• Nathan Leuenberger
  • Aktualisiert am

Rüpelhafte BVB-Fahrgäste: Ein Boxer und Kinder richten, was der BVBär nicht mehr kann

Es gibt wenig ungeschriebene Regeln fürs Drämmlifahren. Trotzdem: Die Rüpel sind zahlreich, die Zwängler auch und die Drängler erst recht. Ob jung oder alt, die Basler Verkehrsbetriebe setzen wieder zur Fahrgasterziehung an. Ohne Plüschbär, aber unter anderem mit einem Profi-Boxer.

Der BVBär ist auch auf Facebook. Freunde hat er aber keine...

Der BVBär ist auch auf Facebook. Freunde hat er aber keine...

Der BVBär. Allein der Name macht schon nostalgisch. Er war das Maskottchen einer ganzen Generation. Gemütlich grinste er da auf dem Bild im Tram, darüber ein hübscher Spruch, der etwas mit Anstand und Tramfahren zu tun hatte, aber darauf achtete man sich sowieso nur so halb, der Bär mit der Uniform der Basler Verkehrsbetriebe – inklusive Mütze – war der Blickfang. Vor allem war er überall. Jetzt ist er aber schon fünf Jahre pensioniert und wie man sich im Tram benimmt, hat uns seither auch keiner mehr so richtig lieb gesagt.

Dabei ist es ja so simpel. Aussteigen lassen, bevor man selbst einsteigt. Sitzplatz den Betagten freigeben. Goldene Regeln, gebrandmarkt im Unterbewusstsein der Basler Drämmlifahrer. Sei es durch elterliche Erziehung, Zurechtweisung durch andere Fahrgäste oder vielleicht eben der einen oder anderen Kampagne der BVB. Für den Umgang mit den Mitfahrenden war meist der BVBär das gute Gewissen, das in den Drämmli hing: «Es meint au unsre BVBär, dass e Lächle nätter wär» Half nicht immer, lockerte aber doch ein bisschen die Stimmung. Bis 2012, dann fand er kein Platz mehr auf Plakaten, wurde von den Wagons entfernt und ersatzlos aus der Unternehmensstrategie gestrichen. Den Platz nahmen teils clevere Kampagnen ein – mit Wortwitz, aber ohne Maskottchen. So machte die BVB erst letztens mit ihren schwarzen und ironischen Schildern auf die Nachteile des Schwarzfahrens aufmerksam. Witzig. Aber keine Ikone.

Bild: BVB

Bild: BVB

Promis und Kinder sollens richten

Nun der neuste Streich der Basler Verkehrsbetriebe. Das Basler Kindertheater und eine Hand voll Prominenz übernimmt die Aufgabe. Dafür produziert die BVB eine Reihe von Kurzvideos, die jeweils eine Verhaltensregel ansprechen. Zu sehen sind die Spots nun auf den Bildschirmen im Tram und auf den Kanälen in sozialen Medien. «In einer ersten Tranche sind sechs solcher Kurz-Clips geplant» so BVB-Mediensprecher Benjamin Schmid gegenüber barfi.ch.

Zwei Clips sind schon veröffentlicht: In einem lernt zum Beispiel der Basler Boxer Arnold «The Cobra» Gjergjaj Respekt vor den aussteigenden Personen. Ja, lernen, nicht lehren. Ganz ausproduziert ist das Projekt noch nicht: «Die Dreharbeiten für die Clips 3 und 4 (mit Tamara Wernli und -minu) fanden am vergangenen Freitag statt, die Veröffentlichung dieser Clips ist für Ende März geplant.» Clip 5 und 6 sollen dann spätestens bis Mai folgen.

Arnold, lass die Fäuste stecken

Wie genau die Idee zu den Clips kam, will Schmid nicht verraten. «Die BVB ist ein innovatives und kreatives Unternehmen» meint er nur. Mit diesen Videos sollen das auch die Fahrgäste sehen: «Wichtig war uns dabei, nicht mit dem Zeigefinger zu agieren, sondern unsere Fahrgäste mit einem – typisch baslerischen – Augenzwinkern an diese bekannten Regeln zu erinnern.» Das kommt scheinbar an: die beiden bereits veröffentlichten Folgen des «ÖV-Knigge» wurden in kurzer Zeit schon über 5’000 Mal auf Facebook angeschaut. Wie viele es im Tram sind, kann Schmid nicht beziffern. Jedenfalls sei das Feedback bis jetzt sehr gut.

Persönliche Erfahrungen zeigen: die Basler wieder auf die ÖV-Knigge aufmerksam zu machen ist gar keine schlechte Idee. Dringenden Handlungsbedarf habe man bei den BVB zwar nicht gesehen, sagt Schmid, aber die BVB seien davon überzeugt, dass ein Erinnern an diese Regeln der Sache sicher nicht schadet. Und wenns der BVBär schon nicht für hinbekommt, klappt es vielleicht mit Arnold, der Cobra. Auch wenn er für die Dreharbeiten seine Fäuste stecken liess.

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