Mit dem Druck steigt die Ratlosigkeit: Sicherheitsdirektor Baschi Dürr. Bild Keystone
Mit dem Druck steigt die Ratlosigkeit: Sicherheitsdirektor Baschi Dürr. Bild Keystone
  • Andy Strässle
  • Aktualisiert am

Rat- und tatlos in der Krise: Baschi Dürr im Sturm des nächsten Skandals

Während im letzten Sommer ein Basler Polizist wegen eines Sexskandals freigestellt werden musste, aber trotzdem weiterarbeitete, bis die Sache aufflog, schwiegen die Verantwortlichen beharrlich. Allen voran Regierungsrat Dürr. Im Fall des «türkischen» Spitzels gibt man sich trotz Informationen aus Bern ahnungslos. Schon wieder.

Eine teure Party mitsamt Alpenflug für das Polizeikader nach dem Euro-League-Final, ein Sex-Skandal im Herbst, die Dienstwagenaffäre und jetzt ein Erdogan-Spitzel vor dessen Aktivitäten die Berner Bundespolizei die Basler Polizeispitze gewarnt hatte. Obwohl der Druck durch Medien und Politik steigt, wirken die operativ Verantwortlichen und ihr Chef Baschi Dürr schon wieder ratlos und verschanzen sich hinter Zuständigkeiten und Formalitäten.

Der Basler SVP-Nationalrat Sebastian Frehner nimmt Sicherheitsdirektor Baschi Dürr ein Stück weit in Schutz: «Man kann jetzt nicht sagen, dass die Dienstwagenaffäre etwas mit dem Fall zu tun hat, dass die Basler Polizei von einem Spitzel eines anderen Staates unterwandert wird.» Er sagt auf Nachfrage aber auch: «In der Vergangenheit konnte man schon verschiedene Male den Eindruck gewinnen, dass die Führung der Basler Polizei nicht optimal sei.»

Unterdessen hat sich Regierungsrat Dürr aus der Schusslinie gebracht, indem er sagte, seine Kommandanten hätten ihn nicht informiert. Polizeidirektor Gerhard Lips und sein Stellvertreter Rolf Meyer spielen unterdessen auf Zeit. Noch immer ist nicht klar, ob sie die Meldung der Bundespolizei über den Sicherheitsassistenten, der für Erdogan gespitzelt haben soll, zur Kenntnis genommen hatten oder nicht.

Parlamentarische Untersuchung gefordert

Für die SVP und Sebastian Frehner ist das gravierend. Deshalb fordert die Basler SVP eine parlamentarische Untersuchung. Frehner sagt, er kenne zwar die Abläufe im Departement nicht, doch es sei schon etwas speziell, wenn die Polizeispitze trotz vorliegender Informationen einfach nicht auf das Problem reagiert habe. Wenig Freude hatten auch die Basler Sozialdemokraten an der jüngsten Polizeiaffäre: Die sonst für Multi-Kulti-Fragen zuständige Partei zeigte sich besonders entsetzt darüber, dass die Hinweise aus Bern nicht ernst genommen worden seien.

Vor den Wahlen letzten Herbst hatte sich Regierungsrat Dürr lange hinter seinem Kommunikationsstab verschanzt, erklärte dann aber doch auf Anfrage von barfi.ch: «Wir pflegen eine Kultur der kritischen Selbstkontrolle und sind jederzeit bereit, im ganzen Departement Unstimmigkeiten aktiv anzugehen.»

Diese «kritische Selbstkontrolle» hielt die Chefs der Polizei nicht davon ab, in jedes Fettnäpfchen zu treten, dass zu finden war. Sei es eine teure Party nach dem Europa-League Final Liverpool gegen Sevilla. Sei es das Mauern bei der Dienstwagen-Affäre. Während sich auch SVP und SP darin einig sind, dass die Basler Polizei gute Arbeit leiste, so bleibt die Führungsschwäche eklatant: Baschi Dürr hat nach seiner knappen Wiederwahl in die zweite Regierungsperiode keine hundert Tage gebraucht, um den nächsten Skandal auszusitzen. Schweigend. Ratlos.

Was ist Deine Meinung zum Thema? Diskutieren Sie mit uns auf Facebook. 

Weitere Titelgeschichten unter News Basel.