Foto: L'Unique
Foto: L'Unique
  • Christian Platz
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Rock’n’Roll is here to stay: Jimi, Janis, Keith und Co. dürfen bleiben

L’Unique heisst das Basler «House of Rock» am Gerbergässlein 20, das auch für das grosse, farbige Graffiti an der gegenüberliegenden Wand verantwortlich ist. Dieses Bild rückte ins Fadenkreuz der Basler Denkmalpflege. Doch jetzt ist alles klar: Die Strassenkunst darf bleiben.

«Bestandesgarantie»

Bei den Betreibern des Bar-, Restaurant-, Kunst-Hauses im Herzen der Basler Innerstadt ist nun endlich erfreuliche Post vom Denkmalschutz in den Briefkasten geflattert. Das grosse Graffiti an der gegenüberliegenden Wand darf bleiben. Kurz nach einer Geschichte von barfi.ch verfügte der Denkmalpfleger bekanntlich, dass dieses Wandbild gestoppt und eventuell sogar beseitigt werden müsse, was ein grosses Hallo und eine Unterschriftensammlung auslöste. Darauf folgt nun eine frohe Botschaft: Weil es innerhalb und ausserhalb Basels einen hohen Bekanntheitsgrad habe, erteilt der Denkmalschützer Daniel Schneller dem Graffiti jetzt sogar eine «Bestandesgarantie». Auf der bereits bemalten Fläche dürfen zudem jederzeit Veränderungen umgesetzt werden, solange eine Einwilligung des Gebäudeeigentürmers vorliegt.

Es wäre eine traurige Wand...

Es wäre eine traurige Wand, wenn jenes mächtige Graffitti sie nicht verschönern würde, das viele grossartige Rock-Legenden zeigt – und in den letzten Jahren stetig verbessert wurde. Der Künstler, der hier aktiv ist, heisst Marc Bellé. Er ist mit seiner Arbeit stetig gewachsen, die Proportionen, die Vielfalt, die Originalität des Werks wurden über die Jahre laufend verfeinert. Heute ist es aus dem Gässlein nicht mehr wegzudenken, erfreut jung und alt. Es ist an der Zeit, das Augenmerk auf die Hintergründe dieses Werks zu richten, das die Kultur des Rock’n’Roll in bunten Farben feiert.

Herzblut

Hinter dem L’Unique, dem Basler House of Rock, steckt vor allem eins: Herzblut. Andy Ibach, der Gründer des Betriebs, sammelt seit Jahrzehnten Kunst, die mit der Rockgeschichte zu tun hat. Beruflich ist er mit seiner Sanitärfirma unterwegs, ein Handwerker mit Stolz und Prinzipien. Doch sein Puls schlägt im Rhythmus des Rock’n’Roll. Und dies gilt auch für sein überaus engagiertes Team. Das L’Unique könnte durchaus auch in Memphis, Tennessee, oder New Orleans, Louisiana, stehen. Es ist inspiriert von gemütlichen US-amerikanischen Musikbars. Es legt Zeugnis ab über die Geschichte einer Musiktradition, einer Lebenskultur, die es seit über 70 Jahren gibt - und bringt damit Leben und Groove in die Basler Innerstadt.

This house is rocking

Unermüdlich sammelt Ibach Kunstwerke von Rockmusikern, Artefakte und Antiquitäten aus der Rockgeschichte, gleichzeitig war es schon immer sein Traum, eine Bar oder ein Restaurant zu betreiben. Mit L’Unique sind beide Elemente zusammengewachsen. Dabei schauen Ibach und seine Leute nicht nur ins Ausland, sondern sind auch an der lokalen Rockszene interessiert, veranstalten kleine aber feine Konzerte, werden künftig auch die Handabdrücke von Gewinnern des Basler Rocksterns in ihre Rock’n’Roll Hall of Fame einbauen, in Bronze gegossen. Sie verbreiten in ihrer Beiz eine unkomplizierte freundliche Stimmung – unter den Motto: This house is rocking!   

Malende Rockstars

Vor einigen Jahren hat Ibach Neil Glaser kennen gelernt, der Amerikaner ist eine Art Kunstagent für malende Rockstars, ein persönlicher Bekannter der beiden noch lebenden Beatles, Paul und Ringo, um nur die Spitze des Eisbergs zu nennen. Diese Freundschaft brachte Andy Ibachs Sammlung in eine ganze neue Dimension. Es ist kaum zu glauben, welch einmalige Bilder und Objekte er über die Jahre zusammengetragen hat. Katalogisiert und gepflegt wird die Sammlung von Corinne «Coco» Erbacher, die voll in dieser Arbeit aufgeht. 

Lebenstraum

Das L’Unique ist nicht einfach eine kommerzielle Idee, sondern die Verwirklichung eines Lebenstraums, das spürt man angesichts der liebevollen Ausstattung des Lokals, der Freundlichkeit des Teams, der Begeisterung, mit der hier die Kultur der Rockmusik gelebt wird. Gut befreundet ist die Crew des Hauses etwa auch mit Norbert Mandel vom Z7 in Pratteln, der hier schon kleine akustische Konzerte veranstaltet hat. Und Andy Ibach macht keinen Hehl daraus, dass er die Behandlung des Z7 durch die Gemeinde Pratteln und die Migros als Skandal empfindet: «Da baut jemand jahrelang etwas auf, dass in der Region einmalig ist – und dann wird er derart im Regen stehen gelassen. Das darf doch einfach nicht wahr sein.»

barfi.ch bleibt dran

Am Anfang musste Ibach sein House of Rock noch quer-subventionieren, mit seinem Handwerksbetrieb. Heute läuft der Laden gut, hat eine aufgestellte Stammkundschaft und ist voll auf Kurs. Kein Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen, denn echte Rock’n’Roller schlafen nie. Bald wird L’Unique weitere Aktivitäten bekanntgeben. barfi.ch bleibt dran!