Gundeli zum Beispiel, dort gibt es nette Cafés, Shopping-Gelegenheiten und praktisch keinen, der freiwillig eine Larve trägt. Im Klybeck ist es natürlich auch ganz nett und fasnachtsfrei und überhaupt: Was ausserhalb der alten Stadtmauern liegt, hat mit Fasnacht nicht viel mehr am Hut als die paar wankenden Gestalten, die mit einer Trommel auf dem Rücken zu ihren Schlafstätten pilgern.

3. Endlich ungestört shoppen!

Wellness für Klaustrophobiker im Stücki. ©Keystone/AP

Es tut so gut. Von aussen dringt vielleicht noch ein klein wenig Fasnachtslärm rein, ja, aber drinnen herscht wunderbare Ruhe und da sind all diese schönen Dinge. Selbst in der Innenstadt hält es sich während der Fasnacht gut in Warenhäusern auf. Kein vernünftiger Aktiver geht während des Gässlens im Pfauen einkaufen. Oder im Globus. Oder im Interdiscount. Vielleicht kurz eine Batterie fürs Lämpchen holen. Oder eine Pellerine, weil es gerade furchtbar schifft, dazu einen spontanen Faserpelz gegen die Kälte. Aber die Fasnacht findet draussen statt, in einer Parallelwelt aus Strasse, Beiz und Cliquenkeller.

Warenhäuser sind Inseln des Alltags. Und Alltag hat an der Fasnacht nichts verloren. Gäll, du kennsch mi nit! Für ganz Verwegene empfehlen sich natürlich die Einkaufszentren im Stile eines Stücki (diese wunderbare Ruhe, diese Leere!) oder des St. Jakob-Parks. Bis auf etwas Dekoration der einzelnen Geschäfte hat also auch das mit Fasnacht nichts zu tun.

4. Arbeiten Sie. Wie sonst auch.

Das Büro, ein Tempel der inneren Einkehr. ©unsplash.com

Wenn Sie zur Mehrheit dieser Stadt gehören, arbeiten Sie sowieso nicht in der Innenstadt. Und sehr wahrscheinlich auch nicht in einem Medienhaus. Also ist ihr Büro mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die beste fasnachtsfreie Zone überhaupt. Hier ist es vor der Fasnacht wie während der Fasnacht und auch nach der Fasnacht. Mit dem Vorteil, dass die fasnachtswahnsinnigen Kollegen nicht mal da sind. Diese Ruhe, diese Einkehr, diese wunderbare Normalität – mehr Spiessertum kann man sich nicht wünschen. Einzig ihren Arbeitsweg müssen Sie vielleicht überdenken, wenn der über den Bahnhof oder quer durch den Fasnachtsperimeter führt. Notfalls können Sie ja immer noch einen Schreibtisch in einem dieser modernen Arbeitssilos anmieten. Von denen gibts unter anderem auch beim Hafenareal und so weit an die Grenze wagt sich Frau Fasnacht garantiert nicht.

5. Auf ins Basler Tropenland!

Ein Traum in Grün: Die Basler Victoria-Seerose. ©Botanischer Garten, Universität Basel

Sie könnten auch ins Fitnessstudio. Oder in den Zoo. Oder Klaus Littmanns «Central Station» besuchen. Aber der botanische Garten hat doch irgendwie mehr Klasse. Die Lage am Spalentor garantiert eine schnelle Flucht aus dem fasnachtstrunkenen Räppli-Universum und die Wärme und das Grün lassen vergessen, dass der Sommer noch sehr weit weg ist, weil die Maskierten ja immer noch den Winter oder was auch immer austreiben. Perfekt für die kurze oder lange Flucht aus dem wilden Gestöber einer Stadt, die Kopf steht. Und wenn man rauskommt, kann man immer noch entscheiden, ob einem die Fasnacht wirklich zuwider ist oder ob man ihr vielleicht nicht doch eine Chance geben will. Denn nie ist Basel so friedvoll vereint, so aufgestellt und so herrlich wild wie während dieser drei Tage an der Schwelle zum Frühling.

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