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  • Andy Strässle
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Streng geheim und gut versteckt in der Basler Postkartenansicht: Bunker und Schiessscharten

Zur Basler Postkartenansicht gehören Bunker und Schiessscharten. Zwar wurde entlang der «Widerstandslinie» des Zweiten Weltkriegs nicht scharf geschossen, aber auf der Grossbasler Seite war die «Division Gempen» bis an die Zähne bewaffnet. 

Er war ein friedlicher Mann gewesen, mein Grossvater. Die Kriegsjahre hatten das Leben des jungen aufstrebenden Kaufmanns unterbrochen. Der überzeugte Sozialdemokrat sollte später nie viel über den Krieg reden, aber das Hörgerät war eine Erinnerung an seine Jahre als Funker im Aktivdienst.

Während das Deutsche Reich konkrete Pläne zur Eroberung von Basel schmiedete, bereitete sich das Schweizer Oberkommando auf den Rückzug ins Réduit in den Bergen vor. Die Stadt am Rheinknie sollte zur so genannten «freien Stadt» werden. Eine Stadt, die man kampflos dem deutschen Feind preisgeben würde. Eine Stadt auch, die von den Alliierten nicht verteidigt werden sollte, um die Zerstörung in Grenzen zu halten. Auch die «Zivilaktion» sorgte in den Kriegsjahren für Unsicherheit: Durch diese sollte vor allem ärmere Leute in die Innerschweiz in Sicherheit gebracht werden, falls der Feind noch näher kommen sollte.

Tatsächlich fielen während der Aktivdienstzeit meines Grossvaters entlang des Rheins nur wenige Schüsse, die grossen Schlachten in der Nähe blieben aus. Die Schweiz wurde weitgehend verschont. Dennoch bereitete sich das Land fieberhaft auf den Krieg vor. Basel wurde massiv befestigt. Drei strategische, «in die Tiefe gestaffelten Verteidigungslinien» waren gebaut worden. Die erste Linie war im Kleinbasel, die zweite nutzte den Rhein als natürliche Grenze und die dritte verlief entlang der Bahnlinie nach Frankreich.

Die Brücken sprengen

Die Brückenköpfe waren voller Sprengstoff. Und zwar dermassen, dass etwa die Räumung des Sprengobjektes «Mittlere Brücke» 2001 für ein Rauschen im Medienwald sorgte. Dass die Postkartenansicht des Grossbasels voller Schiessscharten und versteckten Bunker ist, bestätigt Jaqueline Stämpfli von Armasuisse in Bern. So ist gerade unterhalb des Club de Bâle, am Brückenkopf der Mittleren Brücke, «ein sehr schön getarnter Bunker», wie die Bunkerfreunde von Fort.ch schreiben.

Zwar liefert Jaqueline Stämpfli einen Plan mit doch kann man den Bunker nicht mehr betreten. Immerhin wüsste man wie: «Der Zugang zur Anlage erfolgt über die Bootswasserungsstelle. Der einstöckige Infanteriebunker ist mit einer Ein-Maschinengewehr- und einer Beobachtungsscharte in Richtung Westen ausgestattet und mit Schartentopf geschützt. Die ehemaligen Schartentöpfe sind bei der Umnutzung als Clublokal stark verändert worden.» Ansehen kann man sich das Ganze nur von Aussen. Doch der Bunker unter dem ehemaligen Café Spillmann muss «als Element einer Sperre von nationaler Bedeutung» erhalten bleiben.

Handgranatenauswurf über Enten in der Sonne

Während bei nicht besonders hohem Wasser unter dem Café-Bâle-Vorsprung die Enten in der Sonne rumwatscheln, so tun sie das auf eigene Gefahr. Denn beim Bau 1940 hatte die Armee unter Oberst Rentschler weder die Schiessscharten noch den Handgranatenauswurf durch die 1,2 Meter dicke Mauer vergessen. Drin ist der Platz dann eher beschränkt: Der Betonwürfel ist 2,8 auf drei Meter gross, bei einer Höhe von zwei Metern.

Aber nicht nur die Mittlere Brücke wurde kriegsfest gemacht, sondern auch bei der Wettsteinbrücke befindet sich ein gut befestigter Bunker. Auf der Höhe des Letziturms bei der Stadtmauer am St. Alban-Rheinufer steht ein dritter Bunker. Auch dort wurden diverse gut versteckte Schiessscharten angebracht. Bei einem Angriff wäre die historische Stadtmauer also abermals benutzt worden.

Trotz Nichtgebrauch gilt auch hier: Alte Bunker, Schiessscharten und Panzersperren zu entfernen ist in Basel keine Diskussion. So bringt etwa der Bunker im Margarethenpark mitten im Wäldchen nicht viel. Aber: «Der Rückbau von derartigen Betonvolumina ist meist auch für Kantone nur eine allerletztes Mittel», erklärt Jaqueline Stämpfli. 

Während Bunker- und Militärnostalgiker von der Faszination des «Geheimen» sprechen, so blieb der Zweite Weltkrieg für meinen Grossvater ein Erlebnis über das er zeit seines Lebens nicht gerne sprach. Der Anblick von mit Moos überwucherten Panzersperren war ihm stets eher eine Mahnung denn eine Freude.

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