Fotos: Keystone / bs // Montage: barfi
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  • Andy Strässle
  • Aktualisiert am

Scherbenhaufen Basler Museumspolitik: Konzept am Boden, alle Verantwortlichen weg

Die Gesamtregierung kippt die Basler Museumsstrategie. Das Parlament will wissen, was los ist. Regierungsrätin Elisabeth Ackermann will bald informieren

Philippe Bischof hat den Stress jedenfalls nicht mehr. Im Sommer geht der oberste Basler Kulturbeamte zu Pro Helvetia. Im Interview mit Telebasel wich er denn auch leicht verlegen aus, als er auf das Debakel mit der Museumsstrategie angesprochen wurde. Klar, er hätte das Konzept gerne vorgelegt, aber dafür sei einiges anderes gelungen, so etwa der Erweiterungsbau des Kunstmuseums oder die Überarbeitung der Filmförderung.

Die Strategie ist mittlerweile eine Leiche auf den Schreibtischen des Departements. Sieben Jahre lang – also beinahe die ganze Amtszeit von Regierungspräsident Guy Morin – war daran gearbeitet worden. Die fertig ausgearbeitete Strategie hatte der abtretende Regierungspräsident Ende des letzten Jahres seinen Regierungskollegen vorgelegt. Dann kam das Verdikt: abgelehnt.

Massive Kritik im Parlament

Wie die Mitglieder der Bildungs- und Kulturkommission wissen, ist es zum Streit gekommen. Zwar will niemand das Kommissionsgeheimnis allzu stark verletzen, doch der Unmut ist gross: Die Rede ist von Misswirtschaft und Baumängeln beim Neubau des Kunstmuseums. Gleichzeitig stünde im nicht öffentlich einsehbaren Bericht auch, dass Regierungspräsident Morin und Kulturdirektor Bischof schon früh von Mitarbeitern über die Missstände im Historischen Museum aufmerksam gemacht worden seien.

Im Parlament herrscht mittlerweile Ungeduld. So liess sich SP-Grossrat Tobit Schäfer und Präsident der Geschäftsprüfungskommission in der «bz Basel» zitieren, das Präsidialdepartement betreibe «Arbeitsverweigerung». Ein Veröffentlichungstermin müsse her, die Strategie soll fertig werden.

Erste Prüfung für Elisabeth Ackermann

Auf Anfrage von barfi.ch verspricht Melanie Imhof, Mediensprecherin der neuen Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann, dass Morins Nachfolgerin in den nächsten Tagen informieren werde. Dann nämlich seien die ersten hundert Tage vorbei und die Regierungspräsidentin werde ihr Schweigen brechen. Im Parlament wird unterdessen fleissig spekuliert: Auch darüber, was im noch nicht veröffentlichten Papier der Regierung stehen könnte.

Zu Bedenken gilt es etwa, dass ein Neubau des Naturhistorischen Museums ansteht. Zudem waren beim Prestigebau des Kunstmuseums für 100 Millionen Franken die Kosten um acht bis zehn Millionen überschritten worden. Mit viel Pomp und Glanz eröffnet, klopften sich die Verantwortlichen selbst auf die Schultern. Der Glanz jedoch verblasste schnell: Technische Pannen und Baumängel kamen zum Vorschein und das Baudepartement meldete, man sei daran, diese Mängel nach und nach zu beheben.

Nach Abgang um Abgang: Alle Verantwortlichen weg

Es fällt auch auf, dass der Projektleiter beim Kunstmuseum Stephan Charles nur wenige Monate nach der Eröffnung zum Schweizer Fernsehen wechselte. Nach acht Jahren liess sich Regierungsrat Morin schon gar nicht mehr aufstellen. Im Sommer tritt auch Philippe Bischof ab. Die Situation ist mittlerweile so, dass von den Verantwortlichen bei der Schlussabrechnung niemand mehr da sein wird.

Unterdessen steigt der Druck auf Regierungspräsidentin Ackermann. Denn der Bund will die Museumsfinanzierung neu regeln. Konkret sollen mehr Mittel der Kantone in die Museen fliessen. Zusätzliche Mittel müssten dann vom Parlament bewilligt werden und die Geheimniskrämerei hätte ein Ende. Kulturchef Philippe Bischof sei gerade geschäftlich im Ausland und könne nicht für eine Stellungnahme erreicht werden, heisst es im Präsidialdepartement. Die Basler Museumspolitik ist ein Scherbenhaufen. Da passt auch das gut ins Bild.

Ausschnitt aus dem Bericht der Bildungs- und Kulturkommission. Die Unsicherheit rund um die fünf Basler Museen besteht schon länger.

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