Sorge um die Suppen- und Wärmestube «Soup & Chill» im Gundeli.
Sorge um die Suppen- und Wärmestube «Soup & Chill» im Gundeli.
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Soup & Chill: «Obdachlose haben kein Wochenende oder Ferien»

Ende Januar konnte sich Basel-Stadt mit Ach und Krach dazu durchringen, die Suppenküche Soup & Chill bis Ende März zu finanzieren. Gleichzeitig stellte sie der Stube für Obdachlose hinter dem Bahnhof ein Ultimatum.

«Es geht um eine Suppe und etwas Brot, um Himmels willen», sagt Beatrice Isler gegenüber barfi.ch. Die CVP-Grossrätin hat im Gundeli 21 Jahre lang Quartierarbeit geleistet. Jetzt ist sie entsetzt, dass die Zukunft der Suppenküche «Soup & Chill» hinter dem Bahnhof immer noch ungewiss ist. In der aktuellen Ausgabe der Gundeldinger Zeitung weist sie daraufhin, dass die «Differenzen zwischen Soup & Chill und der kantonalen Verwaltung auf dem Buckel der Obdachlosen ausgetragen» würden.

Aber auch all die ehrenamtliche Arbeit, die geleistet worden sei, sei dann umsonst gewesen. Um eine Subvention vom Kanton zu bekommen, musste die Suppenstube erst einmal schuldenfrei werden. Das hat inzwischen Dank der Grosszügigkeit einer Stiftung, die nicht genannt werden will, geklappt.  Dank der Finanzierung der Christoph Merian Stiftung, der GGG und Basel-Stadt von 98 000 (34 000 GGG, 34 000 CM;S, 30 000 Kanton) Franken konnten zudem die Öffnungszeiten bis Ende März für diesen Winter gewährleistet werden. Für nächstes Jahr allerdings müsse Soup & Chill ein «Betriebskonzept»  vorlegen. In der Medienmitteilung von Ende Januar ist der drohende Unterton nicht zu überhören. Ultimativ fordert die drei Geldgeber: «Das beinhaltet auch ein realistisches Budget für die nächste Wintersaison ohne weitere Verluste.»

In Ungnade gefallen

Soup & Chill, das vor allem von privaten Sponsoren und Freiwilligenarbeit getragen wird, fiel in bei den Behörden Ungnade, weil es den Konflikt mit der Notschlafstelle öffentlich machte.  Soup&Chill  durfte zwischen 21.12. und 31. 12 nämlich insgesamt nur gerade 3 Personen -mit bezahltem Bons -in die Notschlafstelle schicken, obwohl man, abgesehen von der Frauenoase, als einzige Institution über die Feiertage abends geöffnet hatte. Das andere «grosse» kantonal subventionierte Abendessens-Angebot, nämlich die Gassenküche, war zwischen Weihnachten und Neujahr geschlossen. Gerade abends «stranden» aber die Menschen, die kein Obdach haben und die man aus der Kälte holen muss. In der Notschlafstelle waren zudem ausreichend Betten leer. 

In den kältesten Tagen organisierte Soup & Chill daher eine Schlafsäck-Sammelaktion, damit die Obdachlosen nicht erfrieren. Es gehe hier nicht um Luxus, nur darum, dass die Obdachlosen auch in den Ferien oder Feiertagen irgendwo sein können. Dazu sieht man sehr gut, dass das Angebot den Menschen hilft», sagt Beatrice Isler, die das Ultimatum der Stadt nicht versteht.

Ultimatum vom Kanton, Sorge im Quartier

So droht der Kanton in der Medienmitteilung vom Januar: «Falls der Verein Soup & Chill die oben genannten Voraussetzungen nicht erfüllen kann, werden die CMS, GGG und das WSU gemeinsam ein Alternativangebot ausarbeiten, damit Menschen in Not, welche sich in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof SBB befinden, eine Aufenthaltsmöglichkeit erhalten.» Hier bezweifelt Isler, dass das der Kanton dies günstiger machen könnte. «Müsste S & C schliessen, überlegte sich die Verwaltung ein alternatives Angebot. Käme das den Kanton letztlich nicht teurer zu stehen?»

Diese Befürchtung teilt Vereinspräsdidentin Claudia Adrario: « Ganz sicher würden sich Stiftungen und private Sponsoren zurückziehen, wenn der Kanton das Ruder übernähme.» Adrario meint auch, dass dieses neue Angebot kaum die in zehn Jahren gewachsenen Aspekte Soup & Chill abdecken. Denn nicht zuletzt habe man den Brückenschlag ins Quartier geschafft, konnte Schwellenängste auf beiden Seiten abbauen und biete auch ein Kulturangebot für den kleinen Geldbeutel. Adrario sagt: «All diese Leistungen kosten den Kanton keinen Rappen, sie werden von Stiftungen und Privaten getragen.»

Würde Soup & Chill im Moment die Vorgaben des Kantons umsetzen, so müsste die Suppenküche ihre Öffnungszeiten reduzieren. Das bringe aber grosse Nachteile meint Isler: «Gerade in Bahnhofsnähe ist es wichtig, dass die Leute von der Strasse wegkommen. Und es gibt ja sonst abends, zur Stosszeit des Pendlerverkehrs,  keinen anderen Ort.»

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