Gewalt ohne Ende: Nach dem Heimspiel am Samstag wurden zwei Besucher spitalreif geprügelt. Symbolbild: Keystone
Gewalt ohne Ende: Nach dem Heimspiel am Samstag wurden zwei Besucher spitalreif geprügelt. Symbolbild: Keystone
  • Andy Strässle
  • Aktualisiert am

Schande ohne Ende: Der FC Basel bekommt seine Gewalttäter nicht in den Griff

Innen im St. Jakob-Park lieferten die «jungen Wilden» von Raphael Wicky gegen Thun ein tolles Spiel. Draussen auf der Fanplattform dagegen wurden zwei Berliner Matchbesucher von einem Dutzend teilweise vermummter FCB-Fans spitalreif getreten.

Verprügelt, auf den Boden geworfen und gegen den Kopf getreten: Für zwei Berliner, die mit Basler Kollegen das Heimspiel des FC Basel gegen Thun im St. Jakob-Park besucht hatten, endete der Abend auf der Notfallstation des Basler Universitätsspitals. In der Hitze des Gefechts sprach die Medienmitteilung der Polizei gestern Nachmittag zuerst davon, dass es sich um zwei Hertha Berlin Fans handle, die sich aber nicht als solche zu erkennen gegeben hatten. Natürlich darf selbst das kein Grund sein, von einem Dutzend Vermummten auf der Fanplattform spitalreif geprügelt zu werden.

Angriff etwas «Neues»

Auf Nachfrage spricht Peter Gill von der Basler Staatsanwaltschaft zwar von einem «Einzelfall» – aber auch davon, dass diese Form eines zufälligen Angriffs auf «normale» Matchbesucher etwas «Neues» sei. In einem Fanforum hat allerdings ein Mann eine andere Erklärung: «An dieser Geschichte ist was faul. Die Opfer wollen nur deswegen verprügelt worden sein, weil sie Hertha Fans sind. Als Hertha Fans haben sie sich aber nie geoutet. Ich gehe eher davon aus, dass die Opfer mit den falschen Leuten einen Streit angezettelt haben. Es soll ja beispielsweise Leute geben, die sich mitten in die Fankurve stellen und sich dann über die Fahnen beschweren, welche einem die Sicht nehmen.» Immerhin hat der Kommentierende insofern recht, dass an dieser Geschichte etwas gar nicht stimmig ist.

Im April 2016 war die Situation auf der Fanplattform schon einmal eskaliert. Eine Polizeipatrouille war offenbar zu nahe an den Fans vorbeigegangen, als diese ihre Fahnen zum Auto bringen wollten. Daraufhin fühlten sich die Fans bedroht und es kam zur Eskalation. Ein Polizist wurde verletzt und ein Fan verlor durch den Einsatz von Gummischrot ein Auge. Vielleicht hat die Frau in besagtem Forum darum die Nase voll: «Wenn man heutzutage ins Joggeli an einen Match geht, hat man das Gefühl, man ziehe in den Krieg, so viel Polizei in Vollmontur ist um das Stadion nötig. Trotzdem können einen nach einem Match unmittelbar hinter den Ausgängen schwarzvermummte Schläger Matchbesucher attackieren und verletzen!»

...als ziehe man in den Krieg

Nach den Ausschreitungen 2016 bekamen die Fans im Ausgang beim Sektor D eine eigene Bar und die Polizeidirektoren Baschi Dürr und Isaac Reber hatten sich mit dem FCB an einen runden Tisch gesetzt. Sie versprachen, alles zu tun, damit solche Gewaltexzesse nicht mehr vorkämen. Genützt hat es wenig, so macht man sich auch in der Muttenzerkurve Gedanken: «Als Lang-MKler schäme ich mich zutiefst für solch feige Angriffe. Wir waren früher auch keine Engel, aber es geht gar nicht, in Überzahl auf Leute loszugehen. Auch noch feige vermummt! Es geht auch gar nicht, auf Fans loszugehen, nur weil sie aus irgendeiner anderen Stadt sind, notabene noch in der Muttenzerkurve sitzen mit Basler Kollegen, also eher Groundhoppers sind. Supercoole Aktion....schämt Euch!»

Die neuerliche Eskalation von Samstag ist deshalb nicht nur ein einzelnes Ereignis, sondern sie steht in einer Tradition der Gewalt, die rund ums Joggeli eine zunehmend höhere Eskalationsbereitschaft zeigt. Dass es sich mutmasslicherweise um Täter aus der Muttenzerkurve gehandelt haben soll, macht die Sache nicht besser: Es zeigt, dass das Problem in den eigenen Reihen, in den eigenen Rängen wieder wächst. Während Polizei und Staatsanwaltschaft auf Hinweise hoffen, um die Täter dingfest zu machen, bleibt dem Fussballfan Hilflosigkeit. Und man kann eigentlich dieser Forumsautorin nur zustimmen: «Es wird irgendwann so weit führen, dass man keinen Fussballmatch mehr besuchen will oder kann.»

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