Noch ist nicht ausreichend bekannt, ob und wie schädlich e-Zigaretten sind. Dennoch findet die tabakfreie Alternative immer mehr Anhänger. Auch in Basel gibt es mehrere Shops für den Dampfer-Bedarf, die Geräte in jeder Form und Farbe und dazugehörige Flüssigkeiten, genannt e-Liquids, in jeder Geschmacksrichtung anbieten. Nur eines gibt es dort nicht: Nikotin. Wer die echte Raucherladung will, hört lapidar: «Fahren Sie nach Weil.»
Wer jedoch beharrlich nachfragt, hört nach ein paar «Nein, dürfen wir nicht, haben wir nicht» nicht selten doch noch ein «Okay, wie viel solls denn sein?». Unter der Theke erscheint, wie aus dem Nichts, ein unbeschrifteter Flacon, aus dem das Nikotin dem e-Liquid nachträglich beigefügt wird. Oder es gibt sogar ein zweites Lager mit Fläschchen, die mit denen in der Auslage praktisch identisch sind, nur eben mit. Wieder andere Händler reichen stumm die Visitenkarte eines grenznahen ausländischen Online-Händlers, mit dem sie bevorzugte Konditionen ausgehandelt haben.
Wenn das Gesetz an der Realität vorbei schiesst
Neben dem Nikotin-Verbot ist es zu allem Übel auch noch erlaubt, als Privatperson im Internet gewisse Mengen zum Eigenbedarf zu bestellen. Die Verkäufer machen aus ihrer Enttäuschung über das widersprüchliche Gesetz keinen Hehl. Da die Lösung für die Kunden nur eine Trämmlifahrt entfernt liegt, fühlen sich die lokalen Shops zum Schummeln praktisch genötigt. Man sieht wahlweise die Tabaklobby oder den Gesetzgeber in der Schuld. Oder beide. Sicher ist, dass dies für sie ein unhaltbarer Zustand ist.
Das eigentliche Problem: Der Gesetzgeber weigert sich, die eZigi den gewöhnlichen Zigaretten gleichzustellen. Die Verkäufer verbergen ihre Enttäuschung nicht. An ihnen liegt es schliesslich, zwischen den Fronten zu vermitteln. Sie müssen den eigenen guten Ruf aufs Spiel setzen, den sie sich zu erarbeiten versuchen. Aber ohne legales Nikotin sind ihnen die Hände gebunden. Warum genau das Nikotin als problematisch angesehen wird, leuchtet ihnen nicht ein. Man bekommt es ja an jedem Kiosk in unbegrenzter Menge – einfach in noch schädlicherer Zigarettenform.
Trotz dem Hoffnungsschimmer können die Händler nicht bis 2018 warten
Es glaubt wohl niemand, dass das tägliche Inhalieren des Frostschutzmittels Propylenglycol – es findet sich auch in gewöhnlichen Zigaretten und produziert den berühmten Theaternebel – nur gesund sei. Nicht einmal die hiesigen Händler, die sich selbst für eine bessere Regulierung stark machen. Die Angst der Gesetzgeber, man würde e-Zigis als «gesund» anpreisen und so nichts ahnende Nichtraucher konvertieren wollen, sehen die Händler als unbegründet: Die Kunden seien im Normalfall bereits Raucher.
Sie wollen dem Teer und Gestank absagen, den Schaden minimieren, da sie es nicht schaffen, ganz aufzuhören. Ein Produkt ohne Nikotin ist für sie schlicht nutzlos. Eine andere Befürchtung ist, dass Jugendliche mit süssen Aromen zum Rauchen verleitet würden. Eine gesetzliche Altersbeschränkung gibt es aber nicht.
Selbsthilfe vor einer Übermacht
Die Dampfer-Verbände versuchen, die ungenügende Regulierung ihres Produktes selbst zu kompensieren. So plädieren sie für zukünftige Nikotin-Obergrenzen und setzen das Verkaufsalter für ihre Produkte bereits jetzt auf 18 Jahre. Zum Vergleich: Noch immer gibt es in vier Kantonen überhaupt keine Altersgrenze für Zigaretten. Sogar Babys dürfen paffen, erwachsene «Dampfer» bekommen aber kein Nikotin. Dass das kompletter Unsinn ist, wird niemand bestreiten.
Die andere Befürchtung der Händler: Die grossen Tabakfirmen würden sich seit Jahren in die eZigaretten-Industrie einkaufen und erhalten mit dem unsinnigen Gesetz sogar Schützenhilfe, ihre Macht auszubauen. Der blanke Hohn. Die Basler Shops sind sich einig, ohne das begehrte Nikotin sind ihnen die Hände gebunden. Ihr Hoffnungsschimmer: Das neue Tabakgesetz, welches nächstes Jahr in Kraft treten soll. Der Verkauf von der Flüssigkeiten soll erlaubt werden, zudem folgt eine Altersbeschränkung. So, wie es in Deutschland bereits der Fall ist. Und so, wie es auch sein sollte. Bis dahin ist es aber noch eine lange Zeit, und die hiesigen Shops werden wohl oder übel weiterhin im Hinterzimmer mit hochkonzentriertem Nikotin panschen müssen.
Was ist Deine Meinung zum Thema? Diskutiere mit uns auf Facebook.
Weitere Titelgeschichten unter News Basel.