Sunntigsmimpfeli: Als die Tour de France in Basel startete

1982 feierte die Tour de France eine Premiere: Zum ersten Mal startete das schwierigste Radrennen überhaupt in der Schweiz, sogar in Basel. Es wurde als klares Zeichen gewertet, dass dies den Radsport in der Schweiz stärken werde.

Gala-Abend in der Mustermesse 

Am 1. Juli 1982 feierte man den Start der Tour de France mit einem Galaabend im grossen Festsaal der Schweizer Mustermesse. Rund 900 Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur nahmen teil. An diesem Abend wurden auch alle 170 Fahrer vorgestellt. 

Pariser in Binningen

Der erste Tag des Rennens gilt dem Einfahren, dem Prolog. Dieser fand am 2. Juli 1982 zwischen drei und sechs Uhr morgens(?) statt. Die 7.4 Kilometer lange Strecke führte von Binningen nach Oberwil. Es war ein anspruchsvoller Prolog. «Er ist sehr schwer», sagte Auguste Girard, Sportleiter des «Cilo-Aufina»-Teams. Es sei kein Einrollen, sondern ein richtiges Bergzeitfahren, so der Tenor unter den Fahrern.

Die Basler Zeitung beschrieb den Anlass, nicht ganz ohne Bewunderung für die Franzosen: «In Binningen redete man gestern Französisch. Die vielen Autos, die da durch die Quartierstrassen fuhren, trugen meist schwarze 75er Nummernschilder. Dazwischen immer wieder echte Pariser, «Flics» mit blankgewienerten Stiefeln, nonchalant mit knappen Bewegungen dirigierend, von den Baselbieter Polizisten fast ehrfürchtig bewundert. Die Zwischenzeiten, die Schlusszeiten, die Spitzenzeiten wurden auf Französisch durchgegeben, dann erst durfte der Übersetzer die deutsche Version der Zeiten bekanntgeben. Binningen war für einen Nachmittag in französischer Hand. Ein Hauch von Paris, von Côte d’Azur. Für einmal internationales Binningen. Es stand der Gemeinde gut.»

Auch Basler Stefan Mutter fuhr mit

Die 69. Tour de France startete in Basel und führte danach weiter über Nancy nach Mousron in Belgien. Von dort ging es an der Atlantikküste weiter nach Concarneau, Bordeaux durch die Pyrenäen, nach Martique am Mittelmeer hinauf über Saint-Paiest nach Paris. Zum zweiten Mal fuhr der damals 26-jährige Basler Radprofi Stefan Mutter bei der Tour de France mit. «Wir sind nicht so schwach, wie viele Leute meinen. Wenn ich mir die Teams ansehe, die am Start sind, dann möchte ich feststellen: Wir sind guter Durchschnitt, nicht mehr, aber auch nicht weniger», so Mutter im Jahr 1982.  Und so verlief auch die Tour de France.

Tour de France: Abschied von Basel 

Am Sonntagmorgen verliess die Tour de France die Region Basel. Der Start fand bei der Mustermesse statt und führte Richtung Frankreich. Die Basler Zeitung liess die aufregenden Radrenn-Tage in Basel Revue passieren. Erwähnt wurde – wie kann es auch anders sein – der Verkehr: «In Basel-Stadt, von wo aus die Tour de France zur zweiten Etappe startete, blieb das erwartete Verkehrschaos ebenso aus wie in den Gemeinden der Region, welche in irgendeiner Form Verkehrssperrungen wegen der Tour de France anordnen mussten». Grund dafür war das eher geringe Interesse der hiesigen Bevölkerung.

Doch sportlich verlief die 69. Frankreich-Rundfahrt nach dem Geschmack des Publikums. Statt der erwarteten 60'000 Fans waren jedoch nur 25'000 anwesend. Vielleicht lag es am zu schwülen Wetter, am Beginn der Sommerferien. Der plausibelste Grund:  der Eintrittspreis, der mit 15 Franken für die Fans zu hoch war. Wie dem auch sei, die Region Basel war vor 38 Jahren Teil des grossen Radrennens von Frankreich. Ein guter Grund stolz zu sein.